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Hohes Schmerzensgeld für Säure-Anschlagsopfer

2. Oktober 2018

Der Täter eines Säure-Anschlags muss seinem Opfer Vanessa Münstermann 250.000 Euro Schmerzensgeld bezahlen. Ob die Kosmetikerin je diese Summe erhält, ist allerdings fraglich.

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Deutschland Hannover Zivilprozess um Schmerzensgeld nach Säure-Attacke
Das Opfer des Säure-Anschlags geht offensiv mit seinen Verletzungen um und tritt vor die KamerasBild: picture-alliance/dpa/H. Hollemann

In einem Strafprozess wurde der Ex-Freund der Kosmetikerin schon zu 12 Jahren Haft verurteilt. Im Zivilprozess hat das Landgericht Hannover dem Säure-Opfer 250.000 Euro Schmerzensgeld zugesprochen und hat damit ihrer Forderung vollumfänglich zugestimmt. Anfang 2016 war die damals 27-jährige Vanessa Münstermann von ihrem Ex-Freund mit Schwefelsäure übergossen worden. Sie verlor ein Auge und ein Ohr, Narben zerfurchen bis heute ihre linke Gesichtshälfte.

Schmerzensgeld als Genugtuungsfunktion

Das Schmerzensgeld ist für eine Gewalttat außergewöhnlich hoch. Die Kammer halte die Höhe aber für angemessen, sagte ein Gerichtssprecher: "Die Schäden kann man eigentlich in Geld gar nicht bemessen." Dem Täter sei es darauf angekommen, die Frau vorsätzlich zu entstellen. Schmerzensgeld habe auch eine Genugtuungsfunktion.

Der Anwalt des 35-Jährigen hatte die Zivilklage abgelehnt. Sein Mandat habe auch kein Geld, die geforderte Summe von 250.000 Euro zu zahlen. Eine Insolvenz des Angeklagten werde jedoch nicht dazu führen, dass er sich aus dieser Verpflichtung befreien könne, betonte der Gerichtssprecher.

Reue? Fehlanzeige!

Der Anwalt machte keine Angaben dazu, ob sein Mandant die Tat bereue. Der Täter hatte seinem Opfer noch aus der Haft heraus beleidigende Briefe geschrieben. Erst als die junge Frau und ihr Anwalt darüber die Justizvollzugsanstalt informierten, hörten die Belästigungen auf.

Vanessa Münstermann war nach der Tat mit ihrem vollen Namen an die Öffentlichkeit gegangen. Sie gründete auch einen Verein, der Menschen helfen soll, die durch Angriffe oder Unfälle entstellt wurden.

fab/bri (dpa)