1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Hollande will sich nicht entschuldigen

19. Dezember 2012

Kein Durchbruch beim Staatsbesuch: Frankreichs Präsident Hollande hat in Algerien klar gestellt, dass sein Land sich für die Verbrechen der Kolonialzeit nicht entschuldigt. Geschäfte machen wollen die Franzosen dennoch.

https://p.dw.com/p/175tS
Der französische Präsident Francois Hollande spricht in Algier (Foto: Reuters)
Francois Hollande in AlgerienBild: Reuters

Die Erinnerung an die Kolonialzeit und den Unabhängigkeitskrieg seien wichtig, sagte der französische Präsident François Hollande in Algier. "Reue oder Entschuldigungen" werde es hingegen nicht geben. Die Vergangenheit dürfe aber kein Hinderungsgrund sein, die Zukunft in Angriff zu nehmen. 50 Jahre nach dem Ende des Krieges sei es Zeit für eine neue Ära. Mehrere algerische Parteien hatten zuvor beklagt, dass die französischen Behörden die Verbrechen, die das koloniale Frankreich in Algerien begangen habe, nicht anerkennen würden.

Hollande sagte bei seinem ersten Staatsbesuch in dem nordafrikanischen Land zudem zu, dass das Entschädigungsgesetz für Opfer von Atomtests in der algerischen Sahara und in Französisch-Polynesien konsequent angewendet werde. Dies sei bisher nicht mit der notwendigen Entschlossenheit geschehen. Etwa 150.000 Zivilisten und Soldaten hatten zwischen 1960 und 1996 an mehr als 210 Tests teilgenommen.

Strategische Partnerschaft angestrebt

Hollande blickt in die Zukunft

Algerien hatte im Juli 1962 nach 132 Jahren unter französischer Kolonialherrschaft seine Unabhängigkeit erklärt. Vorausgegangen war ein achtjähriger Krieg mit der französischen Kolonialmacht. 50 Jahre danach sind die Beziehungen zwischen beiden Ländern noch immer schwierig.

Nach einem ersten Gespräch mit seinem algerischen Kollegen Abdelaziz Bouteflika sagte Hollande, er wünsche sich eine "gleichberechtigte strategische Partnerschaft". Als Grundlage für deutlich intensivere Beziehungen würden beide Länder eine Freundschafts- und Kooperationserklärung unterzeichnen.

Renault will Autofabrik bauen

Zusammen mit Hollande reisten knapp ein Dutzend Minister sowie zahlreiche Wirtschaftsvertreter und Künstler mit nach Algerien. Während des zweitägigen Besuchs sollen etwa 15 Abkommen geschlossen werden. Der französische Autobauer Renault will im Westen Algeriens ein Montagewerk für jährlich 75.000 Autos bauen. Algerien wiederum will sich auf den Feldern Wissenschaft und Technologie an Paris orientieren.

Die französische Regierung hofft zudem auf eine engere Zusammenarbeit beim Anti-Terror-Kampf im Norden Malis, wo seit einigen Monaten islamistische Rebellen herrschen. Hollande wies Berichte über Meinungsverschiedenheiten bei diesem Thema zurück. Bouteflika und er seien im Hinblick auf die Konfliktlösung einer Meinung, sagte der Franzose. Im Kampf gegen den Terrorismus und bei den politischen Vermittlungsbemühungen spiele Algier eine große Rolle.

kle/haz (afp, dpa, rtre)