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Politik

Iran will Untersuchung von Giftgaseinsätzen

8. April 2017

Nach wie vor ist unklar, woher das Giftgas stammt, durch das bei einem Angriff 70 Menschen in Syrien getötet wurden. War es in Rebellen-Besitz oder hat es das Assad-Regime selbst eingesetzt, wie der Westen glaubt?

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Hassan Rouhani
Bild: picture-alliance/Kremlin Pool

Der iranischen Staatschef Hassan Rohani sprach sich in einer vom Staatsfernsehen IRIB übertragenen Rede dafür aus, eine aus neutralen Ländern bestehende "unabhängige Untersuchungskommission" einzusetzen. Sie solle sich mit der "mutmaßlichen Chemieattacke" von Chan Scheichun am Dienstag befassen. Bei dem Angriff sind 70 Menschen getötet worden. Der Iran geht davon aus, dass Syrien nicht verantwortlich sein könne, da es nach Angaben der Vereinten Nationen keine Chemiewaffen besitze, so Rohani.

Alle offiziell deklarierten syrischen Chemiewaffen waren bis 2016 unter Aufsicht der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) vernichtet worden. Dennoch geht die westliche internationale Gemeinschaft davon aus, dass der syrische Präsident Baschar al-Assad für den Giftgasangriff verantwortlich ist. Die iranische Führung verwies darauf, dass chemische Waffen im Besitz der Rebellen nicht unter die Prüfung der OPCW gefallen seien.

Rohani über Trump: "gefährlich und unberechenbar"

Rohani warnte nach dem amerikanischen Luftangriff vor einer Eskalation des Extremismus in der Region. Er bezichtigte US-Präsident Donald Trump der Unterstützung von "Terroristen" in Syrien. "Dieser Herr", der in den USA an der Macht sei, habe vorgegeben, "den Terrorismus bekämpfen zu wollen". Aber "alle terroristischen Gruppen in Syrien" hätten den US-Angriff mit Marschflugkörpern auf den syrischen Luftwaffenstützpunkt am Freitag stürmisch gefeiert.

Der Iran müsse "wachsam und behutsam auf alle Eventualitäten vorbereitet sein", Trump sei gefährlich und unberechenbar. "Keiner weiß, was für Pläne der und seine Leute demnächst für unsere Region schmieden", so Ruhani.

Syrien Giftgasanschlag in Idlib
Woher stammt das Giftgas, das in Chan Scheichun 70 Menschen getötet hat?Bild: picture-alliance/AA/A. Dagul

Giftgas auf dem Luftwaffenstützpunkt

Trump hatte den Angriff mit 59 Tomahawk-Raketen als Vergeltung für den mutmaßlichen Giftgasangriff auf die nordwestsyrische Kleinstadt Chan Scheichun bezeichnet. Das Pentagon geht davon aus, dass auf dem syrischen Luftwaffenstützpunkt das Giftgas gelagert war. Russlands Präsident Wladimir Putin warf den USA umgehend vor, sie hätten unter fadenscheinigem Vorwand ein souveränes Land angegriffen. Moskau und Teheran unterstützen Assad im "Kampf gegen den Terrorismus".

"Nur ein oberflächlicher Angriff"

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hat nach dem US-Luftangriff unterdessen weitere Schritte gefordert. "Wir finden den US-Angriff angemessen, aber er reicht nicht aus", so der Minister nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu. Ein Angriff auf nur eine Luftwaffenbasis werde ohne weitere Maßnahmen nur "ein oberflächlicher Angriff" bleiben. Cavusoglu forderte zudem, "so schnell wie möglich eine für alle Syrer akzeptable" Übergangsregierung. Außerdem plädierte er erneut für Sicherheitszonen in Syrien. 

Das syrische Regime hat inzwischen seine Angriffe fortgesetzt. Wie die unabhängige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London berichtete, seien zwei syrische Kampfjets von der Luftwaffenbasis Al-Schairat aufgestiegen und hätten Luftangriffe in Gebieten östlich der Stadt Homs geflogen -  dort, wo auch der Giftgasanschlag am Dienstag stattgefunden hatte.

fab/stu (dpa, afp, rtr)