Interview mit Georg Thomalla - Juli 1980 | Schauspieler im Gespräch | DW | 14.03.2011
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Schauspieler im Gespräch

Interview mit Georg Thomalla - Juli 1980

„Bevor ich aufhörte, habe ich mindestens zweitausend Vorstellungen gespielt“ – Georg Thomalla über seine Theaterarbeit der letzten Jahre

Georg Thomalla am 23.2.99 in Berlin während der Verleihung des Goldenen Bären

Georg Thomalla am 23.2.99 in Berlin während der Verleihung des Goldenen Bären

Er soll einmal gesagt haben, dass ihm angesichts seiner Körpergröße von einem Meter fünfundsechzig nichts anderes übrig blieb, als Komiker zu werden. Und das wurde er von ganzem Herzen – unzählige Theaterrollen, über 120 Filme, in denen er mitwirkte, brachten ihm den Titel des "ungekrönten Klamottenkönigs" ein. Georg Thomalla konnte auf eine Schauspielerkarriere zurück blicken, die dem deutschen Publikum viele heitere Stunden schenkte.

Ein gelernter Koch will Schauspieler werden

Zur Welt kam Georg Thomalla am 14.02.1915 in Kattowitz. Nach der Schule machte er zunächst eine Ausbildung zum Koch, doch es zog ihn auf die Bühne. Die Anregung dazu kam zusätzlich von seinem Bruder, der in Hamburg als Operettentenor bereits Fuß gefasst hatte. Die erste, wenn auch sehr kleine Rolle, spielte Georg Thomalla 1932 in der Operette "Das Land des Lächelns" von Franz Lehár. Von da an kam zuerst eine Zeit "des Schliffes" auf verschiedenen privaten Wanderbühnen. Schließlich, über Gelsenkirchen und Gera, kam er nach Berlin und spielte auf verschiedenen Bühnen der Stadt. Auch der Film wurde auf Georg Thomalla aufmerksam. Seine erste Filmrolle spielte er 1939 in dem Streifen "Ihr erstes Erlebnis", die Geschichte um eine in ihren Professor verliebte Kunststudentin. Zwar wurde er – glaubt man manchen Berichten - noch während der Dreharbeiten zur Luftwaffe eingezogen, wurde aber ständig für weitere Filme freigestellt. Sein Talent zur Komik entfaltete sich in dem Film "Wir machen Musik" von Helmut Käutner. Doch die "richtige" Karriere sollte erst nach dem Zweiten Weltkrieg beginnen.

„Fanfaren der Liebe“

Georg Thomalla und Zarah Leander in dem Film Bei Dir war es immer so schön (BRD 1953, Regie: Hans Wolff)

Georg Thomalla und Zarah Leander in dem Film "Bei Dir war es immer so schön" (BRD 1953, Regie: Hans Wolff)

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte langsam der Betrieb auf die Berliner Theaterbühnen zrück. Bereits 1947 spielte Georg Thomalla an der Komödie – er blieb dort fünf Jahre lang, außerdem hatte er Verpflichtungen am Berliner Schlossparktheater, wo er in Jacques Devals Komödie "Wir armen Erdenbürger" und im "Revisor" seine Paraderollen spielte. Die Filme, die er in diesen Jahren drehte, waren meistens erfolgreich, gehörten jedoch in die Reihe der sogenannten "Klamotten", die Georg Thomalla einfach unterforderten. Mit "Fanfaren der Liebe" aus dem Jahr 1951, einer Geschichte um zwei brotlose Musiker, die sich als Frauen verkleidet in eine Damenband einschmuggeln, stieg die Popularität von Georg Thomalla enorm. Nebenbei bemerkt: nach der gleichen Vorlage drehte Billy Wilder acht Jahre später seine Komödie "Manche mögen’s heiß", in der Georg Thomalla dem Schauspieler Jack Lemmon seine deutsche Stimme gab. Es folgten unzählige weitere Filme, doch nach wie vor blieben es jene Produktionen, die seinen Ruf des "ungekrönten Klamottenkönigs" festigten.

Bitte, bitte, lasst uns zehn Minuten erst mal sitzen, riefen die beiden bekannten Filmschauspieler Georg Thomalla, links, und Hans Albers den Photographen zu, die sie gleich nach ihrer Ankunft auf dem Berliner Filmball im Hotel Esplanade am 7.1.56 umlagerten

"Bitte, bitte, lasst uns zehn Minuten erst mal sitzen", riefen die beiden bekannten Filmschauspieler Georg Thomalla, links, und Hans Albers den Fotografen zu, die sie gleich nach ihrer Ankunft auf dem Berliner Filmball im Hotel Esplanade am 7.1.56 umlagerten

Tommi und Wolfgang Jäger

"Komische Geschichten mit Georg Thomalla" – eine 1961 im Fernsehen gestartete Reihe, erlaubte Georg Thomalla sein Talent auch als Charakterkomiker unter Beweis zu stellen. Diese ebenfalls aus diesem Jahr stammende Adaption der britischen Serie "Hancock" von Allan Simpson und Ray Galton, beschäftigte sich mit dem Alltag des kleinen Mannes und wurde für Georg Thomalla zu einem großen Erfolg. Vier der insgesamt zwölf Folgen wurden noch in Schwarz-Weiß gedreht, die übrigen, ab 1969, in Farbe. Das Theater blieb für Georg Thomalla ebenfalls ein festes Betätigungsfeld. Und in eine Rolle ist er besonders hineingewachsen: in die Gestalt von Wolfgang Jäger, einem geschiedenen Standesbeamten, einem glühenden Gegner der Ehe. Mit dieser Rolle in der Boulevardkomödie "Der Mann, der sich nicht traut" von Curth Flatow war er in München, Hamburg, Wien und Berlin sehr erfolgreich. Den Wolfgang Jäger spielte er 1200 Mal, davon ca. 500 schon alleine in Berlin. Und auf noch einem anderen Gebiet war Georg Thomalla ein gefragter Mann: bei der deutschen Synchronisation der Filme. So war er nicht nur die Standardstimme von Jack Lemmon, sondern lieh sie unter anderem auch Peter Sellers in den meisten Inspektor-Clouseau-Filmen oder auch dem US-amerikanischen Schauspieler Danny Kaye. Zu den zahlreichen Auszeichnungen, die dem Schauspieler zuteil wurden, gehört auch das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Georg Thomalla starb am 25.08.99 in Starnberg.

Im Juli 1980 sprach DW-Mitarbeiter Tony Schwägerl mit George Thomalla über den Verlauf seiner Karriere.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

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