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Hannover Messe

19. April 2010

Mit über 4800 Ausstellern aus 64 Ländern ist die Hannover Messe einmal mehr die wichtigste Industriemesse der Welt. Daran hat sich auch im Jahr Eins nach der Krise nichts geändert.

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Kanzlerin Angela Merkel neben einem Roboter auf der Hannovermesse 2010 (Bild: dpa)
Die Kanzlerin und der Roboter: Szene vom Rundgang Angela MerkelsBild: picture alliance/dpa

Ihre Rückreise aus den USA ist wegen des Flugverbots wesentlich länger und anstrengender gewesen als geplant. Trotzdem ließ es sich Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht nehmen, am Montagmorgen (19.04.2010) einen zweistündigen Rundgang über die Hannover Messe zu machen. Auch wenn sie etwas abgekämpft wirkte, so hörte sie den Unternehmern geduldig zu und fragte interessiert nach. Ihr Fazit: "Ich freue mich, dass die Hannover Messe in diesem Jahr mit einer großen Zahl von Ausstellern Schwung bringt in die Belebung der Wirtschaft."

Zeit der Krise gut genutzt

Zahnräder für ein Windrad-Getriebe auf der Hannover Messe (Foto: AP)
Die Industrie verspürt neuen Schwung in HannoverBild: AP

Und Belebung ist bitter nötig: Der Maschinenbau – mit über 900.000 Beschäftigten die Schlüsselbranche der deutschen Industrie – verzeichnete 2009 die schlechteste Bilanz seit 50 Jahren. Um ein Viertel verringerte sich die Produktion. Trotzdem gelang es, den Jobabbau mit minus 34.000 Stellen in Grenzen zu halten. Die Unternehmen hätten sich in dieser schwierigen Phase ihre innerbetrieblichen Abläufe sehr genau angesehen, so beschreibt Hannes Hesse, Hauptgeschäftsführer des Maschinenbau-Verbandes, den Zustand der Branche. "Sonst hätten sie diese lange Zeit der Krise gar nicht schadlos überstehen können." Und natürlich sei auch geschaut worden: Wo könne man nicht nur die Abläufe, sondern auch Produkte verbessern. Der Maschinenbau sei eine Branche, "die Krisen gewohnt ist, und die Indikatoren sind positiv. Wir haben einen positiven Trend, das ist eindeutig." Unbekannt sei allerdings "das Tempo, mit dem wir uns nach oben bewegen."

Optimismus ist nicht überall

Mann geht an einem Messe-Werbeplakat vorbei (Foto: Deutsche Messe AG)
4000 Innovationen sind auf der Messe zu sehenBild: Deutsche Messe AG

Denn noch steht der Aufschwung auf tönernen Füßen – Rückschläge sind jederzeit möglich. VEM Sachsenwerke, ein Hersteller elektrischer Antriebsmaschinen mit Sitz in Dresden, wurde von der Krise schwer getroffen und spürt die Auswirkungen bis heute. Geschäftsführer Gerhard Freymuth macht zwar erste Silberstreifen am Horizont aus. Aber für ihn steht fest: "In diesem Jahr wird nicht mehr viel passieren, weil die ganze Finanzwelt mit sich zu tun hat." Und erst wenn die wieder intakt sei und es auch wieder Anreize gibt zu investieren, dann werde das Geschäft wohl in Gang kommen. Er müsse mit dieser Situation fertig werden, sagt Freymuth, denn "ich habe mir das ja nicht ausgesucht." Und dann kommt ein Satz, den man sich von denen, die diese Krise ausgelöst haben, auch mal wünschen würde: "Wir haben eine Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern. Was jetzt gefragt ist, sind Kreativität und Ideenreichtum – dazu fühle ich mich verpflichtet.“

Internationalisierung hat geholfen

Blick auf das Messegelände in Hannover (Foto: Deutsche Messe AG)
Blick auf das Messegelände in HannoverBild: Deutsche Messe AG

Das ist offenbar das Credo vieler Unternehmer in diesen Zeiten: Nicht planlos zu entlassen und dann, wenn es wieder besser läuft, händeringend nach Fachkräften zu suchen. Dennoch kam man beim Unternehmen Lenze in Hameln, einem mittelständischen Anbieter von Antriebs- und Automatisierungstechnik, nicht um Entlassungen herum. Vorstandschef Erhard Tellbüscher blickt nun aber wieder optimistisch nach vorne, denn "ohne Optimismus geht nichts." Er glaubt daran, dass die Geschäfte in diesem Jahr wieder besser laufen. Auch weil man im Krisenjahr eine ganze Reihe neuer Kunden gewonnen hat "und auch viel neues Geschäft in Asien und Amerika." In Asien insbesondere habe man viele große Aufträge in der Windkraft-Energie bekommen. Für Tellbüscher ist klar: "Die Internationalisierung, in den verteilten Märkten zu arbeiten, das hat auch jetzt in der Krise sehr geholfen hier in Deutschland."

BDI hebt Wachstumsprognose an

Auch in schwierigen Zeiten Kunden gewinnen, neue Produkte entwickeln, gemeinsam nach Lösungen suchen – das scheint ein Erfolgsrezept der deutschen Industrie zu sein, um einigermaßen unbeschadet aus der Krise hervorzugehen. Deswegen keimt nach dem dramatischen Absturz des vergangenen Jahres nun wieder neue Hoffnung. Die deutsche Industrie habe einmal mehr bewiesen, dass sie auch mit schwierigen und unerwarteten Situationen sehr gut umgehen könne, sagt Hans-Peter Keitel, der Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI): "Denn alle Nachrichten, die wir von der Hannover Messe im Moment hören, sind besser als unsere Prognosen. Das macht mich insgesamt für dieses Jahr sehr optimistisch."

Kein Wunder, dass der BDI in diesem Jahr zwei Prozent Wirtschaftswachstum für möglich hält - immer vorausgesetzt, es gibt keine neuen Rückschläge in der Weltwirtschaft.

Autor: Henrik Böhme, z.Zt. Hannover
Redaktion: Andreas Becker

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