1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Jürgen Roth: Die Gangster aus dem Osten

Henrik Böhme17. Dezember 2003

Ein ganz und gar realer deutsch-russischer Politkrimi. Der Journalist Jürgen Roth enthüllt ein Netzwerk krimineller Machenschaften, das in alle Bereiche von Wirtschaft und Politik reicht.

https://p.dw.com/p/1Ct1U

"Es gibt keine organisierte Kriminalität in Russland." So sagt es das Bundeskriminalamt in Wiesbaden. " Es gibt keine russische Mafia im Ausland." So sagt es der Chef für Kriminalitätsbekämpfung in Moskau. "Russland ist fest im Griff der osteuropäischen organisierten Kriminalität." So beurteilt Europol die Lage.

Buchcover: Roth - Gangster aus dem Osten

Es ist schon ein verdammt heißes Eisen, dass Jürgen Roth auch in seinem neuesten Buch wieder anpackt. "Die Gangster aus dem Osten" - das ist ein echter Polit-Krimi mit allen Zutaten: Geld, Macht, Prostitution, Menschenhandel, Tote. Vor allem aber: Es ist ein ganz realer Krimi, der ganz im hier und heute spielt. Die handelnden Personen: Deutsche Unternehmer, Schweizer Banker, Liechtensteiner Treuhänder, russische Konzernchefs, kriminelle Banden - ja, und selbst ein leibhaftiger Präsident taucht auf.

Real existierende Syndikate

Roth, der seit Jahren versucht, die Strukturen der kriminellen Syndikate zu durchleuchten, ist ein tiefer Einblick gelungen. Ein Einblick, der betroffen macht. Denn die Macht der Verbrecherkartelle ist weitaus realer und umfassender als man glaubt. Und deswegen sagt Jürgen Roth: "Wir sind so verflochten, dass es auch unsinnig wäre, organisierte Kriminalität noch zu bekämpfen, denke ich. Das ist Teil unseres politischen Lebens geworden - damit müssen wir uns einfach abfinden, das ist die Realität. Und deswegen leidet die Polizei darunter, die eigentlich wirklich etwas machen will. Die Justiz, die Staatsanwälte sind nicht einmal mehr ansatzweise in der Lage, langfristig Prozesse zu verfolgen, um die organisierte Kriminalität zu bekämpfen."

Denn das Problem ist keinesfalls mehr nur auf Russland begrenzt. Deutschland spielt eine Schlüsselrolle als Finanzumschlagsplatz. Roth illustriert dies am Beispiel der St. Petersburg Immobilien- und Beteiligungs-AG mit Sitz im hessischen Mörfelden-Walldorf. Sie geriet ins Fadenkreuz der deutschen Ermittler wegen des Verdachts der Geldwäsche. Im Beirat der SPAG saß acht Jahre lang auch ein gewisser Wladimir Putin, Anfang der 1990er Jahre zweiter Bürgermeister von St. Petersburg.

Wladimir Putin
Wladimir Putin (Archivbild)Bild: AP

Jürgen Roth legt mit "Die Gangster aus dem Osten" ein Werk vor, das Maßstäbe setzt - denn so detailliert, so kenntnisreich ist es wohl noch keinem Autor zuvor gelungen, die strukturelle Ausbreitung der organisierten Kriminalität zu beschreiben.

Jürgen Roth
Die Gangster aus dem Osten
Europa Verlag, 2003
ISBN 3-203-81526-5
EUR 19,90