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Wirtschaften gibt es viele: die Volkswirtschaft, die Landwirtschaft, die Betriebswirtschaft, die Forstwirtschaft oder einfach nur die Wirtschaft. Eines haben sie jedoch gemeinsam: Es dreht sich alles irgendwie ums Geld.
Jeder fängt mal klein an. Also schauen wir, woher das Wort Wirtschaft überhaupt kommt. Der Wortstamm ist „Wirt“, was im Germanischen soviel bedeutete wie „Hausherr“ oder „Gastfreund“. Etwas später dann verbündete sich der „Wirt“ mit der „–schaft“ und es entstand die Wirtschaft. Zunächst war damit die Tätigkeit des Wirtes gemeint, dann ergab sich daraus die Bezeichnung für ein Gasthaus oder eine Kneipe und später kam noch eine ökonomische Bedeutung hinzu.
Eine alte Rechnung wird beglichen
Nun stellen wir uns einmal vor: Zwei Wirtschaftsbosse gehen in eine Wirtschaft und diskutieren mit dem Wirt über die Wirtschaft Deutschlands. Da kann es ganz schön laut werden. Also: Die beiden Herren in maßgeschneiderten Anzügen und gestriegelten Gelfrisuren betreten die kleine Pinte in der Provinz. Das geschulte Auge des Wirtes erkennt sofort, dass sie anders sind als seine sonstige Klientel. Aber der Kunde ist ja König, also bekommen die zwei ihre gezapften Biere und gesellen sich an die Theke zu den anderen Gästen. Sie unterhalten sich über die andauernde Wirtschaftskrise und den mangelnden wirtschaftlichen Aufschwung. Erst einmal in Rage geredet, fließt das Bier immer besser und die beiden bestellen das nächste: „Herr Wirt, wir nehmen noch zwei, wir müssen ja schließlich die Wirtschaft ankurbeln.“
Die beiden sind dem Wirt zwar nicht sympathisch, aber Leute bewirten ist nun mal sein Geschäft, also zapft er zwei weitere Biere und lauscht dem Gespräch der beiden. Nachdem er sich angehört hat, wie sie mit Fremdwörtern aus der Betriebswirtschaft und der Volkswirtschaft um sich geworfen haben, platzt ihm der Kragen und er mischt sich ein: „Was bildet ihr Wirtschaftsfutzis euch eigentlich ein? Die großen Firmen müssen was tun. Bei uns ist nichts zu holen. Fasst mal einem nackten Mann in die Tasche!“
Armut und Reichtum
Und leider hat der Wirt ja auch recht: die Armen werden immer ärmer und die Reichen immer reicher. Aber liegt das wirklich daran, dass Otto-Normal-Verbraucher schlecht wirtschaftet – also nicht mit Geld umgehen kann und mehr ausgibt, als ihm zur Verfügung steht? Naja, so einfach ist das nicht. Da passt das alte Sprichwort: Hier wurde die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn es wurden wichtige Aspekte nicht berücksichtigt.
Sicher gibt es diesen notorischen Pleitegeier, der chronisch blank ist, weil er über seine Verhältnisse lebt, aber bei vielen Menschen sind es eben doch die Auswirkungen der Wirtschaftskrise und der Sparmaßnahmen. Die Firmen zahlen niedrige Löhne und Gehälter, die Lebenshaltungskosten sind aber hoch. Also was tun?
Der Rubel rollt nicht mehr
Leider haben nicht einmal die beiden Wirtschaftsexperten eine klare Antwort darauf. Und so klinkt sich auch noch der Landwirt an der Theke ins Gespräch ein. Für ihn ist klar, dass in den Führungsetagen von Politik und großen Unternehmen, eine reine Vetternwirtschaft herrscht – also dass Aufträge und Gelder nur noch durch Verbindung, oder neudeutsch „Connection“, zu bekommen sind. Da gilt der Grundsatz: Jeder ist sich selbst der Nächste. Und daher wird nur noch in die eigene Tasche gewirtschaftet. Der sogenannte kleine Mann, der normale Bürger, muss sehen, wo er bleibt.
Die beiden Anzugträger fühlen sich angegriffen und schlagen zurück: „Ach, was wisst ihr schon? Der Spruch ‚Wer nix wird, wird Wirt‘ kommt ja nicht von ungefähr.“ So einfach ist das Ganze aber nun wirklich nicht. Denn als Wirt braucht man wirtschaftliches Geschick, muss viel arbeiten und vor allem auch zu unsäglichen Uhrzeiten. Zudem muss man sich als Selbstständiger erst einmal einen Namen machen und Stammgäste bekommen, man muss sehen, dass der Rubel rollt, Geld hereinkommt, denn sonst wird man selbst schnell zu seinem besten Kunden.
Die fetten Jahre sind vorbei
Wir müssen wohl alle einsehen, dass es um die Wirtschaft im Moment nicht so rosig bestellt ist. Da wohl auch leider kein zweites Wirtschaftswunder wie nach dem Zweiten Weltkrieg zu erwarten ist, bleibt zu hoffen, dass die klugen Köpfe in der Wirtschaft und der Politik einen Plan ausarbeiten, wie wir den Weg aus der Krise meistern und wieder einen Aufschwung erreichen können.
Schauen wir zurück in die Kneipe: Eine hitzige Diskussion ist entbrannt und jeder will dem anderen den schwarzen Peter zuschieben. Der Landwirt schiebt es auf die Wirtschaftsbosse, diese auf die Weltwirtschaft – und letztlich bleibt der schwarze Peter bei der Politik. Gründe für die wirtschaftliche Misere gibt's viele: Der eine liegt dem anderen auf der Tasche, oder der eine steht bei dem anderen in der Kreide, man leiht sich Geld oder verleiht welches, aber trotzdem gehen immer wieder Personen pleite, in die Privatinsolvenz oder Firmen machen Bankrott. Mittlerweile passiert das ja sogar ganzen Ländern.
Auf das Wirtschaftswachstum
Wer nun die Schuld für die wirtschaftliche Misere bei nur einem Faktor sieht, dem muss man einen Strich durch die Rechnung machen. So einfach ist das nicht, denn sonst gäbe es ja gar keine Krise. Es ist ein Zusammenspiel vieler Faktoren, das muss auch der Wirt erkennen.
Und bevor die zwei Herren vor lauter Wut die Zeche prellen und einfach gehen ohne zu bezahlen, rudert der Wirt zurück. Denn wie heißt es so schön: „Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps“. Man sollte also Arbeit und Vergnügen – oder in diesem Fall persönliche Ansichten – voneinander trennen. Der Wirt gibt auf Kosten des Hauses eine Runde aus – und alle werden wieder ganz zahm. Denn leider können sie die Probleme der Weltwirtschaft jetzt sowieso nicht an der Theke lösen. So trinken sie lieber alle gemeinsam noch ein Bier: „Prost! Und auf die Wirtschaft.“
Von großen und kleinen Wirtschaften
Zum Schluss noch eine kleine Anekdote: Die beiden feinen Herren wohnen in einer Zweier-Männer-WG, also einer reinen Männerwirtschaft. Aber wer hier direkt an Chaoswirtschaft denkt, der täuscht sich, denn die beiden haben eine Wirtschafterin. Dieses etwas veraltete Wort für „Haushälterin“ trifft aber eigentlich sehr genau den Kern ihrer Aufgaben: sie managt sozusagen den Haushalt der beiden. Wohlgemerkt: nur die Arbeiten, die in der Wohnung erledigt werden müssen. Um den anderen Haushalt, ihre Finanzen, kümmern sich die Wirtschaftsbosse schon selbst.
Fragen zum Text
Wer ungern sein eigenes Geld verdient, …
1. wirtschaftet sich in die eigene Tasche.
2. fasst einem nackten Mann in die Tasche.
3. liegt jemandem auf der Tasche.
Aufschwung und Abschwung nennt man auch ...
1. Konjunktion und Deklination.
2. Expansion und Rezession.
3. Inklusion und Exklusion.
Das Sprichwort „An dem Gaste wird’s verspürt, wie der Wirt den Handel führt“ bedeutet: …
1. Eine Wirtschaft kann leer, aber auch voll sein.
2. Wer eine Wirtschaft besucht, fühlt sich immer wohl.
3. Eine Wirtschaft ist grundsätzlich leer.
Arbeitsauftrag
Erstelle eine sogenannte „Mind-Map“, eine Liste mit wichtigen Wörtern, zum Wortfeld "Wirtschaft". Sammele Begriffe zu allen assoziativen Bedeutungen des Wortes: von Schnaps bis Rezession kann alles dabei sein. Nimm dir auch ruhig ein Wörterbuch zur Hilfe. Deine Liste kannst du an bildung@dw.de mailen, wir sammeln auf Facebook dann weiter.