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ILO: Arbeitsmigration wird weiter steigen

12. Januar 2017

Die Not treibt Menschen in die Fremde, in vielen Ländern können sie sich nur mit prekären Jobs über Wasser halten. Die Situation werde noch schlimmer, sagt die Internationale Arbeitsorganisation voraus.

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Deutschland Ellwangen Ein-Euro Jobs für Flüchtlinge
Bild: picture-alliance/dpa/W.Kastl

Die prekäre Arbeitssituation in Entwicklungs- und Schwellenländern wird einer Studie zufolge schlimmer und treibt mehr Menschen aus ihrer Heimat. Seit 2009 steige die Zahl derjenigen, die eine bessere Zukunft in anderen Ländern suchen, berichtete die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) am Donnerstag in Genf.

In den Staaten Afrikas südlich der Sahara sei die Not am größten: 32 Prozent der Menschen wollten fort. In Lateinamerika und der Karibik seien es 30 Prozent, in Nordafrika 27 Prozent. "Die Zahl der Migranten dürfte in den nächsten zehn Jahren weiter wachsen", heißt es in dem Bericht "Arbeits- und Sozialtrends 2017". Neben der Armut spielten auch Bürgerkriege oder Verfolgung beim Willen zum Auswandern eine Rolle.

1,4 Milliarden prekäre Arbeitsverhältnisse

In den Schwellenländern - mit Pro-Kopf-Einkommen zwischen 8000 und 14.000 Dollar im Jahr - steige die Arbeitslosigkeit deutlich. 3,6 Millionen Menschen mehr als 2016 dürften dort in diesem Jahr Arbeit suchen, schreibt die ILO. Grund sei vor allem das Bevölkerungswachstum. Es sorge dafür, dass immer mehr junge Leute auf den Arbeitsmarkt drängen. In Entwicklungsländern - mit weniger als 8000 Dollar Jahreseinkommen - kämen in diesem Jahr laut ILO 450.000 neue Arbeitslose hinzu.

Viele Menschen hielten sich zudem nur mit informellen und unsicheren Jobs über Wasser und könnten sich damit nicht aus der Armut befreien. 1,4 Milliarden Menschen weltweit - 42 Prozent aller Arbeitenden - lebten in solchen Verhältnissen. Jedes Jahr würden es elf Millionen mehr.

Die ILO hofft - nach einem Sechs-Jahres-Tief beim weltweiten Wirtschaftswachstum von 3,1 Prozent 2016 - auf eine leichte Besserung auf 3,4 Prozent in diesem Jahr. Das reiche aber nicht, um genügend Arbeitsplätze zu schaffen und die Qualität der Jobs zu verbessern, sagte ILO-Generaldirektor Guy Ryder. 2017 dürften weltweit 201 Millionen Menschen arbeitslos sein, das entspreche einer Quote von 5,8 Prozent (2016: 5,7 Prozent).

"Politische Hürden werden immer höher"

In Industrieländern entspanne sich die Situation, heißt es weiter. Das ist indirekt auch am Anteil der Langzeitarbeitlosen zu erkennen. Bei sinkenden Arbeitslosenzahlen und einer stagnierenden Zahl von Lagzeitarbeitslosen steigt deren relativer Anteil an den gesamten Arbeitslosen automatisch an.

In der EU seien 47,8 Prozent der Arbeitssuchenden seit mehr als zwölf Monaten arbeitslos. Ein Jahr zuvor waren es noch 44,5 Prozent. Im Hinblick auf den Fachkräftemangel in vielen Industrieländern meinte Ryder: "Es ist paradox, dass in Zeiten, in denen Migration ökonomisch Sinn machen würde, die politischen und sozialen Hürden dafür immer höher werden."

Zum Erfolg populistischer Politiker meinte er: "Es ist eine Versuchung, aber auch ein Fehler, Migration in der derzeitigen Situation mit der Arbeitslosigkeit und dem Erstarken bestimmter politischer Tendenzen nur als Problem zu begreifen." Er appellierte an alle Staaten, geordnete Migration als Chance zu sehen.

wen/hb (dpa, ILO)