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Israel beschränkt Zutritt zum Tempelberg

9. Oktober 2015

Nach den jüngsten Messerangriffen auf Israelis hat die Regierung erneut den Zugang zum Tempelberg in Jerusalem eingeschränkt. Arabische Knesset-Abgeordnete bemühen sich unterdessen um Deeskalation.

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Ein Polizist kontrolliert auf dem Weg zur Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg den Ausweis einer Palästinenserin (Foto: Reuters)
Ein Polizist kontrolliert auf dem Weg zur Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg den Ausweis einer PalästinenserinBild: Reuters/R. Zvulun

Angesichts der Eskalation der Gewalt hat Israel erneut den Zugang zum Tempelberg in Jerusalem für Muslime beschränkt. Kein Mann im Alter unter 50 Jahren dürfe zu den Freitagsgebeten auf das Gelände, teilten die Behörden mit. Sie zogen damit die Konsequenz aus den Attacken gegen Israelis. Am Freitag kam es zu einem Angriff unter umgekehrten Vorzeichen: Ein Israeli griff in der südisraelischen Stadt Dimona arabische Kommunalarbeiter mit einem Messer an und verletzte vier von ihnen leicht. Der Attentäter sei festgenommen worden, berichtete die Webseite ynetnews.com. Die Polizei bezeichnete die Tat als "nationalistisch" und rückte sie damit in Zusammenhang der jüngsten Attacken von Palästinensern auf Juden.

Am Donnerstag hatten palästinensische Attentäter bei vier separaten Zwischenfällen Israelis mit Stichwaffen angegriffen und verletzt. Im Zentrum von Tel Aviv stürzte sich ein Palästinenser mit einem Schraubenzieher auf eine Soldatin und versuchte, ihr die Waffe zu entreißen. Andere Soldaten griffen ein und erschossen ihn, wie die Polizei bestätigte. Die Soldatin und drei weitere Uniformierte erlitten bei dem Vorfall in unmittelbarer Nähe des israelischen Armeekommandos leichte Verletzungen.

Polizisten markieren nach dem Angriff auf die Soldatin in Tel Aviv Beweismittel (Foto: Xinhua)
Polizisten markieren nach dem Angriff auf die Soldatin in Tel Aviv BeweismittelBild: picture alliance/Photoshot

Wenige Stunden zuvor hatte ein palästinensischer Jugendlicher im Zentrum von Jerusalem einen Israeli mit Messerstichen schwer verletzt. Der 19-Jährige sei anschließend von Sicherheitskräften festgenommen worden, bestätigte die Polizei. Ein weiterer Israeli erlitt bei dem Angriff vor der Zentrale der israelischen Polizei leichte Verletzungen, als er den Attentäter überwältigte.

Ein weiterer Attentäter stach am Rande der Siedlung Kiriat Arba nahe Hebron mit einem Messer auf einen Israeli ein. Der Mann wurde schwer verletzt. Der Angreifer konnte entkommen. Die israelischen Streitkräfte leiteten die Suche nach ihm ein. In den Abendstunden verletzte ein Palästinenser in der nordisraelischen Stadt Afula zwei Israelis mit einem Messer. Der Attentäter wurde von Passanten überwältigt und festgenommen.

20-Jähriger erschossen

Israelische Sicherheitskräfte erschossen am Abend zudem einen 20-jährigen Palästinenser, als sie in das Flüchtlingslager Schoafat bei Jerusalem eindrangen. Die Razzia galt der Wohnstätte des 19-Jährigen, der am selben Tag in Jerusalem ein Messerattentat verübt hatte. Lagerbewohner hatten sich den Sicherheitskräften mit Gewalt in den Weg gestellt.

Die Angriffe reihen sich ein in eine neue Welle der Gewalt gegen Israel und dessen Besatzung in den palästinensischen Gebieten. Dabei kamen nach den neuerlichen Angriffen binnen acht Tagen vier Israelis ums Leben. Sieben Palästinenser wurden erschossen.

Der Felsendom auf dem Tempelberg (Archivbild: DW)
Der Felsendom auf dem Tempelberg (Archivbild)Bild: DW/T. Kraemer

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach davon, dass sich sein Land auf dem "Höhepunkt einer Terrorwelle" befinde. Um die Lage zu beruhigen, wies er die Polizei an, israelische Regierungsmitglieder und Parlamentsabgeordnete daran zu hindern, den Tempelberg in der Altstadt von Jerusalem zu betreten.

"Hand bleibt ausgestreckt"

Das Besuchsverbot gilt auch für die arabischen Parlamentsabgeordneten, die muslimischen Glaubens sind. Einige von ihnen kündigten zunächst an, an diesem Freitag mit großem Gefolge auf dem Plateau des Tempelbergs erscheinen zu wollen, um dort das Freitagsgebet zu absolvieren. Am Donnerstagabend gab jedoch die Fraktion der Vereinigten Arabischen Liste bekannt, dass der Besuch verschoben worden sei. Man wolle die Lage beruhigen, hieß es.

Sicherheitskontrollen am Eingang zur Altstadt von Jerusalem
Sicherheitskontrollen am Eingang zur Altstadt von JerusalemBild: Picture-Alliance/Zuma Press/N. Alon

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sagte bei einem Auftritt in Ramallah: "Wir lehnen Gewalt zur Durchsetzung unserer Ziele ab, befürworten aber den friedlichen Volkswiderstand gegen die Aggression." Abbas forderte die israelische Regierung auf, sich von den heiligen islamischen Stätten fernzuhalten. "Aber unsere Hand bleibt ausgestreckt zum Frieden", betonte er.

Der Tempelberg ist Juden wie Muslimen gleichermaßen heilig. Am Fuß befindet sich die Klagemauer, der Überrest des zweiten jüdischen Tempels, an der die Juden beten. Auf dem Plateau stehen die Al-Aksa-Moschee und der Felsendom, ein Ort, der in der Regel den Muslimen vorbehalten ist.

stu/ml (afp, dpa)