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Industrie will Flüchtlingen Arbeit geben

6. September 2015

Die deutsche Wirtschaft will Flüchtlingen unbürokratisch Arbeit geben. Dafür sei von den Behörden Kreativität und Flexibilität gefragt, sagte Industriepräsident Ulrich Grillo. Das Asylverfahren müsse erträglicher werden.

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In der Firma Reuther STC GmbH in Fürstenwalde (Brandenburg) arbeitet der 26-jährige Asylbewerber Hamza Ahmed aus Somalia gemeinsam mit dem Meister für Zuschnitt, Thorsten Muschack, an einem Stahlsegment für einen Windradturm (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul

"Wir sind bereit, allen Asylsuchenden mit berechtigten Chancen auf ein Bleiberecht den raschen und zeitlich gesicherten Zugang zu Bildung und Arbeitsplätzen zu ermöglichen", sagte Grillo der Nachrichtenagentur dpa. Er ist Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) und vertritt somit 100.000 deutsche Unternehmen mit rund acht Millionen Mitarbeitern.

Grillo forderte, bei der Unterbringung und der Integration der erwarteten 800.000 Asylsuchenden in diesem Jahr dürfe keine Zeit vergeudet werden. "Dabei kann es unter den richtigen Bedingungen gelingen, gerade gut ausgebildete Flüchtlinge schnell in Wertschöpfungsketten einzubetten", sagte er.

Als Problem sieht Grillo das deutsche Asylverfahren. Es müsse "effektiver und für die Menschen erträglicher werden". Die große Koalition müsse dafür bei ihrem Treffen zur Flüchtlingsfrage am an diesem Sonntag die Weichen stellen. "Jetzt sind Flexibilität und Kreativität gefragt", betonte der BDI-Chef. Er forderte zudem, dass Länder und Kommunen deutlich mehr finanzielle und logistische Unterstützung erhalten müssten.

Eine Flüchtlingsunterkunft in Ingelheim am Rhein (Foto: dpa)
Eine Flüchtlingsunterkunft in Ingelheim am RheinBild: picture-alliance/dpa/C. Schmidt

Daimler-Chef: Flüchtlinge bringen Wohlstand

Ähnlich äußerte sich der Chef des Autobauers Daimler, Dieter Zetsche: "Die meisten Flüchtlinge sind jung, gut ausgebildet und hoch motiviert. Genau solche Leute suchen wir doch", sagte er der "Bild am Sonntag". Sie seien eine große Chance für das Land und könnten helfen, den Wohlstand zu erhalten beziehungsweise zu vermehren. "Deutschland kann doch die freien Arbeitsplätze gar nicht mehr allein mit Deutschen besetzen", betonte Zetsche.

Er schlug vor, dass Unternehmen die Flüchtlinge schon in Aufnahmezentren über Arbeitsmöglichkeiten und Voraussetzungen informieren. Um Asylsuchende besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren, forderte der Daimler-Chef zudem ein Abschiebeverbot für Auszubildende. Sie sollten die Garantie erhalten, nicht ausgewiesen zu werden.

Flüchtlinge dürfen nach drei Monaten arbeiten

Flüchtlinge dürfen nach aktueller Gesetzeslage drei Monate nach einem bewilligten Asylantrag arbeiten - aber nur, wenn es keinen geeigneten Bewerber aus Deutschland oder einem anderen EU-Land gibt. 15 Monate gilt diese sogenannte Vorrangprüfung. Sowohl die Wirtschaft als auch Forscher sehen für Flüchtlinge viele Möglichkeiten am deutschen Arbeitsmarkt.

Ba/haz (dpa/afp)