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Italien rettet fast 800 Flüchtlinge

31. Dezember 2014

Zehntausende Menschen in Not suchen Zuflucht in Europa und nehmen den gefährlichen Weg über das Mittelmeer. Jetzt verhindert die italienische Marine vermutlich in letzter Minute eine Tragödie.

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Italien Gallipoli Ankunft Migranten auf Frachter Blue Sky M 31.12.2014
Bild: Reuters

Fast 800 Boots-Flüchtlinge sind vor der italienischen Küste wohl nur knapp einer Katastrophe entgangen. Der Küstenwache gelang es in der Nacht zum Mittwoch, den Frachter "Blue Sky M" mit rund 770 Migranten an Bord in den Hafen von Gallipoli zu bringen. Zunächst war von fast 1000 Flüchtlingen die Rede gewesen, inzwischen korrigierten die italienischen Behörden die Zahl nach unten.

Vertreter der Küstenwache erklärten, die Maschinen des Schiffs und dessen Steuerung seien so eingestellt gewesen, dass es auf direktem Kollisionskurs mit der felsigen Südküste Italiens in der Region Apulien gestanden habe.

Ungebremst Richtung Felsenküste

Italienische Einsatzkräfte konnten erst fünf Seemeilen vor der Küste das Schiff auf Kurs bringen. Sechs Beamte der Küstenwache wurden per Hubschrauber an Bord gebracht. Nach hektischen Versuchen gelang es ihnen in letzter Minute, die blockierte Steuerung zu entsperren. "Es war ein wirklicher Wettlauf mit der Zeit", sagte Küstenwachen-Sprecher Filippo Marini. Die jetzt geretteten Flüchtlinge stammen italienischen Medienberichten zufolge überwiegend aus Syrien.

Um den Frachter hatte es zuvor Verwirrung gegeben. Die griechischen Behörden hatten am Dienstagnachmittag zunächst einen Notruf von einem Insassen des Schiffes erhalten. Dieser berichtete, der Frachter werde von schwer bewaffneten Männern gesteuert. Griechenland entsandte daraufhin eine Fregatte, einen Hubschrauber und zwei Patrouillenboote zu dem Frachter, die nach Angaben der griechischen Hafenpolizei aber nichts Ungewöhnliches entdeckten. Dem Schiff wurde daher die Genehmigung zur Weiterfahrt erteilt.

Offenbar nahmen die griechischen Behörden dabei jedoch nur eine oberflächliche Überprüfung des Schiffes vor. Die italienischen Behörden vermuten, dass der Frachter zu diesem Zeitpunkt unter der Kontrolle von Menschenschmugglern stand, die das Schiff später im Stich ließen.

Untersuchungen zu "Norman Atlantic" laufen noch

Der Vorfall mit dem Flüchtlingsschiff ereignete sich nicht weit von der Stelle, an der die Autofähre "Norman Atlantic" am Sonntag in Brand geraten war. Die italienische Marine und zahlreiche andere Schiffe waren der Fähre zu Hilfe geeilt und hatten 427 Passagiere und Besatzungsmitglieder gerettet. Mindestens elf Menschen starben auf der Fähre, außerdem kamen zwei Seeleute bei den Rettungsarbeiten ums Leben.

Die italienischen Behörden gehen davon aus, dass mehrere Flüchtlinge als blinde Passagiere an Bord gelangt sind. Dies mache es "wahrscheinlich", dass in dem Schiffswrack weitere Leichen gefunden würden, hieß es.

Es wird befürchtet, dass sich in parkenden Lastwagen Migranten versteckten, und dass weitere Passagiere in ihren Kabinen verbrannten oder erstickten. Die italienische Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren zur Aufklärung des Unglücks ein.

haz/wa (dpa, afp, rtr)