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IS entführt offenbar hunderte Arbeiter

7. April 2016

In Syrien haben Kämpfer des "Islamischen Staats" laut einem Fernsehbericht rund 300 Arbeiter einer Zementfabrik entführt. Unterdessen verzögert sich die Fortsetzung der Friedensgespräche weiter.

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Pressebild des Zementwerks der Al Badia Cement (JSC) in Syrien
Das 2010 eröffnete Werk der Al Badia Cement Company (Foto: Al Badia Cement JSC)Bild: Al Badia Cement (JSC)

Die syrische Nachrichtenagentur SANA und das staatliche Fernsehen berichten übereinstimmend, dass bereits am Dienstag rund 300 Mitarbeiter des Al-Badia-Zementwerks in der Nähe der Stadt Dumeir verschleppt wurden. Auch Firmenmanager selbst bestätigten die Tat. Die Hintergründe sind bislang noch unklar. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in England vermutet aber, dass die Arbeiter von Kämpfern des "Islamischen Staats" (IS) entführt wurden - auch wenn sich dieser bislang noch nicht zu der Tat bekannt hat.

In der Region nordöstlich von Damaskus hatten die Islamisten bereits Anfang der Woche eine Offensive gegen die Regierungstruppen gestartet. Möglicherweise ist die Entführung eine Vergeltung für die Vertreibung des IS aus der Palmyra Ende März durch Einheiten des Assad-Regimes. Hinweise auf den Verbleib der Mitarbeiter gibt es bislang nicht. Das Unternehmen hat offenbar keinen Kontakt mehr. In der Nacht zum Mittwoch hatten IS-Kämpfer auch Stellungen der Regierungstruppen und das Tischrin-Kraftwerk in der Nähe von Damaskus angegeriffen. In syrischen Militärkreisen hieß es, dabei seien alle Angreifer getötet worden.

Friedensgespräche in Genf verschoben

Unterdessen verzögert sich die Fortsetzung der Friedensgespräche für das Land weiter. Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, erklärte in Genf, er müsse weitere Gespräche in der Region führen, etwa im Iran und in der Türkei. Damit verschiebe sich der Beginn der neuen Runde auf kommenden Mittwoch. An dem Tag soll in Syrien auch die Parlamentswahl stattfinden.

Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, bei einem Treffen in Damaskus im Februar 2016 (Foto: AFP)
Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, bei einem Treffen in Damaskus im Februar 2016Bild: Getty Images/AFP/L. Beshara

Nach dem Willen de Misturas sollen sich die Delegationen der Bürgerkriegsparteien bei den kommenden Gesprächen auf einen politischen Neuanfang konzentrieren. Der UN-Sondergesandte wünscht sich dafür eine Übergangsregierung, an der sowohl Vertreter Assads als auch Mitglieder der Opposition beteiligt sind. Später sollen dann eine neue Verfassung verabschiedet und freie Wahlen abgehalten werden, so de Mistura. Zentraler Streitpunkt bei den in Genf stattfindenden Friedensgesprächen ist die Zukunft von Präsident Assad. Die Opposition verlangt eine Absetzung des Machthabers, das Regime lehnt das ab.

Putin lobt russische Militärintervention

Nach Angaben des russischen Präsidenten Wladimir Putin hat die russische Militärintervention in Syrien zu einer Stabilisierung des Landes und seiner rechtmäßigen Regierung geführt. Mit Russlands Hilfe sei es der syrischen Armee gelungen, wichtige Regionen von den "Terroristen" zu befreien, so Putin. Allerdings sei es noch zu früh, um von einem entscheidenden Durchbruch zu sprechen.

Für die Bevölkerung hat sich die Lage derweil kaum verbessert. Nach Ansicht der Vereinten Nationen wird es immer schwieriger, notleidende Menschen mit Hilfsgütern zu versorgen. Helfer hätten keinen Zugang zu Gebieten mit knapp 290.000 Männern, Frauen und Kindern, warnte der Berater der UN für humanitäre Angelegenheiten in Syrien, Jan Egeland. Vor allem die syrische Regierung und ihre Alliierten blockierten oftmals den Weg zu den eingeschlossenen Menschen.

Seit Beginn des Konflikts im Jahr 2011 wurden in Syrien mehr als 260.000 Menschen getötet. Millionen Syrer sind innerhalb und außerhalb ihres Heimatlandes auf der Flucht.

djo/sc (dpa, epd, rtr)