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Veraltetes Ultimatum?

11. September 2007

Sieben Monaten nach der Verschleppung des Deutschen Sinan Krause im Irak ist ein neues Video der Geisel aufgetaucht. Terror-Experten rätseln, wie das Ultimatum in dem mindestens zwei Monate alten Video zu deuten ist.

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Neues Ulitmatum an DeutschlandBild: AP
Hannelore Krause freigelassen
Hannelore Krause kam schon am 10. Juli freiBild: PA/dpa

In Berlin befasst sich der Krisenstab des Auswärtigen Amtes derzeit mit dem neuen Video der Entführer des Deutschen Sinan Krause. Die Geiselnehmer fordern darin den Abzug der deutschen Truppen aus Afghanistan binnen zehn Tagen, andernfalls wollten sie den 20-Jährigen hinrichten. "Der Krisenstab wertet die Hinweise aus", sagte eine Sprecherin des Außenministeriums am Dienstagmorgen (11.09.2007). Das Gremium arbeite seit der Entführung der beiden Deutschen im Irak fast rund um die Uhr an einer Freilassung. Bisherige Forderungen der Entführer hatte die Bundesregierung stets mit dem Argument zurückgewiesen, sie lasse sich nicht erpressen.

Im Internet veröffentlicht

Die mutmaßlichen Entführer haben das Video nach Angaben von Intelcenter, das auf die Überwachung islamistischer Webseiten spezialisiert ist, auf einer islamistischen Internetseite veröffentlicht. In der Videobotschaft ist Hannelore Krause zu sehen, die ihren Sohn drückt. Die 62-Jährige war bereits am 10. Juli freigelassen worden. Sie erscheint weinend, ganz in schwarz gekleidet und wechselt ein paar deutsche Worte mit ihrem Sohn. Die Situation wirkt wie eine Abschiedsszene.

"Nach den Besprechungen und den Beratungen mit unseren Brüdern, den Mudschaheddin, hat die Brigade der Pfeile der Rechtschaffenheit, die deutsche Geisel freigelassen, nachdem sie Allah als Herr genommen hat und zum Islam konvertierte", erklären die Entführer in dem Video. "Was ihren Sohn betrifft, geben wir der deutschen Regierung eine Frist von zehn Tagen, um auf die Forderungen der Mudschaheddin einzugehen", heißt es weiter. Ansonsten werde sein Schicksal der Tod sein.

Mehrere Botschaften

Unklar blieb nach Angaben des IntelCenters, ob es sich um ein aktuelles Ultimatum handelt oder ob es sich auf den Tag der Freilassung der Mutter bezieht. Das Video ist zwei Minuten und 44 Sekunden lang. Die Entführer, die nach eigenen Angaben der Gruppe "Kitaeb Siham el Haq" (Brigade der Pfeile der Rechtschaffenheit) angehören, hatten bereits in zwei vorherigen Videobotschaften im März und April den Abzug der deutschen Truppen aus Afghanistan gefordert und mit der Hinrichtung der Geiseln gedroht.

Sinan und Hannelore Krause, die mit einem Iraker verheiratet ist und seit Jahren im Irak lebt, waren am 6. Februar 2007 aus ihrem Haus in Bagdad verschleppt worden. Sie hat die Bundesregierung bereits mehrmals um einen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan gebeten, um das Leben ihres Sohnes zu retten.

Bei der Verschleppung der Krauses handelte sich um die dritte Geiselnahme von Deutschen im Irak. Zuletzt hatte die Entführung von René Bräunlich und Thomas Nitzschke für Aufsehen gesorgt. Die beiden Techniker waren im Januar 2006 im Irak verschleppt und nach mehr als drei Monaten befreit worden. Im November 2005 wurde die Archäologin Susanne Osthoff im Nordirak entführt. Sie kam nach mehr als dreiwöchiger Geiselhaft frei. (stu)