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Israel und Ägypten um Entspannung bemüht

11. September 2011

Nach dem Sturm auf die israelische Botschaft in Kairo wollen Ägypten und Israel eine weitere Eskalation vermeiden. Beide Seiten schlugen versöhnliche Töne an. Die Bilanz der Randale: Drei Tote und über tausend Verletzte.

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Beschädigtes Gebäude (Foto: AP)
Das Botschaftsgebäude nach dem SturmBild: AP

Ägypten und Israel zeigten sich bemüht, eine weitere Eskalation der Spannungen unbedingt zu vermeiden. Die ägyptische Regierung kündigte an, mit aller Härte gegen Demonstranten vorzugehen und die diplomatischen Vertretungen besser zu schützen. Israel versicherte im Gegenzug, den Friedensvertrag mit dem Nachbarland weiter einzuhalten. Bei den schweren Ausschreitungen gegen die israelische Botschaft waren in der Nacht zum Samstag (10.09.2011) drei Ägypter getötet und rund 1000 weitere verletzt worden. Israelis kamen nicht zu Schaden. Sie wurden von Sicherheitskräften geschützt. Der Angriff auf die Botschaft wurde international verurteilt.

Im Anschluss zeigte sich Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sichtlich bemüht, die aufgebrachten Gemüter zu beruhigen. In einer im Fernsehen übertragenen Rede dankte er den ägyptischen Sicherheitskräften für die Rettung der israelischen Diplomaten und Sicherheitskräfte. Netanjahu kündigte an, dass der israelische Botschafter Jitzchak Levanon so rasch wie möglich wieder nach Kairo zurückkehren werde. "Wir werden den Frieden mit Ägypten beibehalten. Das ist im Interesse beider Staaten", sagte Netanjahu.

Die EU nimmt Ägypten in die Pflicht

Der ägyptische Informationsminister Osama Haikal kündigte ein hartes Durchgreifen gegen mögliche weitere Demonstrationen an. Die Behörden würden alle Bestimmungen des Ausnahmezustandes anwenden, der in Ägypten seit mehr als 30 Jahren herrscht. Unter anderen erlaubt der Ausnahmezustand willkürliche Festnahmen und Schnellverfahren. Er wurde auch nach dem Sturz des Präsidenten Husni Mubarak am 11. Februar nicht aufgehoben.

Während sich das US-Außenministerium tief besorgt nach dem Botschaftssturm äußerte, nahm die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton die ägyptischen Führung in die Pflicht. "Wir vertrauen darauf, dass dieser bedauerliche Vorfall ein einmaliges Ereignis war und dass die Behörden die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Situation zu normalisieren", sagte Ashton in einer am Samstag in Brüssel verbreiteten Erklärung.

Demonstrant zwischen Bränden (Foto: AP)
Bei den Unruhen wurden drei Menschen getötet und mehr als 1000 verletztBild: AP

Massive Kämpfe in Kairo

In der Nacht zuvor hatten gewalttätige Demonstranten die israelische Botschaft in Kairo gestürmt. Der israelische Botschafter und sein Personal mussten in Sicherheit gebracht werden. Sie wurden anschließend aus Ägypten ausgeflogen. Vor dem Botschaftsgebäude lieferten sich aufgebrachte Demonstranten massive Kämpfe mit der ägyptischen Polizei. Beamte wurden mit Trümmern einer niedergerissenen Schutzmauer beworfen, die Polizei setzte Tränengas ein. Mehrere Polizeifahrzeuge gingen in Flammen auf. Nach Angaben der ägyptischen Regierung wurden drei Demonstranten getötet. Außerdem seien mehr als 1000 Menschen verletzt worden.

Bereits seit Wochen kam es vor der israelischen Botschaft in Kairo immer wieder zu Protesten. Auslöser ist der Tod von fünf Ägyptern durch Soldaten der israelischen Armee. Sie waren bei der Verfolgung palästinensischer Extremisten im Grenzgebiet versehentlich erschossen worden. Erst nach erheblichem Drängen der ägyptischen Regierung entschuldigte sich Israel offiziell für den Vorfall. Dennoch erhitzt der Streit mit Israel in Ägypten die Gemüter.

Autor: Martin Muno (afp, dapd, dpa)
Redaktion: Siegfried Scheithauer