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Hilfspaket für Banken in Osteuropa

27. Februar 2009

Die internationale Gemeinschaft unterstützt angeschlagene Finanzinstitute im Osten mit 25 Milliarden Euro. Die dortigen Banken sollen wieder in der Lage sein, der Wirtschaft mehr Geld zu leihen

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Seitenansicht des Gebäudes der Weltbank in Washington (Foto: dpa)
Internationale Banken spendieren Milliarden für OsteuropaBild: picture-alliance/dpa

Die Finanzkrise hat die Banken in Mittel- und Osteuropa besonders schlimm erwischt. Deshalb stellen jetzt die Weltbank, die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) und die Europäische Investitionsbank (EIB) Eigenkapitalhilfen und Kredite zur Verfügung. Den Hauptteil des Rettungspakets trägt die Europäische Investitionsbank mit rund elf Milliarden Euro.

EBWE-Chef Thomas Mirow vertritt die Ansicht, der Westen habe "eine besondere Verantwortung für die Region" und eine Unterstützung osteuropäischer Banken "mache wirtschaftlich Sinn". Und Weltbank-Chef Robert Zoellick fügte hinzu, es sei an der Zeit, dass Europa zusammenarbeite, um zu garantieren, dass die Fortschritte der vergangenen 20 Jahre nicht durch die Wirtschaftskrise zunichte gemacht werden.

Westdeutsche Banken fürchten Verluste

Die osteuropäischen Banken benötigen bis zu 15 Milliarden Dollar an Eigenkapital und bis zu 200 Milliarden Dollar für die Refinanzierung. Falls es zu einer starken Kreditklemme und zum Zusammenbruch der Banken kommt, sind auch westdeutsche Institute die Leidtragenden. Viele haben sich in den letzten Jahren im Osten engagiert.

Firmenlogo der Commerzbank in Frankfurt am Main
Zukunft in Osteuropa ungewißBild: bilderbox.com

Die Commerzbank zum Beispiel hat 2008 in Mittel- und Osteuropa einen Gewinn von 304 Millionen Euro gemacht. Etwa ein Viertel der 40.000 Mitarbeiter sind im Osten beschäftigt.

Die Deutsche Bank hatte in Osteuropa Ende 2007 Kredite von 4,3 Milliarden Euro ausstehen. Bankchef Josef Ackermann hat jedoch betont, dies sei eine vergleichsweise kleine Summe, sein Haus sei der Misere im Osten "nur sehr wenig" ausgesetzt.

Am stärksten sind österreichische Banken in Osteuropa engagiert. Ihnen drohen nun angesichts der Wirtschaftskrise dort große Probleme.

Weitere Milliardenverluste in den USA

Auch in den USA geht das Banken-Drama weiter. In diesem Jahr sind bislang schon 14 Geschäftsbanken zusammengebrochen. 2008 traf es insgesamt 25 Institute. Und das waren nicht alles nur unbedeutende Banken. Die Pleite der US-Sparkasse Washington Mutual war der größte Zusammenbruch einer Geschäftsbank der US-Geschichte.

Und all die anderen? Sie sind längst nicht über den Berg. Fast ein Drittel der Branche hat im Schlussquartal rote Zahlen geschrieben. Den größten Teil der Verluste hat jedoch nur eine Handvoll Großbanken verursacht. Welche Bank kurz vor dem Aus steht, wird nicht bekannt gegeben. Denn dann würden besorgte Anleger die Banken stürmen und so die Probleme verschärfen.

Citigroup Hochhaus in New York (Foto: AP)
Citigroup begibt sich in die Hände der US-RegierungBild: AP

Der Finanzkonzern Citigroup ist vorerst knapp an der Insolvenz vorbeigeschrammt. Das Unternehmen hat sich mit der US-Regierung auf eine Staatsbeteiligung von 36 Prozent geeinigt. Die bittere Pille für die Bank: Die Vorstandsetage muss umgebaut werden.

US-Präsident Barack Obama spricht vor Wirtschaftsführern in Washington (Foto: AP)
Obama will Hausbesitzer stützenBild: AP

US-Hypothekenfinanzierer brauchen frisches Geld

Begonnen hatte das Banken-Desaster in den USA mit den beiden Hypothekenfinanzierern Fannie Mae und Freddie Mac. Sie hatten die Turbulenzen an den Finanzmärkten ausgelöst. Da die beiden Banken hinter etwa jedem zweiten Immobilienkredit in den USA stehen, wollte die US-Regierung sie auf keinen Fall pleite gehen lassen und hat dort vorübergehend die Kontrolle übernommen.

Doch dieses Engagement ist äußerst kostspielig. Fannie Mae und Freddie Mac brauchen schon wieder Geld. Und sie werden es wohl auch bekommen - aus dem staatlichen Rettungsprogramm. Kapitalspritzen von jeweils bis zu 100 Milliarden Dollar sind eingeplant.

Faß ohne Boden

All dies geschiet bei einer katastrophalen Bilanz: Fannie Mae hat im Schlussquartal 2008 einen Verlust von 25,2 Milliarden Dollar eingefahren. Das Minus im Gesamjahr hat die schwindelerregende Summe von 58,7 Milliarden Dollar (46 Milliarden Euro) erreicht.

Freddie Mac steht keinesfalls besser da. Der Hypothekenfinanzierer, der ebenfalls vom Staat kontrolliert wird, hat akute Nothilfe in Höhe von 30 bis 35 Milliarden Dollar an Staatshilfen beantragt. Die Krise an den Haus- und Kreditmärkten könnte in diesem Jahr sogar noch schlimmer werden, hat Fannie Mae in Washington gewarnt.

Ansicht der Fassaden der beiden amerikanischen Hypothekenfinanzier Fannie Mae und Freddie Mac
Fannie Mae und Freddie Mac verschlingen Milliarden an SteuergeldernBild: picture-alliance/ dpa

Der neue US-Präsident Barack Obama will die beiden Banken jedoch auf keinen Fall in die Insolvenz schicken. Denn er möchte bis zu neun Millionen Hausbesitzer davor bewahren, dass ihre Eigenheime zwangsversteigert werden. Und dafür braucht er Fannie Mae und Freddie Mac. (cd)