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Magdeburg wird zum Halbleiter-Mekka

15. März 2022

Der US-Chipkonzern Intel will seine Kapazitäten in Europa erhöhen. Deshalb wird in Magdeburg ein neues Werk errichtet. Es könnte die größte Firmenansiedlung in Sachsen-Anhalt seit der Wende werden.

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BG Magdeburger Dom
Bild: Andreas Lander/dpa/picture alliance

Ein Jahr lang hat Intel-Chef Pat Gelsinger laut Handelsblatt nach dem perfekten Ort in Europa gesucht. Nun hat er der Konzern die Entscheidung bekannt gegeben. Demnach erhält Magdeburg, Hauptstadt des Bundeslandes Sachsen-Anhalt, den Zuschlag für die neue Chipfabriken von Intel in Europa. "In der ersten Phase planen wir Investitionen in Höhe von 17 Milliarden Euro für die Errichtung von zwei brandneuen, einzigartigen Halbleiterfabriken in Magdeburg", sagte Intel-Chef Pat Gelsinger nun in einem Videostream. Für die kommenden Jahre sind am Standort bis zu sechs weitere Fabriken geplant. Alle neuen europäischen Standorte sollen mit erneuerbarer Energie versorgt werden. 

Der Baubeginn der zwei Fabriken sei im ersten Halbjahr 2023 geplant, teilte Intel weiter mit. Nötig seien eine Beihilfengenehmigung der EU-Kommission sowie die Bewilligung der notwendigen Förderung durch die deutschen Behörden. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt seien, sei der Produktionsstart im Jahr 2027 geplant. Dauerhaft könnten etwa "3000 Hightech-Arbeitsplätze" vor Ort entstehen. 

Mindestens 3000 Jobs

In den beiden Fabriken sollen "modernste Halbleiter" hergestellt werden. Magdeburg biete "wichtige logistische Vorteile"; der Standort, das Industriegebiet Eulenberg, sei durch gute Anbindung an Autobahnen und Flughäfen für wichtige Zulieferer und Kunden in ganz Europa kurzfristig erreichbar. Der Bund will die Ansiedlung finanziell unterstützen. Die Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP möchten Deutschland zu einem globalen Standort der Halbleiterindustrie machen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) befürwortet die Investitionen des US-Konzerns: "Deutschland begrüßt Intel und die umfangreichen Investitionen, die das Unternehmen plant, um 3000 High-Tech-Arbeitsplätze und viele weitere in der Wertschöpfungskette zu schaffen." Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wertet die Investitionsentscheidung der US-Chipherstellers Intel für neue Fabriken in Magdeburg als wichtigen Impuls in schwierigen Zeiten. "Das zeigt: Deutschland ist attraktiv für Innovationen und Investitionen", sagte der Grünen-Politiker. 

Intels bislang größte Ansiedlung in den USA: Der Ocotillo Campus in Chandler, Arizona
Intels bislang größte Ansiedlung in den USA: Der Ocotillo Campus in Chandler, ArizonaBild: Intel Corporation

Der Magdeburger Stadtrat hatte für die Großansiedlung den Weg für ein neues Industriegebiet freigemacht. Auch andere Standorte in Bayern, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und in mehreren europäischen Ländern hatten sich beworben. In Magdeburg will Intel zum einen Prozessoren und Grafikchips herstellen, die unter der eigenen Marke verkauft werden. Gleichzeitig will der kalifornische Konzern im Rahmen der Intel Foundry Services (IFS) auch als Auftragsfertiger für Drittkunden tätig sein.

Auch Europa fördert Chip-Ansiedlung

Gelsinger, der vor einem Jahr das Ruder übernommen hat, versucht den weltgrößten Chiphersteller durch ein enormes Investitionsprogramm auf Kurs zu bringen. Dazu gehören neue Fabriken oder Standort-Erweiterungen in den US-Bundesstaaten Kalifornien, New Mexico und Arizona sowie in Malaysia. Erst im Januar hatte Intel den Bau zwei neuer Fabriken im US-Staat Ohio für mehr als 20 Milliarden Dollar angekündigt.

Ursprünglich wollte Intel die europäischen Standortentscheidungen bereits 2021 bekanntgeben, wartete dann aber auf den Startschuss für den European Chips Act Anfang Februar, der den Weg für milliardenschwere Subventionen aus öffentlicher und privater Hand freimachte. So hat auch der Intel-Chef über Subventionen verhandelt. Intel-Deutschlandchefin Christin Eisenschmid hatte dem Newsletter Euractiv im Januar gesagt, in Europa sollten Halbleiter in der Größe von zwei Nanometern oder niedriger gebaut werden.

Halbleiter werden zur Herstellung verschiedenster Produkte benötigt - von Smartphones über Fernseher bis hin zu Autos. Viele Unternehmen mussten wegen der Lieferengpässe in der Corona-Pandemie ihre Produktion drosseln.

nm/hb (dpa, rtr)