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Euro-Rettung durch China

28. Oktober 2011

Die EU will die Schuldenkrise auch mit chinesischen Investoren lösen. Kritiker befürchten, dass an die Hilfen Bedingungen geknüpft sind. Droht jetzt ein Poker zwischen Brüssel und Peking?

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Foto von EFSF-Chef Klaus Regling (Foto:Ng Han Guan/AP/dapd)
Auf Werbetour in Asien: EFSF-Chef Klaus ReglingBild: dapd

Schon Stunden nach dem Brüsseler Gipfel-Erfolg am Donnerstag (27.10.2011) saß Klaus Regling im Flieger Richtung China. In Peking wollte der Chef der Europäischen Finanz-Stabilisierungs-Fazilität für den Erweiterten Rettungsfonds (EFSF) werben.

Der asiatische Riese war bislang ein gutes Pflaster für den obersten Verkäufer der europäischen Anleihen. Regelmäßig haben die Chinesen in EFSF-Bonds der Eurozone investiert. Rund ein Viertel seiner riesigen Devisenreserven soll China bereits in europäische Anleihen gesteckt haben. In Peking betonte Regling denn auch den gegenseitigen Nutzen chinesischer Investitionen in Euro-Bonds und wies darauf hin, dass die Investitionen transparent und nicht an Bedingungen geknüpft seien. "Es gibt keinen speziellen Deal. Es handelt sich um marktübliche Konditionen, die auf unserer Website veröffentlicht wurden".

Große Anreize

Symbolbild für chinesische Investitionen in Europa (Foto: Gina Sanders/fotolia)
Zu welchen Bedingungen will China in EU-Anleihen investieren?Bild: Gina Sanders/Fotolia.com

Regling und die Mitglieder der Euro-Zone hoffen, dass es für Investoren in Zukunft wesentlich attraktiver sein wird, EFSF-Bonds an Stelle von Staatsanleihen zu kaufen. Chinesische Investitionen seien bislang stark politisch gesteuert gewesen, sagt Josef Janning vom Europäischen Politikzentrum in Brüssel. Die Europäer versuchten nun, die Chinesen zu überreden, "dass es in ihrem eigenen Interesse liegt, das internationale Wirtschaftssystem zu stabilisieren."

Europa hat ein Imageproblem

Gute Chancen für umfangreichere chinesische Investitionen in EU-Anleihen sieht Jonathan Holslag vom Institut für China-Studien in Brüssel. Peking müsse seine Abhängigkeit vom Dollar verringern: "China muss in die Stabilität des Euro investieren, wenn es konsequent an seiner bisher praktizierten Finanzpolitik festhält."

Holslag räumt allerdings auch ein, dass die Eurozone deutlich weniger attraktiv ist als es sich die europäischen Staats- und Regierungschefs wünschen: "Die Chinesen haben das Vertrauen in Europa als politischen Global Player, führenden Wirtschaftsstandort und als Vorzeigemodell für einen Sozialstaat verloren."

Politische Zugeständnisse?

Symbolbild für chinesische Devisenreserven(Grafik: AP/DW)
Devisenreserven Chinas: mehr als 3 Billionen US-DollarBild: AP Graphics/DW

Aber warum will China den Europäern helfen? Liu Liqun, Professor für Europawissenschaften am Beijing Foreign Studies Institute, ist der Ansicht, dass China helfen sollte, sieht aber zugleich in dem Waffenembargo gegen China ein Hindernis, das der Hilfe entgegenstehe.

Dabei könne die EU von Zugeständnissen an Peking profitieren, glaubt Guntram Wolff vom Brüsseler Think Tank Bruegel. "Grundsätzlich ist klar, wenn man Geld zur Verfügung stellt, möchte man in der Regel etwas im Gegenzug haben. Man könnte sich da aber vorstellen, dass China mit hohen Zinsen und gleichzeitig starken Strukturreformen zufrieden wäre, die die Anlagen sicher machen. Insofern könnte man sich auch eine Konstellation vorstellen, in der China Mittel zur Verfügung stellt, aber auch bestimmte Reformen in Italien und anderen Ländern einfordert. Das wäre eher positiv zu bewerten."

Autorin: Sarah Berning / re

Redaktion: Robert Mudge