1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Irlands Krise verschärft sich

8. Oktober 2010

Die finanzielle Lage Irlands hat sich nach Einschätzung eines führenden Finanzdienstes stark verschlechtert. Irland gehört zu den zehn riskantesten Schuldnern weltweit. Das Staatsdefizit erreicht neue Rekordhöhen.

https://p.dw.com/p/PZNu
Eine Landkarte Irlands vor einem Berg von Euro-Scheinen (Foto: Fotolia)
Irland versinkt in einem Meer aus SchuldenBild: Fotolia/Stephen Finn

Der irische Finanzminister Brian Lenihan hatte beim letzten Treffen mit seinen Kollegen aus den anderen Staaten der Euro-Zone Mühe, ein wenig Hoffnung zu verbreiten. Irland werde sparen, sparen und nochmals sparen, um seine gigantische Neuverschuldung zurückzuführen, versprach Lenihan. Der Chef der Euro-Finanzminister, Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker, gab anschließend zu Protokoll, man habe Vertrauen. Irland werde wohl keine Notkredite der europäischen Freunde aus dem Rettungspaket der EU brauchen. Doch wie lange wird sich Irland noch am Finanzmarkt frisches Geld besorgen können?

Irak besserer Schuldner als Irland

Der irische Finanzminister Brian Lenihan (Foto: dpa)
Finanzminister Lenihan bereitet weitere Sparpakete vorBild: picture alliance/dpa

Der Finanzdatendienst CMS Datavision teilte am Freitag (08.10.2010) mit, Irland sei im letzten Quartal in den Kreis der zehn riskantesten Schuldner in der Welt abgestiegen. Auf der Negativliste nimmt der ehemalige keltische Tiger Platz sechs ein, hinter der Ukraine und vor Dubai. Selbst dem Irak trauen die Finanzfachleute eher zu, dass er seine Schulden zurückzahlt als Irland. Die Ratingagentur Fitch hatte vor wenigen Tagen Irlands Bonität herabgestuft, weil die enormen Kosten der Bankenrettung in Irland voll auf den Staatshaushalt durchschlagen.

Finanzminister Lenihan geht davon aus, dass ihn die Rettung der verstaatlichten Anglo-Irish Bank und anderer Geldhäuser 50 Milliarden Euro kosten wird. Dadurch steigt die Neuverschuldung Irlands in diesem Jahr auf nie dagewesene 32 Prozent. Das ist das Zehnfache dessen, was nach dem Euro-Stabilitätspakt eigentlich erlaubt wäre. Griechenlands Verschuldungsquote ist nur rund halb so hoch.

Gigantische Defizite

Der Hauptsitz der Anglo Irish Bank (Foto: picture alliance)
Milliardengrab: Anglo Irish BankBild: picture alliance/Photoshot

Auch die Rating-Agentur Moody's hat Irland mit einer Herabstufung gedroht. Die Aussichten für die Entwicklung der Staatsfinanzen und der Kreditwürdigkeit sehen die großen Rating-Agenturen eher negativ. Das führt dazu, dass es für Irland immer teurer wird, Staatsanleihen auszugeben und sich neues Geld zu beschaffen. Im Moment muss Irland mehr als vier Prozent Risikoaufschlag zahlen, das heißt der Abstand zwischen soliden deutschen Staatsanleihen und irischen Anleihen liegt bei über vier Prozent. Wie lange die irische Regierung noch Geld auf dem freien Kapitalmarkt leihen kann, ist fraglich. Griechenland musste seine vorübergehende Zahlungsunfähigkeit Anfang Mai eingestehen, als der Abstand mehr als sieben Prozent betrug. Griechenland hat Notkredite aus einer Kreditlinie von 110 Milliarden Euro bis zum Jahr 2013 bereits in Anspruch genommen.

Der irische Premierminister Brian Cowen hat einen Vier-Jahres-Plan angekündigt, mit dem die Staatsdefizite drastisch gesenkt werden sollen. Die Binnennachfrage in Irland bleibt schwach. In diesem Jahr rechnet die irische Notenbank nur mit einem Wachstum um 0,2 Prozent. Rund zehn Jahre werde es dauern, bis Irland wieder auf dem Damm sei, hatte Cowen angedeutet. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle sagte schon vor zwei Wochen, Irland sei mit dem Fall Griechenland nicht vergleichbar. Irlands Wirtschaft sei viel wettbewerbsfähiger als die griechische und Irland habe viel früher als Griechenland harte Maßnahmen zur Konsolidierung des Haushalts beschlossen.

Autor: Bernd Riegert (rtr, dpa)
Redaktion: Fabian Schmidt