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Israels Christen fordern Bildungsgleichheit

6. September 2015

Die Christen in Israel fühlen sich zunehmend bedrängt und benachteiligt. Nun formiert sich breiter Protest gegen die Streichung staatlicher Mittel für ihre Bildungseinrichtungen. Seit Schuljahresbeginn wird gestreikt.

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Protest von christlichen Studenten in Jerusalem (foto: Getty Images)
Bild: M. Kahana/AFP/Getty Images

Etwa 2500 Demonstranten versammelten sich vor dem Amtssitz von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Jerusalem, um ihrer Wut über die Kürzungen öffentlicher Fördermittel für christliche Schulen Luft zu machen (Artikelbild). Sprecher ihrer Schulverwaltungen beschuldigen die israelische Regierung, an der Diskriminierung anderer Religionen mitzuwirken. Die Streichung der Zuschüsse sei "unfair" und gehöre zur Taktik, die Christen zurück in das staatliche Schulsystem zu zwingen.

Gegen die Rotstiftpolitik sind die 47 hauptsächlich von katholischen, aber auch von anderen christlichen Trägern betriebenen Schulen in Israel seit dem Beginn des neuen Schuljahrs am vergangenen Dienstag in einem unbefristeten Streik.

Vom Ausstand betroffen sind 33.000 Schüler sowie rund 3000 Lehrkräfte. Die große Mehrheit der etwa 160.000 Christen im "Heiligen Land" sind Araber. Arabisch-israelische Parlamentsabgeordnete schlossen sich dem Protest der Schüler, Studenten, Eltern und Lehrkräfte an. "Kein Ausverkauf christlicher Schulen", "Gleichheit für alle Schulen" und "Schwarzer September - keine Schule", war auf ihren Transparenten zu lesen.

Die Verhandlungen über eine bessere Finanzausstattung laufen seit anderthalb Jahren ohne spürbare Annäherung. Am Donnerstag hatte auch Papst Franziskus bei einer Privataudienz für den israelischen Staatschef Reuven Rivlin auf eine "angemessene Lösung" gedrängt.

Gleichbehandlung mit Juden verlangt

"Die Regierung hat die öffentlichen Zuschüsse von ehemals zwei Dritteln auf nur noch 29 Prozent der Gesamtkosten zurückgefahren ", erklärte der Franziskanerpater Abdel Massih Fahim von der katholischen Schulaufsicht zur Begründung des Widerstands. Der Sprecher der katholischen Bischofskonferenz, Wadie Abunassar, ergänzte am Rande der Demonstration: "Die Schulen der ultraorthodoxen Juden haben den gleichen Rechtsstatus wie wir: anerkannt, aber nicht staatlich. Und die werden zu hundert Prozent mit öffentlichen Mitteln finanziert, wobei viele nicht einmal die Grundfächer lehren. Wir verlangen Gleichbehandlung."

Hohe Standards - viele Absolventen

Der Fraktionschef der Araber im Parlament, Ayman Odeh, - selbst Absolvent einer christlichen Bildungseinrichtung -, verwies im Gespräch mit der Agentur AFP auf die hohe Unterrichtsqualität der christlichen Schulen: "Sie machen zwar nur vier Prozent der arabischen Schulen in Israel aus, aber aus ihnen kommt ein Drittel aller arabischen Studenten. Und 87 Prozent aller Araber im israelischen Hightech-Sektor sind Absolventen christlicher Schulen."

Die Christen mit israelischer Staatsangehörigkeit fühlen sich im "Heiligen Land" seit langem bedrängt und diskriminiert. Zur Verunsicherung beigetragen haben mehrere Dutzend Sachbeschädigungen an Kirchen und Klöstern im Land. Dabei wurden zumeist Brandsätze auf die Portale geworfen und Parolen gegen "Götzendiener" hinterlassen. Nur ein geringer Teil der Anschläge wurde aufgeklärt und geahndet.

SC/djo (APE, afp, dpa)