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Holbrooke sammelt Soldaten für Afghanistan

9. Dezember 2009

Es ist ein freundlich formulierter Wunsch: Der US-Sonderbeauftragte für Afghanistan, Richard Holbrooke, nannte eine Aufstockung deutscher Soldaten "willkommen". Bei deutschen Politikern stößt er damit auf Skepsis.

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Richard Holbrooke (Foto: AP)
Richard HolbrookeBild: AP

"Weitere deutsche Soldaten sind jedenfalls sehr willkommen. Die Soldaten durch Zivilisten zu ersetzen, das wäre verfrüht", sagte der US-Sonderbeauftragte für Afghanistan, Richard Holbrooke, in am Mittwoch (09.12.2009) veröffentlichten Interviews mehrerer Zeitungen. Deutschland solle aber selbst entscheiden und sich nicht unter Zeitdruck setzen.

Zugleich räumte er Fehler bei der bisherigen Strategie für Afghanistan ein. Ursprünglich sei geplant gewesen, dass sich die Deutschen um die Ausbildung der afghanischen Polizei, die Briten um den Kampf gegen den Drogenhandel und die Italiener um den Aufbau des Rechtssystems in Afghanistan kümmerten. "Das Ganze war unkoordiniert und hat uns nicht sonderlich weit gebracht", sagte Holbrooke. "Im Ergebnis fangen wir im neunten Jahr des Krieges wieder von vorne an."

"Irak-Politik der USA war ein riesiger Fehler"

Insgesamt habe die US-Regierung nach dem 11. September 2001 große Fehler begangen. Im Zweiten Deutschen Fernsehen sagte Holbrooke, Taliban und Al Kaida in Afghanistan seien damals lediglich nach Pakistan vertrieben worden. Das habe ihnen die Möglichkeit gegeben, sich in Pakistan zu entwickeln. "Die USA haben sich auf den Irak konzentriert, das war ein riesiger Fehler". Aus diesem Grund habe US-Präsident Barack Obama letzte Woche die Entscheidung getroffen, 30.000 zusätzliche amerikanische Soldaten nach Afghanistan zu schicken und die Verbündeten aufgefordert, mitzumachen.

Bundeswehrsoldaten bei einer Übung (Foto: dpa)
Deutsche Bundeswehreinheit bei der Ausbildung afghanischer SoldatenBild: picture-alliance/ dpa

Mit Blick auf den verheerenden Luftangriff von Kundus äußerte Holbrooke Verständnis für die Situation des deutschen Obersts, der die Bombardierung angefordert hatte. "Es ist schwer, in Sekundenbruchteilen Entscheidungen zu treffen, wenn man sich bedroht fühlt". Es sei keineswegs falsch gewesen anzunehmen, dass alle Personen an den bombardierten Tankwagen mit den Taliban verbündet waren. Dennoch habe der Angriff mit bis zu 142 Toten sehr geschadet. "Es ist wichtig, dass die Deutschen den Menschen in Afghanistan zeigen, dass das nicht das wahre Gesicht Deutschlands ist, dass dies ein Kriegsunfall war."

Skepsis in Deutschland

Deutsche Politiker reagierten zurückhaltend auf die Äußerungen des US-amerikanischen Politikers. In einem Positionspapier des innenpolitischen Sprechers der Unionsfraktion im Bundestag, Hans-Peter Uhl (CSU), heißt es, nach acht Jahren Bundeswehr-Einsatz am Hindukusch sei es "unangemessen, die Diskussion über mehr oder weniger Soldaten in den Vordergrund zu stellen". Vielmehr bedürfe es "einer Überprüfung unserer Ziele und einer effektiven Strategie zu deren Erreichung", heißt es in dem Papier Uhls, aus dem der "Kölner Stadt-Anzeiger" zitiert.

Die Grünen lehnen eine Aufstockung der Bundeswehr-Einheiten kategorisch ab. "Ich bin dagegen. Wir brauchen nicht mehr Militärs, wir brauchen eine zivile Offensive. Also den Aufbau von Polizei, Justiz und Wirtschaft", sagte die Parteivorsitzende Claudia Roth dem "Münchner Merkur". Sie forderte in dem Blatt zudem eine klare Abzugsperspektive für die deutschen Truppen.

Autor: Martin Muno (dpa, afp)
Redaktion: Annamaria Sigrist