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Hilft der "Schwedische Weg" aus der Finanzkrise?

Agnes Bührig 8. Oktober 2008

Die Schweden haben Erfahrungen mit schweren Finanzkrisen: Anfang der 90er-Jahre gab es dort eine langanhaltende Rezession. Zwischen dieser Krise in Schweden und der jetzigen globalen Finanzkrise gibt es Parallelen.

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Parlamentseröffnung in Schweden (13.09.2005/dpa)
Die schwedische Regierung erarbeitete zur Krise in den 90er Jahren für jedes betroffene Finanzinstitut einen genauen Rettungsplan.Bild: picture-alliance/dpa

Die schwedische Krise Anfang der 90er-Jahre kam schleichend. Im Jahrzehnt zuvor war die Wirtschaftsentwicklung gut, der Kreditmarkt war stark liberalisiert worden. Die Banken vergaben großzügig Darlehen für Immobilien, auch die zunehmende Inflation trug dazu bei, dass ein Hauskauf als sichere Geldanlage galt. Das Risiko, dass diese Immobilienblase irgendwann platzen könnte, stieg Anfang der 90er-Jahre spürbar.

1992 kamen Währungsturbulenzen hinzu, weil Schweden nach einigem Widerstand seinen festen Wechselkurs gegenüber der europäischen Rechnungseinheit Ecu aufgeben musste, erinnert sich der damalige Steuerminister Bo Lundgren. Schweden sei es damals wirtschaftlich sehr schlecht gegangen, sagt er. Die Immobilien hatten damals mehr als 50 Prozent ihres Wertes verloren. Das ganze Finanzsystem wackelte.

Vergleichbare Ängste in beiden Krisen

Blick vom Stadthaus auf Gammelstan Stockholm
Schweden ging es Anfang der 90er Jahjre wirtschaftlich schlecht.Bild: Illuscope

„Die Ängste, die es damals gab, sind vergleichbar mit den Ängsten heute“, sagt Lundgren. Genauso sei es damals wie heute wichtig gewesen, Vertrauen wieder herzustellen. In Schweden sei es aber damals leichter gewesen, Ordnung zu schaffen als heute in den USA. „Es ist ein kleines Land, wir kannten die Bankchefs und konnten aktiv werden. In den USA ist das viel schwerer“, weiß er.

Für jedes betroffene Finanzinstitut erarbeitete die schwedische Regierung damals einen genauen Rettungsplan. Zudem verlangte sie für jede Krone, die für das Überleben der Banken aus Steuermitteln zur Verfügung gestellt wurde, einen Gegenwert in Aktienkapital. Es sei wichtig gewesen, mit offenen Karten zu spielen, sagt die damalige Pressesprecherin im Finanzministerium Cecilia Skingsley. „Denn eine Volkswirtschaft, in der die Banken nicht funktionieren, geht den Bach runter. Es ist im Interesse aller, egal ob Privatperson oder Unternehmen, dass die Versorgung mit Krediten funktioniert.“

Kann das Lösungsmodell der Schweden übertragen werden?

Schwedische Flagge
Kann das schwedische Lösungsmodell ein Vorbild für die heutige Finanzmarktkrise sein?

Für die halbstaatliche Nordbank wurde in Schweden damals ein eigenes Abwicklungsunternehmen gegründet. Die Securum übernahm die schlechten Kredite der Banken, erhielt ein staatliches Startkapital und etwas Zeit, um so viel Geld wie möglich von den faulen Krediten zurückzuholen. Ein Modell, das sich rechnete.

Gleichzeitig wurden die Anforderungen an Kreditnehmer verschärft. Das ist auch heute wieder eine Folge des Crashs. Die Beruhigung des Marktes sei das A & O, insofern sei die Krise in Schweden Anfang der 90er-Jahre vergleichbar mit der globalen Krise im Jahr 2008, sagt Cecilia Skingsley, die heute als Analytikerin bei der Swedbank arbeitet.

„Wenn es wieder so geht, wie wir es aus unserer Geschichte kennen, wird das Vertrauen in die Banken zurückkommen. Das hat damit zu tun, dass die Akteure des Finanzmarktes verstehen, wie der Rettungsplan der Politiker funktioniert“, erklärt Skingsley weiter. Dieser Prozess der Wissensvermittlung brauche aber etwas Zeit. Auch beim 700 Milliarden-Krisenpaket in den USA sei das nicht anders. „Wir stehen also vor einer schwierigen Phase des Abschwungs, der je nach Land zwei bis drei Jahre dauern kann“, schätzt die Analytikerin.