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Huawei-Offensive: "Wir sind fleißiger"

Dirk Kaufmann
19. Februar 2019

Ren Zhengfei, der Gründer des Netzwerkausrüsters Huawei, macht in einem Interview mit der BBC den USA schwere Vorwürfe. Derweil betont der neue Deutschland-Chef des Konzerns die Unabhängigkeit seines Unternehmens.

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Bild: picture-alliance/NurPhoto/J. Arriens

Der chinesische Netzwerkausrüster Huawei steht international in der Kritik. Der Hauptgrund: Dem Konzern wird eine große Nähe zur Regierung in Peking vorgeworfen. Vor allem bei der Ausrüstung mit Hardware im Telekommunikationsbereich sehen viele Beobachter die Gefahr, dass die chinesische Regierung den Konzern dazu benutzen könnte, in einem sensiblen Bereich zu spionieren.

In den USA, in Australien und Neuseeland ist Huawei bereits weitgehend vom Ausbau ihres Mobilfunknetzes ausgeschlossen - in Deutschland wird ein entsprechender Schritt bereits seit Wochen diskutiert.

Heute wurde in Berlin bekannt, dass die Bundesregierung vor der Versteigerung der 5G-Lizenzen im Frühjahr mit "hoher Wahrscheinlichkeit" nicht mehr über den Umgang mit Huawei entscheiden werde, so die Nachrichtenagentur Reuters.

Dem hat der Konzern bereits beim ersten Auftauchen dieser Vorwürfe widersprochen. Nun scheint Huawei eine Medienoffensive gestartet zu haben: Zeitgleich haben Firmengründer Ren Zhengfei und Huawei-Deutschlandchef Dennis Zuo in Interviews zu den Vorwürfen Stellung genommen und ihre Sicht der Dinge dargelegt.

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"Der Staat hält sich raus"

In einem Interview mit dem in Düsseldorf erscheinendem "Handelsblatt" betonte Dennis Zuo heute wieder, dass Huawei selbständig und in keinem Fall abhängig von Partei und Regierung sei: "Der Staat hat keinen Anteil an Huawei und er hält sich aus unseren Geschäften raus." Generell gelte, dass die chinesische Regierung den Konzern nicht zwinge, "etwas Illegales zu tun".

Auch der Gedanke, der Staat oder ein Geheimdienst könne über Huawei an Geheimnisse gelangen oder die Kommunikation in irgendeinem Staat kontrollieren, sei abwegig. Huawei denke weder geheimdienstlich noch politisch, sondern ausschließlich sachlich und technisch: "Für uns", betonte Zuo, "war das Thema Cybersicherheit stets eine technische Angelegenheit."

Auch den Vorwurf, Huawei produziere einfach billiger als die Konkurrenz und sei deshalb so erfolgreich, wies Zuo zurück. Es sei keineswegs so, dass der Staat den Konzern unterstütze, der einzige Grund für den Erfolg seines Unternehmens sei die untadelige Einstellung seiner Mitarbeiter: "Wir sind fleißiger!"

Ren Zhengfei, Huawei-Gründer und ehemaliger Chef des chinesischen Netzwerkausrüsters.
Ren Zhengfei, Huawei-Gründer und ehemaliger Chef des chinesischen Netzwerkausrüsters.Bild: picture-alliance/AP Photo/V. Yu

 "Huawei ist unverzichtbar!"

Auch der Huawei-Gründer Ren Zhengfei betonte in einem Interview mit dem britischen Sender BBC am Dienstag, sein Unternehmen sei völlig unpolitisch, wolle nur Geschäfte machen und sei eigentlich harmlos. Der Konzern werde "nie seinen Kunden schaden".

Den Vorwurf politischer Abhängigkeit wies er zurück, drehte den Spieß um und warf seinerseits den USA vor, geschäftliche Ziele auf politischen Wege erreichen zu wollen.

Seine Tochter Meng Wanzhou, die Finanzchefin von Huawei ist, sei erst auf amerikanisches Betreiben in Kanada festgenommen worden. Die Verhaftung seiner Tochter nennt Ren daher "einen politisch motivierten Akt".

Seine Interpretation der Vorgänge in Kanada und den USA verbindet der Firmengründer mit einer Kampfansage an Washington: "Die USA können uns in keinem Fall zerstören." Sollte der Druck aus Washington zu groß werden, werde Huawei reagieren: "Wir können uns immer noch verkleinern."

Doch generell gelte, dass Huawei und seine Technik unverzichtbar seien: "Die Welt kann nicht auf uns verzichten, weil wir fortschrittlicher sind."

Huawei Niederlassung Bonn
Die Niederlassung von Huawei in Deutschland steht in der ehemaligen Hauptstadt Bonn am Rhein.Bild: DW/C. Mu

"Huawei hat natürlich keinen Kill Switch."

Dennis Zuo betont in seinem Gespräch mit der deutschen Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" dagegen immer wieder die Unabhängigkeit seines Arbeitgebers und antwortet auch auf einen Hinweis des ehemaligen Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes (BND), Gerhard Schindler.

Der hatte davor gewarnt, Huawei könne einen sogenannten Kill Switch haben. Einen Schalter, der in einem Kriegs- oder Krisenfall jede Kommunikation unterbrechen oder stören könnte.

Dennis Zuo gibt sich auf diesen Einwand hin offensiv und bietet an, mit Gerhard Schindler darüber sprechen zu wollen, "wie er auf diese Idee kommt." Denn es gelte: "Huawei hat natürlich keinen Kill Switch."