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Politik

Israel empört über UNESCO

13. Oktober 2016

Ein Gremium der Weltkulturorganisation billigt einen Resolutionsentwurf, in dem der Jerusalemer Tempelberg als ausschließlich muslimische Stätte bezeichnet wird. Regierungschef Netanjahu spricht von "absurdem Theater".

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Israel Freitagsgebet Tempelberg Jerusalem
Freitagsgebet auf dem Jerusalemer TempelbergBild: picture-alliance/dpa/M. Awad

Wie in Paris aus UNESCO-Kreisen bekannt wurde, nahm die Programm-Kommission des Exekutivrats der UN-Kulturorganisation eine umstrittene Resolution zu Israels Umgang mit Jerusalem und den heiligen Stätten der Stadt an. Der Text solle nun kommende Woche in der Plenarsitzung des Exekutivrats beraten werden.

In dem Resolutionsentwurf wird Jerusalem als heilige Stadt für Juden, Christen und Muslime bezeichnet. Scharfe Kritik auf israelischer Seite löste ein eigener Abschnitt über den Jerusalemer Tempelberg aus, der für alle drei Religionen eine bedeutende Stätte ist.

Netanjahu: Jerusalems Wurzeln werden ignoriert

Laut einem Bericht der israelischen Tageszeitung "Haaretz" wird in der Passage der Tempelberg als heilige Stätte der Muslime bezeichnet, ohne dass seine Bedeutung für Juden erwähnt werde. Auch der jüdische Name der Stätte, auf der sich bis zu dessen Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 der jüdische Tempel, zentrales Heiligtum Israels, befand, fehlt laut "Haaretz" in der Resolution. Stattdessen würde ausschließlich der muslimische Name "Al Aksa-Moschee" und "Haram al-Scharif" verwendet.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verurteilte die Entscheidung des UN-Gremiums. Damit würden die jüdischen Wurzeln Jerusalems in Frage gestellt: "Zu sagen, dass Israel keine Verbindung zum Tempelberg und der Klagemauer hat, ist wie zu sagen, dass China keine Verbindung zur Chinesischen Mauer hat und Ägypten keine Verbindung zu den Pyramiden." Der Regierungschef sprach von einem "absurden Theater".

Auch der Jüdische Weltkongress (WJC) reagierte entsetzt. Die UNESCO-Entscheidung von Paris sei "beschämend", betonte WJC-Präsident Ronald Lauder in New York. "Es ist eine totale Farce und eine Beleidigung für das jüdische Volk, so zu tun, als seien die heiligen Stätten in Jerusalem nur muslimische Stätten", empörte sich Lauder.

Jerusalem: Dreh- und Angelpunkt im Nahostkonflikt

Eingebracht wurde der Entwurf neben den Palästinensern von Ägypten, Algerien, Marokko, Libanon, Oman, Katar und dem Sudan. Israelische Medien berichteten, 24 Mitgliedstaaten hätten bei der Abstimmung in dem UNESCO-Gremium für den Entwurf gestimmt, 6 Länder stimmten demnach gegen die Resolution, 26 weitere enthielten sich.

Der Status von Jerusalem ist eines der größten Probleme im Nahostkonflikt. Am Streit um den Tempelberg entzündeten sich in der Vergangenheit immer wieder teils gewalttätige Konflikte. Zahlreiche biblische und religiöse Überlieferungen - wie die Erschaffung Adams und Evas, die Opferung Isaaks oder aufseiten des Islam die Himmelsreise Mohammeds - sind mit dem Ort verbunden.

qu/rk (dpa, rtre, afpe, kna)