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Politik

Infiziert Corona auch die Wirtschaftsleistung?

5. März 2020

Den BDI treiben angesichts der Pandemie Rezessionsängste um. Er fürchtet ein Ende der seit 2009 andauernden Erfolgsserie. Derweil geht in vielen Ländern der Kampf von Politik und Behörden gegen das Coronavirus weiter.

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Eine Frau mit Mundschutz arbeitet auf der Messe Ambiente Anfang Februar in Frankfurt (Foto: Imago Images/rheinmainfoto)
Bild: Imago Images/rheinmainfoto

Die Industrie sieht die Gefahr einer Rezession in Deutschland angesichts massiver Folgen für die Wirtschaft durch den Coronavirus erheblich gestiegen. "Das wirtschaftliche Wachstum droht fast zum Erliegen zu kommen", heißt es im neuen Quartalsbericht des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Komme es nicht zu einer wirtschaftlichen Normalisierung in den von der Corona-Epidemie betroffenen Ländern im zweiten Quartal, erwartet der BDI für Deutschland für das Gesamtjahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung.

Es wäre die erste Rezession der lange Jahre von Wachstum verwöhnten deutschen Wirtschaft seit 2009. Damals waren alle wichtigen Volkswirtschaften in der Folge der globalen Finanzkrise massiv eingebrochen. Der BDI hatte bisher ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland von 0,5 Prozent erwartet.

Israel sperrt sich gegen europäische Touristen

Um die fortschreitende Ausbreitung des Coronavirus in den Griff zu bekommen, greifen viele Staaten weiter zu teils massiven Maßnahmen. Israel verwehrt Touristen aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Österreich und der Schweiz ohne im Voraus getroffene Quarantänevorkehrungen ab sofort die Einreise. Zudem müssen Israelis, die aus einem der betroffenen Länder nach Hause fliegen, 14 Tage zu Hause bleiben. Das Land hat bisher 15 Coronavirus-Fälle gemeldet. Etwa 5000 Bürger, die aus von dem Virus betroffenen Gebieten zurückgekehrt sind, sind zu Hause unter Quarantäne gestellt. Israel hatte die Regelung bereits für Flüge aus China, Singapur und Italien erlassen.

Eine Putzkraft desinfiziert den Klassenraum einer Turiner Schule (Foto: Reuters/M. Pinca)
Eine Putzkraft desinfiziert den Klassenraum einer Turiner SchuleBild: Reuters/M. Pinca

Schulschließungen und leere Stadien in Italien

In Italien schließen wegen der Virus-Ausbreitung ab diesem Donnerstag alle Schulen und Universitäten. Die Maßnahme soll zunächst bis zum 15. März andauern, wie Bildungsministerin Lucia Azzolina mitteilte. Zudem wird per Regierungsdekret das Publikum von allen Sportveranstaltungen bis zum 3. April ausgeschlossen. Das betrifft auch die Spiele der ersten Fußball-Liga und der europäischen Fußball-Wettbewerbe, die in Italiens Stadien stattfinden. Das Land gilt als größter Virenherd in Europa. Nach jüngsten Angaben des italienischen Zivilschutzes starben inzwischen mindestens 107 Menschen, die Zahl der bestätigten Ansteckungsfälle stieg auf 3089.

Die Regierung in Rom erwägt deshalb eine Aufstockung der Mittel im Kampf gegen die Folgen der Epidemie um 1,4 Milliarden auf insgesamt fünf Milliarden Euro. Um dies zu finanzieren, sei auch eine Aussetzung der europäischen Schuldenregeln möglich, sagte Wirtschaftsstaatssekretärin Laura Castelli. Europa müsse in der Bekämpfung der Krise, die Italien in vorderster Front treffe, eine Vereinbarung treffen.

In Deutschland sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts inzwischen 349 Infektionen mit dem Coronavirus bekannt. Betroffen seien alle Bundesländer bis auf Sachsen-Anhalt. Schulschließungen wie in Italien sind aber vorerst nicht geplant. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Stefanie Hubig, sagte, sie halte eine solche Maßnahme derzeit nicht für nötig, da die Coronavirus-Lage in Deutschland regional sehr unterschiedlich sei. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sprach sich gegen die generelle Schließung von Bildungseinrichtungen aus.

Symbolträchtige "Momentaufnahme": Vor der New Yorker Börse (Foto: Reuters/B. McDermid)
Symbolträchtige "Momentaufnahme": Vor der New Yorker Börse Bild: Reuters/B. McDermid

Milliarden US-Dollars gegen das Virus

Der US-Kongress will eine Milliardensumme für den Kampf gegen die Ausbreitung des Corona-Erregers bereitstellen. Republikaner und Demokraten vereinbarten, Notfallmaßnahmen gegen die Epidemie mit einer Summe von 8,3 Milliarden Dollar (umgerechnet 7,5 Milliarden Euro) zu finanzieren, wie die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, mitteilte. In den USA haben sich inzwischen mehr als 130 Menschen mit dem Virus infiziert. Elf Patienten erlagen bislang der von dem Erreger verursachten Lungenkrankheit COVID-19. In der südkalifornischen Millionenmetropole Los Angeles riefen die Behörden den Notstand aus, nachdem dort weitere sechs Infektionsfälle bestätigt worden waren.

Die "Grand Princess" vor der Golden Gate Bridge in San Francisco (Foto: picture-alliance/AP Photo/San Francisco Chronicle/S. Strazzante)
Die "Grand Princess" vor der Golden Gate Bridge in San Francisco (Archivbild von Mitte Februar)Bild: picture-alliance/AP Photo/San Francisco Chronicle/S. Strazzante

Kreuzfahrtschiff "Grand Princess" gestoppt

Vor der Küste Kaliforniens sitzen unterdessen tausende Menschen auf einem Kreuzfahrtschiff fest. Die "Grand Princess" sei gestoppt worden, weil Passagiere und Besatzungsmitglieder Krankheitssymptome gezeigt hätten, teilte Gouverneur Gavin Newsom mit. Sie sollen nun auf den Corona-Erreger getestet werden. Bei elf Passagieren und zehn Besatzungsmitgliedern besteht der Verdacht einer Infektion. An Bord der "Grand Princess" sind rund 2500 Passagiere und etwa 1150 Crewmitglieder. Das Schiff war auf der Rückkehr von Hawaii nach San Francisco. Zuvor hatte die "Grand Princess" eine Reise nach Mexiko absolviert. An Bord war dabei auch ein 71-jähriger Mann, der an COVID-19 starb. Er ist der erste Todesfall durch das Virus in Kalifornien.

sti/djo (afp, dpa, rtr, sid)