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Deutschland wird weniger

Sabine Kinkartz31. Mai 2013

Zum ersten Mal seit der Vereinigung der Bundesrepublik und der DDR sind die Menschen in Deutschland gezählt worden. Jetzt wurden die Zahlen vorgelegt. Es sind 1,5 Millionen Einwohner weniger als gedacht.

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Passanten in Stuttgart (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der 9. Mai 2011 markiert ein statistisch wichtiges Datum. An diesem sogenannten Zensusstichtag lebten in Deutschland rund 80,2 Millionen Einwohner. "Gegenüber der bisher gültigen Bevölkerungszahl aus der amtlichen Bevölkerungsfortschreibung gab es damit rund 1,5 Millionen weniger Einwohner in Deutschland als bislang angenommen", so Roderich Egeler, Präsident des Statistischen Bundesamtes, bei der Vorstellung des Zensus 2011 in Berlin.

Die Bevölkerungsfortschreibung fußt noch auf den Daten der Volkszählung 1987 im Westen beziehungsweise auf den Daten des zentralen Einwohnermelderegisters der DDR aus dem Oktober 1990 für die neuen Bundesländer und Berlin-Ost. Der neue Zensus fand statt, da die Europäische Union alle ihre Mitgliedstaaten verpflichtet hat, in diesem Jahr eine solche "Inventur" durchzuführen und dies künftig alle zehn Jahre zu wiederholen.

Deutschland fehlen 1,5 Millionen Einwohner

Karteileichen in den Einwohnermeldeämtern

Der Zensus ergibt, dass 92,3 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen die deutsche Staatsangehörigkeit haben, nur 7,7 Prozent haben ausschließlich eine ausländische Staatsangehörigkeit. Die Einwohnerzahl der Deutschen ist im Vergleich zu den bisher ausgewiesenen Angaben nur um 428.000 Personen niedriger (-0,6 Prozent). Bei den Ausländerinnen und Ausländern ist die Differenz mit -14,9 Prozent oder -1,1 Millionen Personen deutlich größer.

Besonders starke Abweichungen bei der Zahl der Ausländerinnen und Ausländern gibt es in den einwohnerstarken Bundesländern Nordrhein-Westfalen (– 278 000), Bayern (– 190 000) und Baden-Württemberg (– 149 000). Das Statistische Bundesamt führt den hohen Korrekturbedarf auf das Meldeverhalten bei Ausländern zurück. Es habe in den Einwohnermeldeämtern "viele Kartei-Leichen" gegeben.

Jeder 2. Offenbacher hat Migrationshintergrund

Der Zensus 2011 liefert auch Informationen zur Bevölkerung mit Migrationshintergrund. Als Personen mit Migrationshintergrund zählen alle Ausländerinnen und Ausländer sowie alle Deutschen, die nach 1955 auf das Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland zugewandert sind oder mindestens einen nach 1955 zugewanderten Elternteil haben.

Die Statistik weist für Deutschland insgesamt etwa 15 Millionen Personen mit Migrationshintergrund aus. Dies entspricht einem Anteil von 18,9 Prozent der Bevölkerung und liegt knapp unter dem bisher angenommenen Wert von 19,5 Prozent. Interessant ist die Verteilung in Deutschland. So hat in Hamburg, Baden-Württemberg und Bremen jeder vierte Einwohner einen Migrationshintergrund, in Schleswig-Holstein aber nur jeder zehnte. In den westdeutschen Großstädten ab 100.000 Einwohnern schwankt der Anteil zwischen 15,8 Prozent in Lübeck und fast 50 Prozent in Offenbach am Main.

Türkei ganz vorne

Nur knapp 40 Prozent der Einwohner mit Migrationshintergrund sind Ausländerinnen und Ausländer, 60 Prozent besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit. Von ihnen hat etwas mehr als die Hälfte den Migrationshintergrund aufgrund eigener Zuwanderung, während etwas weniger als die Hälfte bereits in Deutschland geboren ist. Mit einem Anteil von 17,9 Prozent kommen die meisten Migranten aus der Türkei, gefolgt von Polen (13,1 Prozent), Russland (8,7 Prozent) und Kasachstan (8,2 Prozent) sowie Italien (5,3 Prozent). Damit kommt aus fünf Herkunftsländern bereits mehr als die Hälfte aller Menschen mit Migrationshintergrund.

[No title]

Wenig Veränderung liefert der Zensus 2011 in den Bereichen Altersstruktur, Erwerbstätigkeit und Bildung. Allerdings ergibt sich aus der Zählung der Gebäude und Wohnungen, dass es in Deutschland am Zensusstichtag mit 41,3 Millionen Wohnungen 500.000 mehr gibt, als in der bisher gültigen Fortschreibung des Wohnungsbestandes ausgewiesen.