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Politik

Israel tötet Dschihad-Militärchef in Gaza

5. August 2022

Nach einer Drohung militanter Palästinenser hat das israelische Militär auf Ziele im Gazastreifen geschossen. Mehrere Menschen kamen ums Leben. Darunter ist auch ein hochrangiger Kommandeur einer Extremistenorganisation.

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Nach israelischem Luftangriff auf Gaza-Stadt
Zerstörungen nach einem israelischen Luftangriff in Gaza-StadtBild: Mohammed Talatene/dpa/picture alliance

Israelische Streitkräfte haben bei Luftschlägen auf den Gazastreifen den Militärchef der extremistischen Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad (PIJ) getötet. Taisir al-Dschabari sei bei dem Angriff gestorben, teilte die PIJ mit. Das israelische Militär bestätige den Tod des hochrangigen Kommandeurs. Demnach war Al-Dschabari verantwortlich für zahlreiche Raketenangriffe aus dem Gazastreifen. Israels Ministerpräsident Jair Lapid sprach im Fernsehen von einer "Anti-Terror-Operation" gegen "eine unmittelbare Bedrohung".

Der Islamische Dschihad wird von der Europäischen Union und den USA als Terrororganisation eingestuft. Zuvor hatte das israelische Militär nach Drohungen des Islamischen Dschihads mehrere Ziele in dem Küstenstreifen beschossen. Nach Angaben der israelischen Armee sind bei dem Luftschlag außer Al-Dschabari zehn weitere Dschihad-Mitglieder ins Visier genommen worden. Sie sollen einen Angriff gegen Israel vorbereitet haben. Auch Militärbasen und Gebäude der PIJ wurden demnach in Gaza angegriffen. Nach israelischen Armeeangaben wurden insgesamt 15 Extremisten getötet. Die Gesundheitsbehörden im Gazastreifen sprachen am Samstag ebenfalls von 15 Toten, darunter ein fünfjähriges Mädchen. Mehr als 120 Menschen seien verletzt worden. 

Ein Sprecher der radikalislamischen Hamas, die im Gazastreifen an der Macht ist, kündigte Vergeltung an: "Die Besatzung", so die Bezeichnung der Hamas für Israel, habe "die roten Linien überschritten."

2019 hatte Israel bereits den Vorgänger von PIJ-Kommandeur Al-Dschabari, Dschihad-Militärchef Baha Abu al-Ata, gezielt getötet. Darauf folgten damals massive Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf israelische Orte und Gegenangriffe der israelischen Luftwaffe in dem Küstenstreifen. Nach einigen Tagen konnte mithilfe von Unterhändlern Ägyptens und der Vereinten Nationen eine Waffenruhe vereinbart werden.

Erhöhte Sicherheitsstufe ausgerufen

Auch nach den israelischen Luftschlägen an diesem Freitag folgten Raketenangriffe aus dem Gazastreifen. Der Islamische Dschihad beschoss nach eigenen Angaben zur Vergeltung mehrere Städte, darunter Tel Aviv, Israels Wirtschaftsmetropole am Mittelmeer. Militante Palästinenser behaupten, mehr als 100 Raketen auf israelische Städte abgefeuert zu haben. Laut einem israelischen Militärsprecher wurden sogar mehr als 190 Raketen abgeschossen.  

Raketen werden aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert
Raketen werden aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuertBild: Fatima Shbair/AP/dpa/picture alliance

Israelischen Medienberichten zufolge gingen die Raketen auf offenem Gelände nieder oder wurden vom Raketenabwehrsystem Iron Dome abgefangen. Rund 35 Geschosse seien innerhalb des Gazastreifens gelandet. Einwohner Tel Avis berichteten, sie hätten Explosionen gehört. In anderen Städten gaben Sirenen Raketenalarm. Die Stadt Tel Aviv öffnete laut Medienberichten aus Sorge vor weiteren Attacken öffentliche Luftschutzräume. Israels Rettungsdienst teilte mit, ihm lägen gebe keine Berichte über Verletzte vor. Für die israelischen Gebiete rund um den Gazastreifen wurde eine erhöhte Sicherheitsstufe ausgerufen.

Die israelischen Luftschläge dauerten am Freitagabend an. Ministerpräsident Lapid teilte mit: "Die israelische Regierung wird es Terrororganisationen nicht erlauben, die Agenda in den Ortschaften am Rande des Gazastreifens zu bestimmen und israelische Bürger zu bedrohen. Wer Israel angreifen will, muss wissen, dass wir zu ihm gelangen werden."

Am Montag war bei einem israelischen Anti-Terror-Einsatz der Anführer des Islamischen Dschihads im Westjordanland, Bassem Saadi, festgenommen worden. Der militärische Arm der Organisation, Saraja al-Kuds, drohte daraufhin mit Angriffen. Der Dschihad ist eng mit Israels Erzfeind Iran verbunden und verübt aus dem Gazastreifen regelmäßig Raketenangriffe auf Israel. Das israelische Militär sperrte über mehrere Tage hinweg Gebiete am Rande des Küstenstreifens ab und erhöhte die Alarmbereitschaft.

Die Europäische Union und Russland riefen beide Seiten zu Mäßigung auf. Die EU  fordere "alle Seiten zur größtmöglichen Zurückhaltung auf, um eine weitere Eskalation und weitere Opfer zu vermeiden", sagte am Samstag ein Sprecher des Außenbeauftragten Josep Borrell. Das russische Außenministerium erklärte seinerseits, es verfolge die Entwicklung mit "tiefer Besorgnis" und fordere alle Seiten zu "maximaler Zurückhaltung" auf. 

gri/AR/ack  (dpa, afp, rtr)