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Heynckes ist der Größte

Andreas Sten-Ziemons13. Januar 2014

In einer engen Wahl setzt sich der Triple-Sieger gegen Altmeister Sir Alex Ferguson und Dortmunds Jürgen Klopp durch. Jupp Heynckes erhält damit den verdienten Lohn für ein außergewöhnliches letztes Arbeitsjahr.

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Jupp Heynckes mit dem Pokal des Welttrainers 2013 gekürt
Bild: picture-alliance/dpa

Betrachtet man die Titelsammlung des frisch gekürten Welttrainers Jupp Heynckes, fällt schnell auf, dass sich der mittlerweile 68-Jährige das Beste bis zum Schluss aufbewahrt hat. Zwar hat Heynckes in der Bundesliga und im Ausland meist erfolgreich bei vielen bedeutenden Clubs gearbeitet, Pokalsiege und Meistertitel blieben aber eher die Ausnahme - bis zum vergangenen Jahr. Heynckes trainierte in seiner letzten Saison die "Super-Bayern" und gewann alles was ging: Deutsche Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League. Die Krönung einer großen Karriere, die in den 15 Jahren vor dem Bayern-Triple titellos verlief. Beim Triumph Real Madrids im Jahr 1998 durfte Heynckes zuletzt einen Pokal in den Himmel recken - allerdings wurde er bei den "Königlichen" trotz seines Erfolges im Champions-League-Finale gegen Juventus Turin direkt im Anschluss entlassen.

Die Meistermannschaft 1975 Borussia Moenchengladbach
Jupp Heynckes (h.l.) feiert 1975 die deutsche Meisterschaft mit Borussia MönchengladbachBild: picture alliance/Sven Simon

Neben der Verlängerung seiner Titelliste hat Heynckes zum Ende seiner Laufbahn etwas Weiteres geschafft: Nachdem er lange als verbissener und überehrgeiziger Trainer galt, hat sich die Wahrnehmung seiner Person in der Öffentlichkeit grundlegend geändert. Mit Gelassenheit, väterlicher Fürsorge und dem souveränen Auftreten eines weitgereisten und erfahrenen Trainers betreute er seine Spieler, und die dankten es ihm mit außergewöhnlichen Leistungen. Die Fußballfans gönnten Heynckes, der in seiner Karriere früher auch von den Anhängern der eigenen Mannschaft oft ausgepfiffen worden war und der einmal sogar eine anonyme Morddrohung erhalten hatte, jeden seiner Titel.

Vom Stürmer zum Trainer

Josef Heynckes, genannt Jupp, wurde in Mönchengladbach geboren, daher ist die Borussia auch "sein" Verein. Schon als Jugendlicher spielte er für Mönchengladbach, ab 1965 dann in der Bundesliga, wo zu einem der besten deutschen Torjäger reifte. Mit Ausnahme eines dreijährigen Engagements bei Hannover 96 (1967 bis 1970), stürmte Heynckes ausnahmslos für die Gladbacher. In den 1970er Jahren erlebte der Stürmer die erfolgreichste Zeit am Bökelberg: Er gewann mit der "Fohlenelf" vier deutsche Meisterschaften, 1973 den DFB-Pokal und 1975 den UEFA-Pokal. Er schoss 243 Bundesligatore, zweimal wurde er Torschützenkönig. Als Spieler und Trainer bestritt er mehr als 1000 Spiele in der höchsten deutschen Spielklasse. Mit der Nationalmannschaft gewann er 1972 den Europameistertitel in Belgien und 1974 die WM im eigenen Land.

Jupp Heynckes mit dem Champions-League-Pokal 1998
"Don Jupp" (l.) gewinnt 1998 mit Real Madrid den Champions-League-Pokal.Bild: picture-alliance/dpa

Als Trainer in die Welt

Nach 369 Bundesligapartien beendete Heynckes 1978 seine Spielerlaufbahn - und die Karriere als Coach begann, natürlich in Mönchengladbach. Mit 34 Jahren war er der bis dahin jüngste Cheftrainer der Bundesliga. Der erste Bayern-Ruf ertönte schon 1987. In München gewann er jedoch innerhalb von vier Jahren nur einmal den deutschen Meistertitel und wurde daraufhin entlassen. Uli Hoeneß, der damals noch Manager der Bayern war, bezeichnete die Entscheidung gegen Heynckes später als "größte Fehlentscheidung“ seiner Karriere. Seit dieser Zeit verbindet die beiden Männer eine tiefe Freundschaft, die dazu führte, dass Heynckes noch zweimal als Trainer an die Säbener Straße zurückkehrte.

Jupp Heynckes und Uli Hoeneß beim Biertrinken
Nicht immer gute Freunde: Heynckes (l.) und Hoeneß (r.).Bild: picture alliance/Sven Simon

Zunächst aber ging Heynckes ins Ausland - und fand auf der iberischen Halbinsel sein Glück: bei Athletic Bilbao, CD Teneriffa, Real Madrid und Benfica Lissabon. Zurückgekehrt in die Bundesliga arbeitete Heynckes bei Schalke 04 und erneut bei Borussia Mönchengladbach, bevor er 2009 überraschend aus dem Vorruhestand heraus zum Interimscoach bei den Bayern benannt wurde - als Freundschaftsdienst für Uli Hoeneß, der mittlerweile Präsident geworden war.

Immer wieder die Bayern

Nach einem kurzem Abstecher zu Bayer Leverkusen unterschrieb Heynckes 2011 erneut einen Zweijahres-Vertrag in München. In dieser Zeit formte der Coach die erfolgreichste Bayern-Mannschaft der Vereinsgeschichte, die in der abgelaufenen Saison 2012/2013 von Rekord zu Rekord eilte. Die Auszeichnung als Welttrainer des Jahres 2013 unterstreicht, welchen Anteil Jupp Heynckes an der Erfolgsgeschichte der Bayern hatte.