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DW-Intendant: Meinungsfreiheit stärker als alle Despoten 

Berthold Stevens
19. Juni 2017

„Allen Despoten, Autokraten und Gewaltherrschern sage ich: Ihr werdet die Meinungsfreiheit nicht ewig unterdrücken können. Sie ist stärker als ihr.“ Mit diesem Appell hat DW-Intendant Peter Limbourg das GMF eröffnet.

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Peter Limbourg (Director General, Deutsche Welle, Germany)
Bild: DW/K. Danetzki

Auf dem Global Media Forum der Deutschen Welle (GMF) im World Conference Center Bonn diskutieren rund 2.000 Gäste aus 100 Ländern bis Mittwoch über Politik und Menschenrechte, Medienentwicklung und innovative Journalismus-Konzepte. 

„Wer als Regierender die Pressefreiheit unterdrückt, wird über kurz oder lang scheitern. Menschen wollen nicht nur Wohlstand und Sicherheit, sie wollen auch Freiheit und Gerechtigkeit – dafür arbeiten wir hier bei der DW“, sagte Limbourg zum Auftakt der zehnten Auflage der Medienkonferenz der Deutschen Welle. Sie steht unter dem Leitthema „Identity and Diversity“.

Die Bedeutung internationaler Sender wachse mit zunehmenden Krisen und Konflikten. „Damit wächst auch ihre Verantwortung zu umfassender, möglichst objektiver Berichterstattung“, so Limbourg. Nur wer als verlässlich wahrgenommen werde, könne sich auf Dauer durchsetzen. Limbourg: „Sie dürfen nicht Partei ergreifen. Außer für die Menschenrechte.“ 

Denn Aufgabe der Medien sei es, Menschen zu informieren, damit sie „bessere Entscheidungen treffen und die Welt besser verstehen können. Und damit eines ganz klar ist: Wir sind keine Feinde des Volkes, wir arbeiten für die Menschen!“, so der Intendant des deutschen Auslandssenders. 

„Auch Brücken schlagen und motivieren“ 

Participants
Bild: DW/K. Danetzki

Medien müssten aber auch Austausch anregen und Brücken schlagen. „Auch zwischen vermeintlich unüberbrückbaren Positionen“, betonte Limbourg. „Wer aufhört, miteinander zu reden, gibt sich selbst auf. Journalisten müssen Dialog auch dort führen, wo es schmerzt.“ Zudem müssten Medien eigene Fehler bekennen und auf Kritik reagieren. 

Gerade in weltpolitisch turbulenten Zeiten und einer Phase rasanten technischen Wandels erwarteten die Menschen von Journalisten „auch mehr motivierende Berichte über das, was gut läuft. Über Menschen, die etwas bewegen – überall auf der Welt und besonders in Afrika“, sagte Limbourg.

Limbourg: „Digitalisierung ist mehr als Darknet, Datenkraken und Propaganda. Sie ist für Journalisten vor allem der direkte Weg zu den Menschen.“

Brigitte Zypries: „Jeder hat das Recht auf eine krude Meinung“

Auch Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries stellte in ihrer Keynote heraus, man müsse die „Chancen der Digitalisierung sehen und diese gestalten“, statt nur auf Gefahren zu verweisen. Das gelte auch für die „Rufe nach einem Schutzraum für die etablierten Medien“, so die Ministerin. Ziel sei es, dass Qualitätsjournalismus auch im Netz eine ökonomische Basis finde. Zypries: „Technologisch müssen wir offen sein, aber inhaltlich dürfen wir keine Kompromisse machen.“

Brigitte Zypries (Federal Minister for Economic Affairs and Energy, Germany)
Bild: DW/K. Danetzki

Die Informations- und Diskussionskultur im Netz werde zur „Gefahr für die Demokratie“, wenn es um gezielte Falschmeldungen und insbesondere um Hate Speech und Beleidigung gehe. Hier müsse es „klare juristische Grenzen“ geben. Es gehe um Werte: um Freiheit und zugleich um Wahrheit und Würde, um Respekt vor der Meinung des anderen. Mit Blick auf diejenigen, die in „Echokammern feststecken“, sagte die Ministerin: „Es hat auch jeder das Recht, eine krude Meinung zu haben.“ Der Komplexität der Wirklichkeit im 21. Jahrhundert werde dies jedoch nicht gerecht“, so Zypries.

Elke Büdenbender: „Bildungsveranstaltung von unschätzbarem Wert“ 

In einem Grußwort hatte sich Elke Büdenbender, Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, zum Konferenzthema Identität und Vielfalt geäußert. Die Fähigkeit, sich anderen Menschen und neuen Situationen gegenüber zu öffnen, sei auch eine Frage der Bildung. „Lernen müssen wir, das Neue, das Andere einzuordnen – müssen es mit dem, wie wir es bisher sahen und kannten, in Einklang bringen. Oder lernen, uns davon abzugrenzen, wenn das Andere wirklich nicht mit unseren Wertvorstellungen vereinbar ist“, so Büdenbender am Vorabend des DW-Medienkongresses vor prominenten Konferenzteilnehmern. Das Global Media Forum sei in diesem Sinne „eine Art Bildungsveranstaltung und damit von unschätzbarem Wert“. 

Zu den Experten des diesjährigen GMF zählen unter anderen „Biohacker“ Hannes Sjoblad, Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski, Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty, Carmen Perez von „Women's March“ und der Datenspezialist und Psychologe Michal Kosinski.

Heute Abend: Verleihung des Freedom of Speech Award 

Ein Höhepunkt des ersten Konferenztags ist die Verleihung des Freedom of Speech Award der Deutschen Welle an die White House Correspondents’ Association (WHCA). DW-Intendant Peter Limbourg wird die Auszeichnung um 18.30 Uhr an WHCA-Präsident Jeff Mason überreichen. Zuvor spricht Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Laudator ist Gregor Mayntz, Vorsitzender der Bundespressekonferenz. Die Verleihung wird per Livestream im Internet übertragen.

19. Juni 2017
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