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"Irma" wütet in der Karibik - Florida in Angst

8. September 2017

Der Tropensturm schlägt eine Schneise der Zerstörung durch das tropische Paradies. Mindestens zwölf Menschen sterben, Tausende sind obdachlos. Das Auswärtige Amt warnt Touristen in Florida vor "Irma".

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Hurricane Irma Dominikanische Republik - Saint Martin
Bild: Getty Images/AFP/L. Chamoiseau

Durch den Hurrikan "Irma", der inzwischen auf die zweithöchste Stufe vier herabgesetzt wurde, sind mindestens sechs weitere Menschen ums Leben gekommen. Vier Menschen starben auf den Amerikanischen Jungferninseln, wie Behördenvertreter des zu den USA gehörenden Gebiets mitteilten, ohne Einzelheiten zu nennen. Mindestens zwei Todesopfer wurden aus Puerto Rico gemeldet. In dem US-Außengebiet sind mehr als die Hälfte der drei Millionen Einwohner ohne Strom.

Puerto Rico Hurrikan Irma
Anwohner auf der Insel Culebra, Puerto Rico, an den Überresten ihres Hauses Bild: picture-alliance/AP/dpa/C. Giusti

Frankreichs Premierminister Edouard Philippe sagte, im Überseegebiet Saint-Martin seien vier Tote gefunden worden. Er betonte, die Bilanz sei noch keine abschließende, dazu sei es zu früh. Auf dem niederländischen Inselteil Sint Maarten kam mindestens ein Mensch ums Leben, wie Innenminister Roland Plasterk mitteilte. Ein Todesopfer gab es auch auf Barbuda. Der schlechte Zugang zu den Katastrophengebieten macht eine genaue Erfassung der Opferzahlen bislang schwierig.

Klar ist aber: Die Schäden auf den Inseln Barbuda, Anguilla und Saint-Martin sind katastrophal. Einige Gegenden gelten als unbewohnbar. UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich bestürzt über die Todesopfer und die Verwüstungen in der Karibik. Den Menschen und Regierungen der Gebiete sprach er sein Beileid aus. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen könnten in den kommenden Tagen bis zu 37 Millionen Menschen von den Auswirkungen des Sturms betroffen sein.

Der Hurrikan passierte am Donnerstag die Dominikanische Republik sowie Haiti und zieht gemäß den aktuellen Vorhersagen nun weiter Richtung Kuba, Bahamas und Florida. "Irma", einer der stärksten jemals in der Region registrierten Tropenstürme, hatte Spitzen-Windgeschwindigkeiten von 290 Kilometer pro Stunde.

Dominikanische Republik Hurrikan Irma
Die nördliche Küste der Dominikanischen Republik Bild: Reuters/R. Rojas

Auswärtiges Amt: Touristen sollen sich vor "Irma" schützen 

Das Auswärtige Amt (AA) in Berlin rief deutsche Staatsbürger auf, die in Florida vom Hurrikan bedrohten Gebiete sofort zu verlassen. Bewohner und Urlauber des Monroe County, in weiten Teilen des Miami-Dade-County und in Teilen des Broward- und Collier-County müssten sich in Sicherheit bringen, erklärte das AA. Zu den betroffenen Regionen gehöre auch ganz Miami Beach. Für die Evakuierung stünden dort an 25 Punkten kostenfreie Shuttle-Busse bereit, die genutzt werden sollten. Der Flughafen Miami wird an diesem Freitag geschlossen, der Airport in Orlando bleibt voraussichtlich bis Samstag geöffnet. 

Es ist wahrscheinlich, dass "Irma" am Samstag auf Florida trifft. Gouverneur Rick Scott rief die Einwohner des US-Bundesstaates zu äußerster Vorsicht auf. Der bevorstehende Sturm sei in vielen Teilen des Staates lebensgefährlich.

In Floridas Süden, etwa auf der Inselkette der Florida Keys, gehen die Evakuierungen weiter. Jeder müsse sich darauf vorbereiten, sein Zuhause zu verlassen, sagte Scott. In vielen Orten wappneten sich die Menschen mit Hamsterkäufen. Vor Supermärkten bildeten sich lange Schlangen. In Key West sind allerdings bereits 90 Prozent der Geschäfte geschlossen. Ein Behördenvertreter warnte Touristen und Einheimische gleichermaßen: "Wenn sie bleiben, sind sie auf sich allein gestellt."

Hier kann man nicht mehr wohnen

Der Hurrikan war am Mittwochmorgen auf der kleinen Karibikinsel Barbuda erstmals auf Land getroffen. "Mindestens 95 Prozent der Gebäude wurden beschädigt. 60 Prozent der Bevölkerung sind obdachlos", sagte der Premierminister von Antigua und Barbuda, Gaston Browne. Die Insel sei praktisch unbewohnbar geworden.

Angesichts eines weiteren heraufziehenden Hurrikans mit dem Namen "José" rief die Regierung die Bewohner auf, Barbuda zu verlassen und auf der Nachbarinsel Antigua Schutz zu suchen. Sollte der neue Wirbelsturm weiter Kurs auf Barbuda nehmen, werde die Insel zwangsgeräumt.

Hilfe aus Europa

Nach dem Durchzug von "Irma" begannen auf den Kleinen Antillen im Südosten der Karibik die Aufräumarbeiten. Vom französischen Übersee-Département Guadeloupe aus wurden 400 Gendarmen und 400 Feuerwehrleute in das Gebiet geschickt. Zwei Fregatten, zwei Aufklärungsflugzeuge, Transportflugzeuge und Helikopter waren im Einsatz. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und die britische Premierministerin Theresa May vereinbarten eine enge Zusammenarbeit, um die Rettungsmaßnahmen zu koordinieren.

Niederländische Marinesoldaten trafen mit ersten Hilfsgütern auf Sint Maarten ein. Sie sollen helfen, den Flughafen und den Hafen wieder instandzusetzen. Zwei Flugzeuge der niederländischen Streitkräfte mit Hilfsgütern waren unterwegs zu der Insel. Sie hatten Trinkwasser und Nahrung für die etwa 40.000 Einwohner an Bord.

Auch zahlreiche Karibikurlauber waren vom Hurrikan betroffen. In der Dominikanischen Republik brachten die Behörden rund 7500 Touristen in Sicherheit. In Kuba wurden rund 36.000 Urlauber von der besonders gefährdeten Nordküste an sicherere Orte gebracht.

In der Dominikanischen Republik wurden Straßen überflutet, Bäume fielen um und Dächer wurden abgedeckt. Über 2000 Häuser wurden beschädigt, wie der Zivilschutz mitteilte. Rund 6800 Menschen suchten Schutz in Notunterkünften oder bei Verwandten und Freunden.

haz/rb/se (dpa, rtr, afp, ap)