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Hollande zu Besuch in Havanna

11. Mai 2015

Kuba öffnet sich - und die Europäer wollen dabei sein. Frankreichs Präsident Hollande besucht als erster Staatschef des Kontinents seinen kubanischen Kollegen Castro. Dabei geht es auch um massive Wirtschaftsinteressen.

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François Hollande (rechts) mit dem stellvertretenden kubanischen Außenminister Rogelio Sierra auf dem Flughafen von Havanna (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/E. de la Osa

Der französische Staatschef François Hollande (Artikelbild rechts) ist der einzige europäische Präsident, der den Atlantik überqueren kann und dennoch auf heimischem Boden und zugleich auf EU-Territorium landet. Vom Überseedépartement Guadeloupe aus, das als Teil Frankreichs zur Europäischen Union zählt, reiste Hollande weiter zu einer anderen karibischen Insel, die gegenwärtig nicht allein politische, sondern auch wirtschaftliche Hoffnungen weckt: Kuba.

Die Annäherung der USA an die sozialistische Republik gibt die große Richtung vor. Im Zuge dieser Öffnung fallen auch für weitere westliche Staaten die Schranken. Und das weckt Begehrlichkeiten. Denn für die Unternehmen auf dem alten Kontinent ist der Markt mit seinen elf Millionen Einwohnern überaus spannend: Die kubanische Infrastruktur ist hoffnungslos überaltert. Mit den anstehenden Investitionen winken nach einer möglichen Aufhebung des US-Embargos lukrative Aufträge.

Vorreiter der EU

François Hollande ist nun der erste europäische Staatschef, der seit der Entspannung des Verhältnisses zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten auf die Karibikinsel reist. Er wird damit zum Vorreiter innerhalb der EU. Der letzte europäische Staats- oder Regierungschef, der dort Station machte, war der spanische Ministerpräsident Felipe González im Jahr 1986.

In der Hauptstadt Havanna will Hollande seinen Amtskollegen Raúl Castro treffen. Geplant sind auch Begegnungen mit Vertretern von Wirtschaft und Kirche sowie mit Studenten. Der französische Präsident wird dabei von Unternehmensvertretern seines Landes begleitet.

Welle der Repression

Die Europäische Union hatte ihre Beziehungen zu Kuba 2003 nach einer Welle der Repression gegen kritische Journalisten und Bürgerrechtsaktivisten in dem Inselstaat abgebrochen. Nachdem Präsident Raúl Castro seinen Bruder Fidel 2008 an der Macht abgelöst und eine Reihe von Wirtschaftsreformen eingeleitet hatte, wurde jedoch unter der französischen EU-Ratspräsidentschaft wieder ein Dialog zwischen Brüssel und Havanna aufgenommen.

Seit April 2014 laufen Bemühungen, um die diplomatischen Beziehungen mit den EU-Staaten wiederherzustellen. Neben den Niederlanden setzt sich besonders Frankreich dafür ein. Die Regierung in Paris hat das Verhältnis zu Lateinamerika und den karibischen Staaten zu einer Priorität ihrer Außenpolitik erklärt.

Importprodukt Nummer eins: Rum

Bisher ist der Handel zwischen Frankreich und Kuba mit einem Volumen von 180 Millionen Euro im vergangenen Jahr eher gering. Frankreich ist der zehntgrößte Handelspartner Kubas, weit hinter Venezuela oder China. Es importiert vor allem Rum von der Insel und exportiert Getreide, chemische Agrarprodukte und Fahrzeuge.

Doch nach Spanien, Kanada und Italien ist Paris schon jetzt der viertgrößte Investor auf der Insel. Frankreich hält zudem einen Großteil der kubanischen Auslandsschulden. Auch der Tourismus nahm zuletzt deutlich zu. Mit 100.000 Besuchern pro Jahr standen die Franzosen an fünfter Stelle. Bisher stellen freilich die Kanadier mit rund einem Drittel der jährlich drei Millionen Touristen das allergrößte Kontingent.

jj/kle (afp, ap)