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Homo sapiens: Er ist älter als gedacht

7. Juni 2017

Seit wann gibt es uns Menschen? Bislang hieß es, die Anfänge des Homo sapiens reichten 200.000 Jahre zurück. Neue Funde weisen aber daraufhin: Wir sind schon viel länger hier.

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Max Planck Institut - Homo sapiens älter als gedacht
Bild: picture-alliance/MPI EVA Leipzig/Philipp Gunz

Ein internationales Forscherteam unter deutscher Leitung bezieht sich auf Funde, die im Nordwesten Marokkos entdeckt wurden. Die etwa 300.000 Jahre alten Knochenfragmente geben Einblick in die Entstehung und Entwicklung des Homo sapiens. Das berichten Wissenschaftler um Jean-Jacques Hublin vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie im renommierten britischen Fachblatt "Nature".

Forscherkollegen sprechen von einer Sensation. Das ist nicht verwunderlich, denn: Als bislang ältester Beleg für den Homo sapiens galten Funde aus Omo Kibish in Äthiopien, deren Alter auf knapp 200.000 Jahre geschätzt wird.

Die neuen Erkenntnisse lassen nun auch umstrittene frühere Fossilien in neuem Licht erscheinen: So rechnen die Forscher ein etwa 260.000 Jahre altes Schädelfragment aus Florisbad in Südafrika nun ebenfalls dem Homo sapiens zu.

"Wir dachten lange Zeit, dass die Wiege der Menschheit vor etwa 200.000 Jahren irgendwo in Ostafrika lag", erläutert Hublin. "Unsere Daten zeigen aber, dass sich Homo sapiens bereits vor etwa 300.000 Jahren über den gesamten Kontinent ausgebreitet hat." Lange bevor der moderne Mensch Afrika vor etwa 100.000 Jahren verließ - dafür steht die Formel "Out of Africa" - hat er demnach bereits den ganzen Kontinent besiedelt.

Würde in der U-Bahn nicht auffallen

Hublin sprach von "bedeutenden" Funden. Besonders bemerkenswert seien ein "menschliches Antlitz" und ein "Unterkiefer, wahrscheinlich der schönste Unterkiefer eines afrikanischen Homo sapiens". Hublin betonte: "Das Gesicht eines dieser frühen Homo sapiens ist das Gesicht von jemandem, den man in der U-Bahn treffen könnte" Trüge er einen Hut, wäre er von heutigen Zeitgenossen nicht zu unterscheiden, sagte der Paläontologe.

Die Schädelhöhle unterscheide sich dagegen noch klar von der des heutigen Menschen. Es sei noch ein langer evolutionärer Weg "bis zur modernen Morphologie", sagte Hublin, der auch am Collège der France arbeitet.

Der Fundort Jbel Irhoud liegt in der Region Safi, rund 400 Kilometer südlich der marokkanischen Hauptstadt Rabat. Die Grabungsstelle hat für Archäologen große Bedeutung. Bereits 1968 wurden dort die Reste eines Homo-sapiens-Kindes gefunden, genannt Irhoud 3. Es wurde anfangs auf 40.000 Jahre, später auf 160.000 Jahre datiert.

Hublin kamen jedoch Zweifel auch an dieser Altersbestimmung. Im Verlauf von neuen Grabungen seit 2004 wurden auch die nun mit neuen Datierungsmethoden bestimmten Funde zutage gefördert.

haz/hk (rtr, ap, afp)