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Islamistischer Anschlag in Hamburg verhindert

10. Dezember 2021

Von einem "sehr, sehr ernsthaften Vorgang" spricht Hamburgs Innensenator Grote. Der Verdächtige habe bereits alle Materialien für eine Bombe zusammengetragen - und sich dann Waffen kaufen wollen.

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Hamburgs Innensenator Andy Grote bei der Pressekonferenz zum verhinderten islamistischen Anschlag
Hamburgs Innensenator Andy Grote bei der Pressekonferenz zum verhinderten islamistischen AnschlagBild: Georg Wendt/dpa/picture alliance

Die Hamburger Sicherheitsbehörden haben nach den Worten von Innensenator Andy Grote (SPD) einen "offenbar geplanten islamistischen Anschlag" verhindert. In einer Wohnung im Stadtteil Jenfeld seien im November "diverse Substanzen und Gegenstände" gefunden worden, die für die Herstellung von Schwarzpulver und zum Bau eines Sprengsatzes geeignet gewesen wären, erklärte die Polizei. Damals hatten die Ermittler bereits seit längerer Zeit einen Verdächtigen im Visier.

Am 26. August sei ein 20 Jahre alter Deutschmarokkaner vorläufig festgenommen worden, der versucht haben soll, im Darknet eine scharfe Schusswaffe und eine Handgranate zu kaufen. Er ging aber einem verdeckten Ermittler auf den Leim: Spezialeinsatzkräfte nahmen den jungen Mann bei der angeblichen Übergabe fest. Er habe "zahlreiche Kontakte in die salafistisch-islamistische Szene", sagte Grote bei einer Pressekonferenz.

Islamistisches Milieu 

Am Tag nach der Festnahme erging ein Haftbefehl gegen den 20-Jährigen, der seitdem in Untersuchungshaft sitzt. Als klar wurde, dass er zwar in Wismar gemeldet war, sich aber bei seinen Eltern in Hamburg aufhielt, wurden noch im August beide Wohnungen durchsucht. Dabei wurden unter anderem Propagandavideos islamistischer Gruppen und Unterlagen zur Herstellung von Waffen beschlagnahmt.

Der marokkanische Vater des Beschuldigten, ein den Hamburger Behörden bekannter Islamist, soll ein Mitverantwortlicher der Al-Quds-Moschee gewesen sein, in der sich vor den Anschlägen vom 11. September 2001 die Angehörigen der Hamburger Terrorzelle um Mohammed Atta getroffen hatten.

Wen oder was wollte der Täter treffen?

Wenig später fanden die Ermittler heraus, dass der Beschuldigte auch die auf seinen Cousin gemeldete Wohnung in Jenfeld nutzte. Dort wurden Materialien entdeckt, die zum Bombenbau geeignet waren - je ein Kilogramm Schwefel und Kaliumnitrat, ein halbes Kilogramm Kohlepulver, mehrere hundert Schrauben und Muttern sowie Elektrodrähte. Weitere Ermittlungen ergaben, dass der 20-Jährige sich im Internet Anleitungen zum Bau einer Bombe angesehen habe. Zeitpunkt und Ziel des möglicherweise geplanten Anschlags seien unklar, sagte der Innensenator.

Polizei und Staatsanwaltschaft gehen davon aus, dass inzwischen keine konkrete Anschlagsgefahr mehr besteht. "Wir haben es hier mit einem sehr, sehr ernsthaften Vorgang zu tun, den wir bisher möglicherweise in Hamburg so noch nicht hatten", betonte Grote.

rb/uh (AFP, dpa)