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Israel und Türkei söhnen sich aus

26. Juni 2016

Sie waren enge Bündnispartner, seit einem tödlichen Zwischenfall im Mittelmeer lagen die Beziehungen jedoch auf Eis. Jetzt haben sich Israel und die Türkei nach zähen Verhandlungen versöhnt.

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Die Flaggen der Türkei und Israels (Foto: AFP)

Nach sechs Jahren Eiszeit haben Israel und die Türkei mit einem Anlauf zu einer Normalisierung ihrer Beziehungen offenbar den Durchbruch erzielt. Von der israelischen Regierungsseite verlautete, man habe bei Gesprächen in Rom eine Einigung erzielt. Einzelheiten sollten am Montag mitgeteilt werden.

Vermutlich zu diesem Zweck traf der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu in der italienischen Hauptstadt ein. Dort kam er zunächst mit US-Außenminister John Kerry zusammen. Bei diesem Gespräch sollte es auch um den Konflikt mit den Palästinensern und die französische Nahost-Friedensinitiative gehen. Netanjahu und der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan wollen nach israelischen Berichten an diesem Montag Details einer Einigung beider Länder verkünden.

Grundsatzeinigung schon im Dezember

Bereits im Dezember hatten sich Vertreter beider Seiten bei verschiedenen offenen Fragen grundsätzlich geeinigt. Unter anderem werde Israel für die bei der Erstürmung des Gaza-Hilfsschiffs "Mavi Marmara" im Mai 2010 getöteten Menschen einen Ausgleich von umgerechnet knapp 19 Millionen Euro an die Opferfamilien zahlen, schrieb die israelische Nachrichtenseite ynet am Sonntag.

Israelische Soldaten hatten das unter der Flagge des Inselstaates Komoren fahrende Schiff aus der Türkei vor dem Gazastreifen geentert. Dabei waren zehn Türken getötet worden. Pro-palästinensische Aktivisten hatten trotz Warnungen versucht, eine von Israel verhängte Seeblockade des Gazastreifens zu durchbrechen.

Konkrete Hilfe für Gazastreifen

Die Türkei sei bei den Verhandlungen von ihrer Forderung nach einer Aufhebung der seit zehn Jahren andauernden Blockade des Gazastreifens abgerückt, hieß es in den unbestätigten Medienberichten. Israel werde es dem ehemaligen Bündnispartner jedoch künftig ermöglichen, humanitäre Hilfsleistungen über den Hafen Aschdod in die palästinensischen Enklave zu transportieren. Die Türkei könne im Gazastreifen zudem ein Kraftwerk, ein Krankenhaus und eine Wasserkläranlage bauen.

Im Rahmen des Abkommens werde die Türkei von Klagen gegen israelische Soldaten absehen. Die Botschafter beider Länder sollten außerdem zurückkehren und die Beziehungen wieder umfassend normalisiert werden, hieß es.

Die Türkei unterhält enge Beziehungen zur radikal-islamischen Hamas, die 2007 die Macht im Gazastreifen an sich gerissen hatte. Teil des Abkommens mit Israel sei es, dass die Hamas von türkischem Boden aus keine Angriffe auf den jüdischen Staat ausführen könne, schrieb die Zeitung "Haaretz".

kle/ago (ape, rtre, afpe, dpa)