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Holczer bezichtigt Schumacher der Lüge

18. April 2013

Im Betrugsprozess gegen den Radprofi Stefan Schumacher beteuert Ex-Teamchef Holczer erneut, nichts von den Dopingpraktiken in seiner früheren Gerolsteiner-Mannschaft gewusst zu haben.

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Der ehemaliger Leiter des Radsport-Teams Gerolsteiner, Hans-Michael Holczer (Foto: Daniel Bockwoldt/dpa)
Hans-Michael Holczer, ehemaliger Leiter Radsport-Team GerolsteinerBild: picture-alliance/dpa

Hans-Michael Holczer hat seine Position, nichts von den Dopingpraktiken seines einstigen Vorzeige-Radprofis Stefan Schumacher gewusst zu haben, erneut bekräftigt und Schumacher als Lügner bezeichnet. "Das ist vollkommen gelogen", sagte Holczer als Zeuge im Betrugsprozess gegen Schumacher zu dessen Behauptungen, sein Ex-Chef habe ihn mehrmals indirekt auf Doping angesprochen. "Blank erfunden", nannte Holczer zudem Details der Schumacher-Aussagen zum Thema Mitwisserschaft der illegalen Praktiken. Der ehemalige Gerolsteiner-Chef verneinte, wie von Schumacher behauptet, falsch ausgestellte Kortison-Atteste durch die Ärzte gebilligt zu haben.

Schumacher hatte bei seiner Vernehmung am 10. April ausgesagt, Holczer habe nach Schumachers Sieg beim Klassiker Amstel Gold Race 2007 betont locker mit den Worten reagiert: "Ey Schumi, ich bin nicht blöd. Amstel gewinnt man nicht einfach so. Aber ich glaube, dass du für einen Weltklassefahrer relativ sauber bist." Holczer bestritt auch dies vehement.

Kompromissloser Dopingjäger?

Am zweiten von insgesamt acht Verhandlungstagen vor dem Stuttgarter Landgericht untermauerte Holczer seinen Standpunkt als "kompromissloser" Anti-Doping-Kämpfer. "Ich war 2008 beseelt davon und überzeugt davon, dass wir das Dopingthema wegbekommen", sagte er. Vom Blutdopingmittel CERA (EPO), mit dem seine Fahrer Schumacher und Bernhard Kohl 2008 aufgeflogen waren, hätte er im Juli 2008 "zum ersten Mal" gehört.

Der deutsche Radrennfahrer Stefan Schumacher im Landgericht in Stuttgart (Foto: Daniel Bockwoldt/dpa)
Hat Radrennfahrer Stefan Schumacher sein Ex-Team Gerolsteiner betrogen?Bild: picture-alliance/dpa

Gleichzeitig belastete der rhetorisch geschulte Geschichts- und Mathematiklehrer seinen früheren Teamarzt Mark Schmidt schwer. "Bernhard Kohl hat mir geradezu Unglaubliches erzählt über Mark Schmidt", sagte Holczer über angebliche Beschuldigungen seines ehemaligen Fahrers an die Adresse Schmidts. Schmidt habe laut Holczer dem geständigen Doper und längst überführten Ex-Profi Kohl eine Zentrifuge und ein Hotelzimmer für Dopingpraktiken während der Tour de France 2008 zur Verfügung gestellt.

Der Mediziner sollte am 30. April in Stuttgart aussagen, machte aber sein Zeugnisverweigerungsrecht geltend. Auch Kohl werde nicht in Stuttgart als Zeuge erscheinen, teilte Richter Martin Friedrich mit. Der Österreicher sei bereit, in seinem Heimatland auszusagen.

Geld erschlichen?

Die Staatsanwaltschaft wirft Schumacher in dem Strafprozess vor, Holczer hintergangen und sich mit seinen Verfehlungen laut Anklageschrift einen "rechtswidrigen Vermögensvorteil" erschlichen zu haben. Konkret soll der Radrennfahrer seinen ehemaligen Teamchef um drei Monatsgehälter in Höhe von 151.463,50 Euro betrogen haben.

Schumacher habe Doping bei der Tour de France 2008 trotz Nachfrage geleugnet und das Geld daher unrechtmäßig erhalten. Im Nachhinein war er, wie auch bei den Olympischen Spielen in Peking, positiv auf das Blutdoping-Präparat CERA getestet worden.

Die Betrugsvorwürfe wollen Schumachers Anwälte entkräften: Als vermeintlicher Mitwisser könne Holczer nicht betrogen worden sein, argumentieren die Strafverteidiger.

ck/tk (dpa, sid)