IS entführt 36 Frauen und Kinder
Im Süden von Syrien sind nach Angaben von Menschenrechtlern 36 Frauen und Kinder von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) gekidnappt worden. Die Zivilisten seien bei einem schweren Angriff der Dschihadisten am vergangenen Mittwoch auf die Stadt Al-Suwaida verschleppt worden, berichtet jetzt die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Auch die örtliche Nachrichtenseite Soueida24 meldet die Entführung von 36 Menschen in der Provinz Suweida.
Drohvideo aufgetaucht
Laut der Beobachtungsstelle gelang vier Frauen die Flucht, während eine erschossen wurde und eine weitere vermutlich auf dem Marsch an Erschöpfung starb. Soueida24 berichtet, alle Opfer stammten aus dem Dorf Schabke. Demnach wurde ihren Angehörigen ein Video zugeschickt, in dem eine Frau die Regierung zu Zugeständnissen aufruft, sonst würden die Geiseln getötet. Die IS-Miliz veröffentlichte zunächst nichts zu den Entführungen.
Viele Tote bei Angriffen
Bei einer Anschlagsserie am Mittwochmorgen hatten die Dschihadisten in der Provinzhauptstadt Al-Suwaida und umliegenden Dörfern mehr als 250 Menschen getötet. Mehrere Extremisten sollen sich dabei in die Luft gesprengt haben. Die Angriffe richteten sich gegen die Regierungstruppen, doch wurden auch dutzende Zivilisten getötet. Ein Großteil der Opfer waren Drusen, die in Al-Suwaida die Mehrheit der Bevölkerung stellen und von den Dschihadisten als "Ungläubige" betrachtet werden.
BKA-Chef sieht anhaltende Bedrohung durch IS
Das Bundeskriminalamt (BKA) warnt angesichts der Anschlagsserie vor der anhaltenden Bedrohung durch die IS-Miliz in Europa. BKA-Chef Holger Münch sagte dem "Tagesspiegel", die schweren Anschläge zeigten "ein Erstarken des anpassungsfähigen IS, das wir in den vergangenen Wochen bereits bei weiteren Anschlägen in der Region beobachten konnten".
Der IS sei trotz seiner militärischen Niederlagen offenbar in der Lage, "seine Strukturen so anzupassen, dass er auch aus dem Untergrund handlungsfähig bleibt und seine terroristischen Aktivitäten weiterführt", sagte Münch. Er warnte, der Terrorangriff in der Provinz Suweida könne auch "für Gefährder und Sympathisanten in Deutschland eine Motivation sein, selbst Anschläge zu begehen". Es gebe in Deutschland und Europa "weiterhin eine ernstzunehmende Bedrohungslage".
wo/jj (afp, dpa)