Interview mit Heli Finkenzeller - Januar 1972 | Schauspieler im Gespräch | DW | 05.09.2011
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Schauspieler im Gespräch

Interview mit Heli Finkenzeller - Januar 1972

"Nach dem Krieg gehörten wir zum alten Eisen" - Heli Finkenzeller über die Arbeitsbedingungen im Nachkriegsdeutschland

Heli Finkenzeller mit Tochter Gaby Dohm

Heli Finkenzeller mit Tochter Gaby Dohm

Dass sie Schauspielerin wird, soll sie angeblich schon im Alter von sechs Jahren gewusst haben, doch es mussten noch vierzehn Jahre verstreichen, ehe sie ihr erstes Engagement erhielt. Denn: 1934 stand Heli Finkenzeller zum ersten Mal auf den Brettern der Münchner Kammerspiele. Es war der Beginn einer Schauspielerkarriere, die über Jahrzehnte andauerte.

 

Das Debüt

 

Das Licht der Welt erblickte Helene Finkenzeller am 17.11.14 in München. Ihre Neigung zum Gesang und Tanz wurde bereits in der Kindheit sichtbar - sie soll bereits mit sechs Jahren nach einem Theaterbesuch den Entschluss gefasst haben, sich ebenfalls auf die Bühnenbretter zu stellen. So ging sie nach dem Schulabschluss ans Konservatorium und begann eine Gesangsausbildung, die sie jedoch aufgeben musste: ihre Stimme stellte sich als zu schwach für die Opernarien heraus. Doch nach wie vor strebte sie auf die Bühne und nahm Schauspielunterricht an der Schauspielschule der Münchner Kammerspiele. Zu ihren Lehrern zählten unter anderem Therese Giehse und Bert Brecht. Mit zwanzig Jahren war Helene Finkenzeller am Ziel: sie erhielt ihr erstes Engagement an den Münchner Kammerspielen, dem bald weitere folgen sollten, unter anderem auch in Berlin. Doch es war nicht so sehr ihre Theaterarbeit, mit der sie groß herausgekommen ist, aber dank dem Theater kam sie ins nächste Metier, in dem sie nun sehr schnell zum Star werden sollte.

 

Ein Ufa-Star

Heli Finkenzeller und Ernst von Klipstein in dem Film Alarmstufe V aus dem Jahr 1941

Heli Finkenzeller und Ernst von Klipstein in dem Film "Alarmstufe V" aus dem Jahr 1941

 

Der Ufa-Regisseur Karl Ritter war es, der Heli Finkenzeller für den Film entdeckte. "Der Ehestreik" hieß der Film, in dem die junge Schauspielerin 1935 zum ersten Mal vor der Kamera stand. Es war eine schlichte Komödie über eine Kellnerin, die allen Männern im Dorf den Kopf verdreht. Aufgewiegelt von der Kramerswitwe, treten die Frauen in den Ehestreik. Die Geschichte hat natürlich ihr glückliches Ende, und auch für Heli Finkenzeller war dieser Film ein Glücksfall. Denn bald folgten die nächsten Rollenangebote, die sie zu einem Ufa-Star machten. So wirke sie etwa in solchen Ufa-Filmen wie "Boccaccio", "Der Mustergatte", "Opernball", "Ehe man Ehemann wird", "Kohlhiesels Töchter" oder auch "Münchnerinnen" mit, die ihr einen festen Platz in der ersten Ufa-Riege brachten. Insbesondere der Streifen "Der Mustergatte", ein "Knüller" aus dem Jahr 1937, war es, der ihr zu großer Popularität verhalf. Denn hier spielte sie an der Seite von Heinz Rühmann. Es war eine Geschichte über einen pedantischen Bankdirektor Billy Bartlett, der in seinem geregelten Leben keine Überraschungen duldet – Heli Finkenzeller übernahm die Rolle der Doddy, der Ehefrau des Freundes von Barlett. Wie bei zahlreichen anderen Ufa-Stars, bedeutete das Ende des Zweiten Weltkrieges keineswegs das Ende der Filmkarriere von Heli Finkenzeller. Nun sollten weitere Filme im Nachkriegsdeutschland folgen.

 

Auch auf dem Kreuzfahrtschiff MS Deutschland hat Heli Finkenzeller gedreht

Auch auf dem Kreuzfahrtschiff MS Deutschland hat Heli Finkenzeller gedreht

Die Nachkriegsjahre

 

Fünf Jahre mussten nach der Kapitulation verstreichen, ehe für Heli Finkenzeller die Filmarbeit wieder begann. 1950 stand sie  erneut vor der Kamera: "Die Frau von gestern Nacht" war der Titel dieser Nachkriegsproduktion von ihr, über die "kabeleins.de" schreibt: "Eine Verwechslungskomödie in Berliner Nachtlokal-Kulissen, recht schwungvoll und reich an zeitkritischen Pointen." Es folgten weitere Filme, von denen unter anderem zu erwähnen sind "Emil und die Detektive", "Es geschah am 20. Juli", oder auch so leichte Kost wie "Die lustigen Weiber von Tirol", um nur einige wenige zu nennen. Zunehmend wandte sich Heli Finkenzeller auch dem Fernsehen zu. Sie war an zahlreichen Produktionen beteiligt, und auch immer häufiger in TV-Serien zu sehen. "Unser Pauker", "Meine Schwiegersöhne und ich", " Der Kommissar“, "Leute wie du und ich" oder auch "Der Gerichtsvollzieher", und nicht zuletzt "Das Traumschiff" sind nur einige, an denen sie mitgewirkt hat, wobei sie auch immer wieder Theater spielte. Heli Finkenzeller starb am 14.01.91 in München. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schrieb in ihrem Nachruf am 21.01.91: "Der unwiderstehliche Charme dieser Schauspielerin… gründete zum einem auf ihren liebenswürdig-bayerischen Tonfall, zum anderen auf das Heiter-Damenhafte, das um sie schon als junge Frau war und das sie bis ins Alter lebendig halten konnte."

 

Im Januar 1972 sprach DW-Redakteur Günter Bendig mit Heli Finkenzeller über ihre Karriere.

 

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

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