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Friedensappelle in Erinnerung an den 1.Weltkrieg

4. August 2014

Am 4. August 1914 überfielen deutsche Truppen das neutrale Belgien. Damit begann der 1. Weltkrieg in Westeuropa. Hundert Jahre danach rufen politische Repräsentanten aus 80 Ländern bei einer Gedenkfeier zum Frieden auf.

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Gedenkstätte für die Toten des 1. Weltkriegs in Lüttich (DW-Foto: B. Riegert)
Bild: DW/Bernd Riegert

Bundespräsident Joachim Gauck hat bei der Gedenkveranstaltung zum Beginn des 1. Weltkriegs im belgischen Lüttich die gemeinsame Verantwortung der europäischen Staaten für den Frieden in der Welt hervorgehoben. "Wir können nicht gleichgültig bleiben, wenn Menschenrechte missachtet werden, wenn Gewalt angedroht oder ausgeübt werden", betonte das deutsche Staatsoberhaupt.

Bei der Zeremonie vor dem Mahnmal der Alliierten (Artikelbild) sagte Gauck, Millionen von Menschen litten heute unter Gewalt und Terror. Vor hundert Jahren habe der Nationalismus "beinahe alle Herzen und Hirne verblendet." Dies und das "eklatante Versagen der Diplomatie" habe Europa in einen Brüderkrieg gestürzt, der schließlich weite Teile der Erde in Brand gesetzt habe. Hundert Jahre später würden noch immer "politische, völkische oder religiöse Überzeugungen" instrumentalisiert und als Rechtfertigung für Gewalt und Mord benutzt.

Frankreichs Staatspräsident François Hollande rief ebenfalls zum Engagement für Menschenrechte und Frieden auf: "Wir können nicht neutral bleiben." Er verwies darauf, dass allein in Belgien im Ersten Weltkrieg 210.000 französische Soldaten gefallen seien. Die europäische Einigung nach 1945 sei zunächst eine "verrückte Idee" gewesen, "aber Krieg war noch verrückter". betonte Hollande.

Auch Prinz William als Vertreter Großbritanniens lobte den europäischen Weg zum Frieden: "Heute sind wir Freunde und Verbündete", sagte der Enkel von Königin Elisabeth II. Der belgische König Philippe dankte den damaligen Alliierten für die Unterstützung des "tapferen kleinen Belgien". Der Erhalt des Friedens bleibe eine große Herausforderung, betonte der Monarch.

Völkerrechtswidriger Überfall

Tausende deutsche Soldaten waren am 4. August 1914 völkerrechtswidrig in das damals neutrale Belgien einmarschiert. Lüttich, das mit seinen Festungen als eine der am besten geschützten Städte Europas galt, setzte sich erbittert zur Wehr. Erst nach zwölftägigen Gefechten mit mehreren tausend Toten ergab sich die Stadt, und die deutschen Truppen konnten ihren Feldzug in Richtung Frankreich fortsetzen.

Deutschland hatte am 1. August 1914 Russland den Krieg erklärt und zwei Tage später Frankreich. Nach dem deutschen Einmarsch in Belgien erklärte Großbritannien am 4. August Deutschland den Krieg.

Damit begann der erste weltweite bewaffnete Konflikt. Von 1914 bis 1918 beteiligten sich mehr als 70 Staaten und damalige Kolonialgebiete an dem Krieg, unter ihnen auch die USA und Japan. Insgesamt wurden fast 70 Millionen Soldaten mobilisiert und mehr als 16 Millionen Menschen getötet.

Mitschuld Deutschlands

Bei einer weiteren Gedenkveranstaltung im belgischen Löwen erinnerte Gauck an die Mitschuld Deutschlands am Ausbruch des 1. Weltkriegs und nannte den Überfall auf Belgien durch nichts zu rechtfertigen. Außerhalb des Reiches sei man entsetzt über das Vorgehen der deutschen Truppen gegen Zivilisten und das kulturelle Erbe gewesen. "Es waren bittere, schreckliche Lektionen, die uns die beiden großen Kriege bereitet haben", sagte der Bundespräsident.

Die deutschen Truppen hatten Löwen bis Ende August 1914 weitgehend zerstört. Mindestens 200 Zivilisten wurden getötet und 650 andere in Viehwaggons nach Deutschland abtransportiert. Die Soldaten steckten große Teile des historischen Zentrums Löwens in Brand. Das deutsche Vorgehen in Löwen löste unter anderem auch deswegen weltweite Empörung aus, weil auch die Bibliothek der mittelalterlichen Universität in Schutt und Asche gelegt wurde: 300 000 Bücher verbrannten.

wl/gmf (dpa, afp, rtr, epd, kna)