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Politik

Israelischer Todesschütze muss in Haft

30. Juli 2017

Dieser Fall hatte weltweit für Aufsehen gesorgt: Ein israelischer Soldat schießt einem verletzten Attentäter in den Kopf. Seine Verurteilung sorgt für eine Kontroverse. Die Berufungsklage wurde jetzt abgelehnt.

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Israel Berufungsgericht bestätigt Urteil gegen Soldaten Elor Asaria
Bild: Getty Images/AFP/D. Bality

Damit muss der wegen Totschlags an einem palästinensischen Attentäter verurteilte israelische Soldat eine 18 Monate lange Haftstrafe verbüßen. Ein militärisches Berufungsgericht bestätigte in Tel Aviv ein vorheriges Urteil gegen Elor Asaria (im Artikelbild zusammen mit seinen Eltern).

Der als Sanitäter eingesetzte Angehörige der israelischen Armee hatte im März 2016 in der Stadt Hebron im Westjordanland einen verletzt am Boden liegenden palästinensischen Attentäter mit einem Kopfschuss getötet. Ein palästinensischer Mitarbeiter der israelischen Menschenrechtsorganisation Betselem filmte den Vorfall, und das Video gelangte ins Netz. Der Fall sorgte weltweit für Aufsehen und löste in Israel eine heftige Kontroverse aus.

Verteidiger wollten Freispruch

Ein Militärgericht hatte Asaria im Januar des Totschlags für schuldig befunden und später zu 18 Monaten Haft verurteilt. Verteidigung und Anklage hatten das Urteil angefochten. Im Prozess forderte die Anklage eine dreijährige Haftstrafe, die Verteidigung einen Freispruch. Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst stand Asaria zuletzt unter Hausarrest.

Während der Urteilsverkündung saß der in Zivil gekleidete Asaria zwischen seinen Eltern. Seine Mutter brach nach der Entscheidung in Tränen aus. Anhänger des Angeklagten demonstrierten vor dem Militärhauptquartier in Tel Aviv. Sie schwenkten israelische Flaggen und forderten einen Freispruch. Viele Israelis sehen in Asaria einen Helden, andere verurteilen seine Tat als Mord.

Das Berufungsgericht entschied, die Zeugenaussagen von Kameraden gegen Asaria seien glaubwürdig. Ein Soldat hatte erklärt, Asaria habe gesagt, der Attentäter habe es "verdient zu sterben", dann habe er auf ihn gefeuert.

"Wie auf einem Schießstand"

Asaria selbst hatte während des Prozesses angeben, er habe befürchtet, der Palästinenser könne einen versteckten Sprengsatz tragen. Das Gericht wies diese Version jedoch ab. Auch ein am Boden liegendes Messer habe keine Gefahr dargestellt, weil es zu weit von dem verletzten Attentäter entfernt gelegen habe, heißt es in der Entscheidung.

Asaria habe stattdessen aus Rache gehandelt und sich "wie auf einem Schießstand" verhalten. Er habe eindeutig gegen die Regeln des israelischen Militärs verstoßen. "Es bestand keine echte und unmittelbare Gefahr" urteilten die Richter. Die Aussagen des Angeklagten seien nicht überzeugend.

Mehrere israelische Politiker hatten im Vorfeld des Urteils dazu aufgerufen, Asaria zu begnadigen. Zu ihnen gehörte auch Regierungschef Benjamin Netanjahu. Israels Verteidigungsminister Avigdor Lieberman schrieb nach der Urteilsverkündung bei Twitter: "Ich bitte die Familie Asaria, das Urteil nicht weiter anzufechten, sondern stattdessen den Generalstabschef um eine Begnadigung zu bitten. Ich bin sicher, dass der Generalstabschef alle schwierigen Umstände in Betracht ziehen wird sowie die Tatsache, dass Asaria ein ausgezeichneter Soldat war."

haz/jj (afp, dpa, epd)