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Ifo-Index sinkt erneut

17. Dezember 2021

Die Stimmung unter den Top-Managern in Deutschland hat sich zum Jahresausklang den sechsten Monat in Folge verschlechtert. Die Corona-Welle belastet den Einzelhandel und Dienstleister weiter stark.

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Symbolbild | Bundesbank | Aufschwung verschiebt sich etwas nach hinten
Bild: Christoph Soeder/dpa/picture alliance

Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank im Dezember auf 94,7 Punkte von 96,6 Zählernim November, wie das Münchner Ifo-Institut am Freitag zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Von Reuters befragte Fachleute hatten nur einen Rückgang auf 95,3 Punkte erwartet. "Die Bescherung für die deutsche Wirtschaft fällt dieses Jahr aus", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. "Die verschärfte Pandemielage trifft konsumnahe Dienstleister und Einzelhandel hart." Die Chefinnen und Chefs bewerteten die Lage ihrer Firmen erneut skeptischer als zuletzt und blickten auch pessimistischer nach vorn.

Für einen kleinen Lichtblick sorgte das Verarbeitende Gewerbe, wo der Teil-Index nach zuletzt fünf Rückgängen wieder stieg. Grund sind optimistischere Erwartungen der Unternehmen. Allerdings schätzt die Industrie ihre aktuelle Situation etwas schlechter ein, betonte Ifo-Chef Fuest. "Lieferengpässe bei Vorprodukten und Rohstoffen haben sich weiter verschärft." Darüber klagten sehr viele Industriebetriebe, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe der Nachrichtenagentur Reuters.

Einbruch bei den Dienstleistern

Bei den Dienstleistern brach das Geschäftsklima ein. Der Index gab zuletzt im April 2020 stärker nach. "Vor allem im Tourismus und im Gastgewerbe stürzten die Umfragewerte ab", hieß es. "Der Weihnachtsmann hat diesmal weniger Geschenke für die deutsche Wirtschaft, auch weil nicht alles geliefert werden kann", warnte Wohlrabe. "Auch der Einzelhandel leidet unter den Corona-Auflagen - es kommen weniger Kunden."

Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im Schlussquartal 2021 spürbar an Fahrt verliert, das Ifo-Institut rechnet sogar mit einem Schrumpfen um 0,5 Prozent zum Vorquartal. Auch die Bundesbank erwartet einen Rückschlag im Winterhalbjahr. "Der Aufschwung verschiebt sich zeitlich etwas nach hinten", erklärte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann zur neuen Prognose der Notenbank. Sie senkte ihre Schätzung beim kalenderbereinigten Bruttoinlandsprodukt (BIP) für 2021 auf 2,5 (bisher 3,7 Prozent) und für 2022 auf 4,2 (Juni-Prognose: 5,2) Prozent.

"Probleme türmen sich"

LBBW-Volkswirt Jens-Oliver Niklasch sprach wegen des Ifo-Index von einem weiteren Dämpfer zum Jahresausklang. Das erste Quartal 2022 werde nicht unbedingt leichter. "Die Konjunkturtrümpfe sind ein hoher Auftragsbestand und der erwartete Nachholeffekt für den privaten Konsum", betonte Niklasch. "Beide müssen bald stechen, wenn die Prognosen aufgehen sollen." Auch andere Ökonomen zeigten sich skeptisch.

"Aus Sicht der Unternehmen türmen sich die Probleme allmählich zu einer Woge auf, die das Wachstum wegzuspülen droht", sagte DekaBank-Experte Andreas Scheuerle - "Lieferengpässe, Energiepreise, die Delta- und nun auch noch die Omikron-Variante des Coronavirus."

ul/hb (rtr)