1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Internationale Hilfe rollt an

Rodion Ebbighausen10. November 2013

Von den Folgen des Taifuns "Haiyan" auf den Philippinen sind Millionen Menschen betroffen, tausende von Toten werden befürchtet. Die internationalen Hilfswerke bereiten einen Großeinsatz vor.

https://p.dw.com/p/1AEz6
Die Lufthansa fliegt Hilfsgüter nach Manila.
Bild: World Vision

Am ersten Abend nach der Katastrophe gibt David Carden eine erste Einschätzung der Lage. Dem UN-Nothilfekoordinator in Manila ist die Anspannung beim Telefongespräch deutlich anzumerken. "Die philippinische Regierung sagt jetzt, dass mehr als neun Millionen Menschen von dem Taifun betroffen sind." Mehrere Helfer berichten, dass die Zerstörung sie an den verheerenden Tsunami von 2004 erinnere, der damals die Anrainerstaaten des Indischen Ozeans verwüstete. In den kommenden Tagen werde jede Hilfe gebraucht, so Carden: von Wasseraufbereitungsanlagen über Nahrungsmittel bis zu Notunterkünften.

Die größte Herausforderung ist die unübersichtliche Lage und der fehlende Zugang zu den betroffenen Regionen: "Wir brauchen sechs Stunden, um die elf Kilometer vom Flughafen der Stadt Tacloban bis ins Stadtzentrum zu bewältigen", berichtet Carden. Die 220.000 Einwohner zählende Stadt Tacloban liegt auf der östlichen Insel Leyte und damit in einer der am schwersten betroffenen Regionen. Carden sagt auch: "Es gibt einige Teile des Landes, zu denen wir noch keinerlei Zugang haben. Zum Beispiel dort, wo der Taifun zuerst auf Land getroffen ist."

Ganze Ortschaften und Stadtviertel machte der Sturm dem Erdboden gleich - die meisten Straßen sind unpassierbar, Strom- und Kommunikationsnetz sind zusammengebrochen. Verschiedene Medien berichten von Menschen, die auf der Suche nach Essen durch die Trümmer irren. Plünderer haben mehrere Geschäfte in Tacloban überfallen.

Erste Hilfslieferungen treffen ein

Es handelt es sich um eine der größten Naturkatastrophen auf den Philippinen seit Jahrzehnten. "Aus Tacloban allein berichtet das Rote Kreuz, dass mehr als 1200 Menschen gestorben sind. Aber wir erwarten, dass die Zahl höher ist", so Carden. Die philippinische Regierung geht von mindestens 10.000 Toten aus.

Auf der Insel Leyte wurde ein ganzes Schiff an Land gespült (Foto: EPA/FRANCIS R. MALASIG +++(c) dpa - Bildfunk+++)
Die Bilder erinnern an den verheerenden Tsunami von 2004Bild: picture-alliance/dpa

Die internationale Hilfe rollt an, denn jetzt geht es um die Überlebenden, wie Jeff Lamigo von der Hilfsorganisation "World Vision Philippines" im Interview mit der Deutschen Welle sagt. Neben "World Vision" haben die "Caritas Philippinen" und die "Caritas USA" mit 18.000 Zeltplanen und einer Million Wasserentkeimungstabletten erste Hilfe in die schwer betroffene Stadt Cebu entsandt.

Die Europäische Kommission hat drei Millionen Euro zugesagt, die US-amerikanische Botschaft stellt knapp 75.000 Euro Soforthilfe zur Verfügung. Zudem verlegte die US-Armee laut eigenen Angaben bereits Soldaten und Matrosen einer Eingreiftruppe sowie zwei Flugzeuge aus Japan in die Krisenregion. Sie sollen zunächst vor allem bei Such- und Rettungsmaßnahmen helfen. Die deutsche Caritas, das Spendenbündnis Aktion Deutschland Hilft und das UN-Kinderhilfswerk UNICEF rufen zu dringend benötigten Spenden auf. Ein 24-köpfiges medizinisches Team der Organisation I.S.A.R. (International Search and Rescue) ist auf dem Weg nach Manila.

Hilfe aus Deutschland

Bundespräsident Joachim Gauck zeigte sich sehr betroffen und bekundete seinem südostasiatischen Amtskollegen sein Beileid, wie das Bundespräsidialamt am Sonntag (10.11.2013) verlauten ließ: "Mit außerordentlicher Bestürzung habe ich von den Tausenden von Toten und den unzähligen Verletzten erfahren." Bundesaußenminister Guido Westerwelle sagte im Namen der Bundesregierung eine Soforthilfe von 500.000 Euro zu: "Deutschland will helfen, Deutschland wird helfen."

Die zentralphilippinische Stadt Tacloban liegt zum Teil in Trümmern (Foto: REUTERS/Erik De Castro)
Ganze Stadtteile wurdem vom Taifun "Haiyan" zerstörtBild: Reuters

Den ersten Schritt macht das Technische Hilfswerk (THW) - es entsendet ein Erkundungsteam nach Manila, wie der Sprecher Nicolas Hefner im Interview mit der DW mitteilte: "Es wird nach der Landung in Absprache mit der deutschen Botschaft in die betroffenen Regionen aufbrechen, um zum einen die Einsatzoption für das THW zu bewerten und um zum andern festzustellen, inwieweit die Bundesregierung helfen kann." Das THW setzt bei seiner Hilfe auf die Bereiche, in dem es die größte Expertise aufweist: Trinkwasseraufbereitung, Wiederherstellung der Infrastruktur sowie die Reinigung verseuchter Brunnen und das Bereitstellen von Notunterkünften.

Für die gesamte Nothilfekoordination ist es wichtig, mit den lokalen Behörden zusammenzuarbeiten. "Die Dachkoordinierung vor Ort übernehmen die philippinischen Behörden, da Manila nicht schwer getroffen wurde und die obersten Katastrophenschutzbehörden noch funktionieren. Es wurden ja auch Militär- und Polizeikräfte zur Hilfe in die Katastrophenregion entsandt. Es gibt keine Alleingänge." Das sei wichtig, damit nichts passiere, was gegen die Bevölkerung gerichtet sei und damit es keine politischen Missverständnisse gibt. Nur so könne die Hilfe wirklich effektiv sein.

Evakuierungen in Vietnam

Während die Nothilfe für die Philippinen anrollt, erreichte der Sturm "Haiyan" die Küste von Zentralvietnam. Die vietnamesischen Behörden haben rund 600.000 Menschen evakuiert. Die Folgen sind noch nicht absehbar, aber der Sturm hat sich nach Angaben von Meteorologen inzwischen deutlich abgeschwächt. Weil der Taifun jedoch seine Richtung änderte, dürfte sich das betroffene Gebiet nach Angaben des vietnamesischen Roten Kreuzes von neun auf mindestens 15 Provinzen vergrößern. Hefner vom THW sagt: "Vietnam ist zwar ein Thema, das wir beobachten, aber wir kümmern uns jetzt zuerst um die Katastrophe, die wir vor uns liegen haben."