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Israel befürchtet Angriffe mit russischen Waffen

21. September 2015

Russlands Militärhilfe für Syriens Regierung weckt Ängste in Israel – die Präsident Putin bei einem Treffen mit Israels Premier Netanjahu zurückwies. Unterdessen berichten Medien von 1700 russischen Soldaten in Syrien.

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Benjamin Netanjahu (l.) während seines Besuchs bei Wladimir Putin (Foto: Reuters)
Benjamin Netanjahu (l.) während seines Besuchs bei Wladimir PutinBild: Reuters/RIA Novosti/M. Klimentyev

Israel sieht Russlands Militärhilfe für die syrische Regierung als Gefahr für seine Sicherheit. "Um jegliche Missverständnisse zwischen unseren Streitkräften zu vermeiden, war es wichtig hierher zu kommen und unseren Standpunkt zu erläutern", sagte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zu Beginn der Unterredung mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Russland beliefert die syrische Regierung mit Kriegstechnik und schließt auch die Entsendung von Soldaten im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) nicht aus.

Der israelische Ministerpräsident wurde von den Chefs seines Generalstabs und seines Auslandsgeheimdienstes begleitet, was die Besorgnis in Israel angesichts der verstärkten Stationierung russischer Militärkräfte in Syrien unterstrich. Netanjahu betonte, er sei entschlossen, die Lieferung moderner Waffensysteme durch Syrien und den Iran an die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah zu unterbinden. Diese seien gegen Israel gerichtet. Zudem wollten die syrische Armee und der Iran auf den Golanhöhen "eine zweite Front" gegen Israel aufbauen.

Putin erklärte, das Vorgehen Russlands im Nahen Osten "ist und bleibt sehr verantwortungsvoll". Die Sorgen der israelischen Regierung seien übertrieben: "Wir wissen, dass die syrische Armee und Syrien insgesamt nicht in der Lage sind, eine weitere Front zu errichten. Sie versuchen im Gegenteil, ihre eigene Staatlichkeit zu erhalten."

1700 russische Soldaten in Tartus?

Nach einem Bericht der Zeitung "Kommersant" hat Russland bereits rund 1700 Militärspezialisten in der syrischen Hafenstadt Tartus stationiert. Das Blatt berief sich auf Gespräche mit Soldaten in der russischen Marinebasis. Eine unabhängige Bestätigung lag zunächst nicht vor. Bislang hatte die Führung in Moskau eingeräumt, Militärberater in Syrien zu haben, aber keine Zahlen genannt.

Ein russischer Flugzeugträger vor der syrischen Marinebasis Tartus (Foto: EPA)
Ein russischer Flugzeugträger vor der syrischen Marinebasis TartusBild: picture alliance/dpa/Sana

Zudem nimmt Russland dem Bericht zufolge eine ausgesetzte Lieferung von Kampfjets an die syrische Armee wieder auf. Bis 2017 wolle Moskau zwölf Jagdflugzeuge vom Typ MiG-29M/M2 an Damaskus übergeben, berichtete das Blatt unter Verweis auf nicht näher genannte Kreise. Auch Jak-Trainingsflugzeuge soll Syrien demnach erhalten. Im August 2013 hatte Russland eine Lieferung von 12 MiG-29M-Fliegern und 36 Jak-130-Maschinen wegen Zahlungsproblemen Syriens auf Eis gelegt.

Nach Angaben aus US-Regierungskreisen hat Russland außerdem mit dem Einsatz von Aufklärungsdrohnen über dem Bürgerkriegsland begonnen. Es sei unklar, wie viele der unbemannten Fluggeräte aufgestiegen seien, sagten zwei Insider in Washington. Es handelt sich offenbar um die erste militärische Operation Russlands in Syrien, seit die Führung in Moskau Kriegsgerät nahe der Hafenstadt Latakia stationierte. Das US-Verteidigungsministerium wollte sich dazu nicht äußern.

Angst vor einer Konfrontation

US-Regierungsvertreter hatten in den vergangenen Tagen berichtet, Russland habe kürzlich Soldaten, Artilleriegeschütze und Kampfflugzeuge im Nordwesten Syriens stationiert. Die USA warnten Russland vor einer Intervention. Zuletzt zeichnete sich aber Gesprächsbereitschaft auf beiden Seiten ab.

Israelische Medien hatten im Vorfeld der Reise berichtet, Netanjahu und seine Delegation wollten mit den Gesprächen in Moskau direkten Konfrontationen zwischen Kampfflugzeugen beider Länder vorbeugen. In den vergangenen Jahren war mehrfach über israelische Luftangriffe auf Waffentransporte in Syrien berichtet worden, die an die Hisbollah gehen sollten. Diese Attacken wurden von Israel weder dementiert noch bestätigt.

Netanjahu und Putin wollten bei ihrer Begegnung auch über den Stillstand bei der Suche nach einer Lösung im Nahostkonflikt diskutieren. Über das gleiche Thema will am Mittwoch auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in Moskau mit dem russischen Staatschef sprechen.

stu/uh (afp, dpa)