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Iran will Deutschland Ölhahn abdrehen

10. April 2012

Im Zusammenhang mit dem Atomkonflikt hat der Iran Deutschland mit einem Ölboykott gedroht. Doch das Öl der Mullahs spielt hierzulande keine Rolle.

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Öldock in der iranischen Stadt Tschabahar (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Wenige Tage vor den neuen internationalen Verhandlungen über sein umstrittenes Atomprogramm lässt der Iran die Muskeln spielen. Der staatliche Sender Press TV drohte Deutschland mit einem Stopp der Öllieferungen. Auch die Ölexporte nach Italien könnten eingestellt werden, meldete der englischsprachige Fernsehkanal, ohne weitere Einzelheiten mitzuteilen. Die Lieferungen nach Spanien und Griechenland seien bereits gedrosselt worden.

EU-Boykott von Sommer an

Damit käme der Iran einem Boykott seines Öls durch die EU-Staaten zuvor, der am 1. Juli in Kraft treten wird. Mit dieser und anderen Sanktionen soll Druck auf die Führung in Teheran ausgeübt werden, ihr umstrittenes Atomprogramm offen zu legen. Auch die USA haben Ölsanktionen verhängt, um die wichtigste Einnahmequelle des Iran auszutrocknen.

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad spielte die Bedeutung des westlichen Boykotts herunter."Wir haben so viele Devisen, dass wir das Land auch dann führen können, wenn wir zwei oder drei Jahre nicht auch nur ein Barrel Öl verkaufen", sagte der Präsident nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Irna. "Unsere Gold- und Devisenreserven sind ohne Beispiel in der Geschichte", behauptete Ahmadinedschad. Der Iran werde weder auf sein Recht auf Nutzung der Atomkraft verzichten noch habe er Angst vor Sanktionen.

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad spricht in der Urananreicherungsanlage in Natans (Archivfoto: dpa)
Irans Präsident Mahmud AhmadinedschadBild: picture-alliance/dpa

Sollte die Islamische Republik ihre Drohung wahrmachen und den Ölhahn zudrehen - zumindest Deutschland würde dies praktisch nicht treffen. Die Bundesrepublik bezog 2011 nach offiziellen Angaben 0,9 Prozent ihrer Öleinfuhren aus dem Iran, der an 15. Stelle der Lieferländer stand und bis Februar weiter zurückfiel.

Iran und sein Atomprogramm

Am Samstag wollen die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats - die USA, China, Russland, Frankreich und Großbritannien - sowie Deutschland in Istanbul die Atomgespräche mit dem Iran nach 14 Monaten wiederaufnehmen. Insbesondere der Westen verdächtigt den Iran, insgeheim nach Atomwaffen zu streben. Teheran weist dies zurück. Das Atomprogramm diene ausschließlich zivilen Zwecken.

Überraschend deutliche Worte an die Adresse Teherans kamen jetzt aus Moskau. Ein Sprecher des russischen Außenministeriums erklärte, der UN-Sicherheitsrat habe den Iran mehrfach unmissverständlich aufgefordert, den rein zivilen Charakter seines Atomprogramms nachzuweisen. "Wir bestehen darauf, dass Teheran vollständig Folge leistet."

wl/gri (rtr, dpa, afp)