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Krise trifft Chinas Exporteure

9. Dezember 2008

Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise trifft China schneller und viel härter als noch vor wenigen Wochen erwartet. Erstmals seit sieben Jahren sinken Chinas Exporte im Vergleich zum Vorjahreswert.

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Die Skyline von Hongkong, undatiertes Foto.
Selbst Chinas Wirtschaftsmetropole Hongkong spürt den globalen AbschwungBild: Peter Lok

Die Bekanntgabe der offiziellen Export-Zahlen für November wird am Mittwoch (10.12.2008) erwartet, doch berichtete die Nachrichtenagentur DPA bereits, dass der Wert der Ausfuhren auf etwas mehr als 100 Milliarden US-Dollar gesunken sei. Die Agentur beruft sich auf Informationen der Zeitung "21st Century Business Herald". Der Abschwung habe die chinesische Führung alarmiert.

Der Wirtschaftsexperte und Berater der Zentralbank, Fan Gang, bestätigte am Dienstag in Peking auf einem Wirtschaftsforum den Rückgang der Ausfuhren im November. "Das industrielle Wachstum wird um die fünf Prozent liegen und das Exportwachstum negativ sein", wurde Fan Gang zitiert.

Kran an Neubau in Peking (AP Photo/Greg Baker)
Infrastruktur-Projekte sollen den Konjunktur-Knick ausbügelnBild: AP

Politische Elite berät Gegenmaßnahmen

Am Mittwoch geht nach drei Tagen die jährliche Wirtschaftskonferenz der chinesischen Führung zu Ende. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Montag mitteilte, peilt Chinas Führung ein Wachstum von mindestens acht Prozent an. Die Konferenz soll klären, mit welcher Strategie die Volksrepublik dieses Ziel trotz des globalen Abschwungs erreichen kann.

Da der Export als Wachstumsstütze Chinas auszufallen droht, sehen Experten Anreize zur Stimulierung des privaten Konsums in dem Riesenreich als einen Ausweg aus der Krise. Im Mittelpunkt steht darum bei der Konferenz das angekündigte Konjunkturprogramm mit einem Umfang von umgerechnet 455 Milliarden Euro. Davon soll fast die Hälfte in den Bau von Eisenbahnen, Straßen, Flughäfen oder andere Infrastrukturprojekte fließen, um Beschäftigung und Einkommen zu sichern. China stemmt sich bereits mit Zinssenkungen, Steuerreformen und Investitionen gegen den Abschwung.

Zudem ist das Milliardenvolk verunsichert und übt im Zeichen der Krise Kaufzurückhaltung. Viele trauen sich nicht mehr, Autos oder andere teure Güter zu kaufen. Der Autoabsatz fiel im November um 10,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Auch die Importe gehen stark zurück. Die taiwanesischen Ausfuhren nach Festlandchina und Hongkong fielen im November sogar um 38,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Fast wie eine Rezession

Verkaufsförderung: Bunte Promotion vor einem Kaufhaus in Peking
Verkaufsförderung: Bunte Promotion vor einem Kaufhaus in PekingBild: Xiao Xu

Wirtschaftsfachleute in anderen Ländern schauen nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters gebannt auf die Konferenz der Führungsriege, da China mit einer erfolgreichen Kurskorrektur auch als Stabilitätsanker in den Turbulenzen der Weltwirtschaft dienen könnte. Einige Experten erwarten für 2009 eine Abkühlung bis auf weniger als acht Prozent.

Sieben Prozent Wachstum oder weniger ist für ein aufstrebendes Schwellenland wie China vergleichbar mit einer Rezession für eine Industrienation: Es reicht nicht, um genug Arbeitsplätze für die mehr als 100 Millionen Wanderarbeiter und die Millionen nachwachsenden jungen Arbeitskräfte zu schaffen, die in China auf den Markt strömen. Es reicht erst recht nicht, um Entlassungen in der Exportindustrie zu verhindern, die schon heute zu Arbeiterunruhen in Südchina führen.

Soziale Spannungen

Ein entsprechendes Wachstum soll verhindern, dass sich angesichts eines Millionheers von auf den Arbeitsmarkt drängenden Chinesen die Spannungen im Land verschärfen. Wie viel sozialen Brennstoff die Wirtschaftskrise birgt, zeigte sich unlängst bei Protesten von Arbeitern, die nach der Schließung einer Spielzeugwarenfabrik bei Hongkong randalierten. (mas)