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In Freude vereint

Alexander Kudascheff26. September 2002

Die Schlacht in Deutschland ist geschlagen. Rot-Grün hat gewonnen. Das hat in der EU naturgemäß unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Beobachtungen von DW-Korrespondent Alexander Kudascheff.

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Italiens Berlusconi, Spaniens Aznar oder Frankreichs Chirac (einschließlich seines ministerpräsidentiellen Adlatus Raffarin) haben gehofft, Stoiber werde gewinnen. Und dann wäre Europa fest in den Händen der Konservativen gewesen - sieht man von Tony Blair ab, der aber mindestens so konservativ ist wie Aznar ( auch wenn sie sich wegen Gibraltar nicht mögen), und natürlich von den skandinavischen Nordlichtern (minus Dänemark, das ja seit neuestem auch konservativ regiert wird).

Aber: Schwedens Persson und Finnlands Lipponen - sie freuen sich mit Tony Blair: die konservative Renaissance in der EU ist erst einmal abgewendet. Und - so hoffen sie insgeheim: vielleicht kippt der Trend überhaupt. Schließlich wird im November bereits in Österreich gewählt - und stehen die Chancen für Rot-Grün ausgezeichnet (auch weil die Konservativen nachdem Schmuddelkind Haider ausgestiegen ist, keinen echten Partner mehr haben).

Gefürchtet: Neulinge am Verhandlungstisch

Also: der hauchdünne Sieg von Schröder und Fischer gibt der europäischen Sozialdemokratie neuen Aufwind. In Brüssel wiederum ist man zufrieden. Denn nichts fürchtet man hier - wo natürlich Kommentare zu Wahlen unter Tabu stehen - mehr als Neulinge am Verhandlungstisch. Und die EU steht vor der Schlussphase der Beitritts- und Erweiterungsverhandlungen. Da hätte eine neue Regierung in Berlin sich sehr schnell einarbeiten müssen. Aber wie Neulinge oft so sind, unbequem, unkonventionell , störrisch: vielleicht hätten sie vielleicht nicht so schmiegsam verhandelt wie die alteingesessene Mannschaft um Schröder und Fischer.

Also: gut, daß die Alten geblieben sind, was im übrigen nichts mit irgendwelchen ideologischen oder konzeptionellen Unterschieden zu tun hat. Europapolitik ist ja in Deutschland Konsenspolitik, also hätte sich nichts in der Sache geändert. Aber im Stil, in der Diktion vielleicht. Manche meinen sogar, sicher. Aber das ist bereits Schnee von gestern. Und im übrigen gilt: nach der Wahl wird einfach gratuliert, egal wie sehr man sich vor der Wahl über den Partner geärgert hat. Und natürlich wird sich gemeinsam gefreut. So vereint ist Europa inzwischen denn doch.