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Internet für Arme

2. Februar 2010

Die britische Regierung will rund 300.000 ärmere Familien mit Laptops und Internet ausstatten. Denn ein Pilotprojekt beweist: Schüler liefern dadurch bessere Leistungen und Eltern kommen besser im Alltag zurecht.

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Zwei Minderjährige sitzen an einem Laptop (Foto: DW-TV)
Vernetzte Kinder lernen besserBild: DW-TV

Bis 2013 sollen alle EU-Bürger Zugang zu schnellen und bezahlbaren Internetanschlüssen bekommen. Das haben sich die Staats- und Regierungschefs zum Ziel gesetzt. Doch in Großbritannien ist man von diesem Ziel noch weit entfernt. Dort wächst die Angst, dass es zu einem immer tieferen Graben zwischen denen kommt, die zu Hause Zugang zum Netz haben, und denen, die es sich nicht leisten können.

Deshalb hat die Regierung nun in einem Pilotprojekt Laptops und Internetanschlüsse an Familien mit niedrigem Einkommen in Suffolk und Oldham verteilt. Zum Beispiel an den 9-jährigen Rehaan Kokar, der seinen Laptop nutzt, um Mathematik und Rechtschreibung zu pauken. Und um mit seinen Klassenkameraden im Kontakt zu bleiben.

Internet: Das Fenster zur Welt

Kinder der Berlin International School halten am Dienstag (06.02.2007) auf dem Schulhof Zettel mit dem @-Zeichen in die Höhe(Foto: dpa)
Ohne Internet sinken die KarrierechancenBild: picture-alliance/ dpa

Rehaan und seine Mutter Kanwal gehören zu den Familien, die von dem Pilotprojekt profitiert haben. Der Anschluss an die Welt der digitalen Kommunikation hat ihr Leben verändert. Kanwal hatte es als pakistanische Immigrantin nicht leicht, sich überall zurechtzufinden: "Früher musste ich viel herumlaufen und Leute fragen, um mir Informationen zu besorgen. Jetzt ist es so einfach: Ich tippe es einfach ein und finde die Antwort selbst heraus. Meine Rechnungen einsehen, meine Kontoauszüge, alle Arten von Wissen, jeden Kurs, der mich interessiert, jede Telefonnummer - alles. Ich brauche nicht mehr die Hilfe von anderen - jetzt helfe ich mir selbst."

Rehaan sei auch besser in der Schule geworden, sagt seine Mutter. "Er kommt mit den Rechentabellen gut klar. Er kann einfach draufklicken. Es macht ihm auch viel mehr Spaß, als es mit der Hand aufzuschreiben."

Zwei Rentner mit Laptop (Foto: Bilderbox)
Auch ältere Menschen kommen im Netz gut zurechtBild: Bilderbox

Schulen in der ganzen EU nutzen das Internet immer mehr, um auch nach Schulschluss mit dem Schülern in Kontakt zu bleiben. Dave Bartner vom Stadtrat des Ortes Oldham bei Manchester glaubt, dass Schüler ohne Zugang zu digitalen Welt keine Chanchengleichheit in der Bildung haben können. "In den letzten 15 Jahren hat sich die bereits vorhandene Benachteiligung von Familien mit geringen Einkommen verschärft, wenn sie mit der digitalen Entwicklung nicht Schritt halten konnten." Dadurch seien die Armen doppelt benachteiligt.

Ohne Internet keine Chancengleichheit

Premierminister Gordon Brown hält die Ergebnisse des Pilotprojekts für so "inspirierend", dass er das Projekt auf das ganze Land ausweiten will. "97 Prozent der Eltern glauben, dass der Internet-Zugang die schulischen Leistungen ihrer Kinder verbessert hat. 80 Prozent der Eltern sagen, dass sie selbst nun engagierter ihre Kinder beim Lernen unterstützen", sagte Brown. Deshalb will er nun 270.000 Familien mit Laptops und Internetanschlüssen ausstatten. Das ist der Regierung 300 Millionen britische Pfund wert.

Rehaan und Kanwal sind von dem Projekt begeistert: "Wir haben uns an das Internet und den Computer gewöhnt, und wir verlassen und auch darauf", sagt Kanwal. Ein Leben ohne können sie sich nicht mehr vorstellen.


Autor: Lars Bevanger/ Fabian Schmidt
Redaktion: Julia Kuckelkorn