In der Banklehre
Eine Banklehre gehört zu den traditionellen Ausbildungsberufen in Deutschland. Wer sich dafür entscheidet, braucht nicht unbedingt eine Bestnote in Mathematik. Freude im Umgang mit Menschen zählt meist viel mehr.
Nach Beendigung der Schule stehen junge Menschen in Deutschland vor der Frage, wie es weitergeht. Studieren? Direkt arbeiten? Oder eine Berufsausbildung machen? Viele Unternehmen in Deutschland bieten inzwischen die Möglichkeit, alles miteinander zu kombinieren. Das Stichwort heißt „duales Studium“ beziehungsweise „duale Ausbildung“. Theorie und Praxis werden miteinander verbunden. Wer sich etwa für eine duale Ausbildung entscheidet, besucht eine Berufsschule oder Berufsakademie und sammelt gleichzeitig praktische Erfahrung in einem Betrieb beziehungsweise einem Unternehmen. Zu den dualen Ausbildungsgängen zählt auch der der Bankkauffrau beziehungsweise des Bankkaufmanns. Für ihn entschied sich Cihan. Er macht seine Ausbildung in einer Filiale, einer Geschäftsstelle, einer großen deutschen Bank. Richtige Beratungsgespräche mit Kunden darf er zu Beginn seiner Ausbildung aber noch nicht führen:
„Also ich sitze sehr oft in Beratungsgesprächen mit dabei. In der letzten Praxisphase durfte ich auch ein-, zweimal selbst ans Werk, hab eine Kontoeröffnung durchgeführt. Natürlich nur in Begleitung eines Beraters. Der Berater saß da neben mir und hat das dann überprüft, ob alles richtig durchgeführt wird. So lerne ich auch den Umgang mit dem Kunden besser.“
Zur dualen Ausbildung dazu gehören auch Praxisphasen im Betrieb, Zeiten, in denen man als Auszubildender schon mal ans Werk darf, also eigenständig Aufgaben erledigt, die zum Beruf dazugehören – wie zum Beispiel eine Kontoeröffnung. In Deutschland werden Bankgeschäfte überwiegend bargeldlos getätigt. Daher benötigt man ein Konto bei einer Bank. Wer noch keines hat oder auch von einer Bank zu einer anderen wechseln möchte, muss ein Konto „eröffnen“. Die Bankberater brauchen dafür zahlreiche Informationen und Unterlagen. Ist das Konto dann eingerichtet, können Kunden ihr Geld verwalten: Sie können es anlegen, Geld einzahlen und abheben, die Miete bezahlen oder ihr Gehalt auf das Konto überweisen lassen. Für einen Bankberater ist neben dem Fachwissen auch das persönliche Erscheinungsbild wichtig. Das weiß auch Cihan:
„In der Bank zieht man ganz klassisch den Anzug an, mit Hemd und Krawatte, und in der Berufsschule kann man auch mit gepflegter Freizeitkleidung erscheinen. Das ist kein Problem.“
Als Bankberater sollte man klassisch gekleidet sein, also als Mann einen Anzug und als Frau ein Kostüm oder einen Hosenanzug tragen. In der Berufsschule reicht es, wenn man gepflegt gekleidet ist, also nicht auffällig, aber schick. Die passende Kleidung ist wichtig, weil Bankberater seriös, vertrauens- und glaubwürdig, wirken müssen. Cihan fühlt sich in der Bankfiliale, in der er seine praktische Ausbildung macht, sehr wohl. Umgekehrt ist auch seine Ausbilderin Natascha zufrieden mit dem engagierten jungen Mann:
„Mein Auszubildender schlägt sich sehr gut, und ich durfte ihn ja auch selber aussuchen beim Auswahlverfahren. Von daher wusste ich, was ich mir in die Filiale hole – und hab es auch keinen Tag bereut. Es macht riesig Spaß mit ihm, er ist sehr interessiert und auch leidensfähig, wir fordern ihn ganz schön. Aber er ist wirklich ‘n Guter.“
Cihan hatte Glück. Direkt bei dem ersten Unternehmen, bei dem er sich beworben hatte, wurde er angenommen. Er hatte zunächst einen Online-Test gemacht und war dann zu einem Personalauswahlverfahren eingeladen worden. Einen Ausbildungsplatz erhält, wer bei Tests gut abgeschnitten und bei Auswahlgesprächen das „Assessment-Center“, ein aus Fachleuten bestehendes Gremium, überzeugt hat. Cihans Ausbilderin Natascha ist froh über ihre Wahl. Denn ihr Azubi schlägt sich sehr gut: Er erledigt seine Aufgaben zuverlässig. Auch wenn viel von ihm verlangt, er gefordert wird, ist Cihan leidensfähig, erträgt viel. Denn es ist sein Traumjob. Schon seit seinem 16. Lebensjahr interessierte er sich für Wirtschaft. Aber nicht nur deshalb glaubt er, dass er als Kundenberater in einer Bankfiliale genau richtig ist:
„Ich persönlich bin ein sehr kommunikativer Mensch. Das ist auch sehr wichtig – vor allem im Alltagsgeschäft, weil man nur mit Kunden zu tun hat. Und das ist das, was den Bankkaufmann auszeichnet.“
Cihan bezeichnet sich als kommunikativen Menschen, als jemanden, der Freude im Umgang mit Menschen hat. Denn das ist im Alltagsgeschäft, also dem, womit man tagtäglich zu tun hat, viel wichtiger als eine Bestnote in Mathematik. Das bestätigt Isabell Müller, Gruppenleiterin beim Personalmarketing der Großbank:
„Für die Bankausbildung suchen wir Bewerber mit mittlerer Reife oder Abitur und Menschen, die sich für den Umgang mit anderen Personen begeistern können. Also wir suchen offene Persönlichkeiten, interessierte Persönlichkeiten, die im Kundenkontakt aufblühen. Und das sozusagen noch mehr als – was man vielleicht vermuten würde – Matheexperten. Also Noten sind uns wichtig, sind aber nicht alles. Für uns ist die Persönlichkeit da entscheidender.“
Bewerber mit mittlerer Reife, also einem Abschluss nach der zehnten Klasse oder Abiturienten, die in den Bankberuf streben, sollten laut Isabell Müller offen sein. Sie sollten Spaß daran haben, mit Menschen zu reden, und im Kundenkontakt aufblühen, sich dabei sehr wohlfühlen. Wer sich für eine Banklehre bewirbt, muss nicht unbedingt Deutscher sein. Auch Bewerber aus dem Ausland haben Chancen – unter einer Bedingung, sagt Isabell Müller:
„Was grade im Filialgeschäft wichtig ist, sind natürlich die Deutschkenntnisse im direkten Kundenkontakt. Weitere Fremdsprachen sind da natürlich von Vorteil, weil natürlich auch unsere Kunden aus mehreren Ländern kommen.“
Sehr gutes Deutsch – und möglicherweise noch mindestens eine weitere Fremdsprache – zu sprechen, ist auch für Bankberater notwendig. Cihan ist zweisprachig aufgewachsen – mit Deutsch und Türkisch. Ihm hat seine Zweisprachigkeit während der Ausbildung nur Vorteile gebracht:
„Ja, also ich merk’ das auch hier in der Filiale: Sobald ein türkischer Kunde sieht, dass da ein Türke als Ansprechpartner auch zu finden ist, dann bevorzugen die Kunden schon, zu mir zu kommen. Zur Begrüßung sage ich natürlich mal auf Türkisch ein, zwei Sätze. Das mag der Kunde.“
Cihan hat seinen Traumberuf gefunden. Allgemein geht das Interesse am Beruf der Bankkauffrau beziehungsweise des Bankkaufmanns allerdings zurück. Wurden 1994 noch rund 20.500 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen, lag die Zahl 2014 bei rund 12.300. Und das liegt nicht nur an den Banken- und Finanzkrisen, sondern vor allem am Internet. Denn sehr viele Kunden erledigen ihre Bankgeschäfte inzwischen vom Computer aus oder über mobile Geräte. Das Schlagwort heißt „Onlinebanking“. Aber nicht jedes Bankgeschäft kann online erledigt werden. Noch werden also Bankkaufleute wie Cihan gebraucht.
Autorinnen: Bianca von der Au, Alma Kaiser
Redaktion: Beatrice Warken
Arbeitsauftrag
Zu den Aufgaben einer Bankberaterin, eines Bankberaters gehört unter anderem eine Kontoeröffnung. Informiert euch in eurer Lerngruppe darüber, was jemand, der beispielsweise in Deutschland studieren möchte, machen muss, um Bankgeschäfte tätigen zu können. Tauscht eure Informationen in eurer Lerngruppe aus.