1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Heulen und Zähneklappern in Chinas Industrie

3. August 2015

Die Stimmung in den Chef-Etagen der herstellenden Unternehmen Chinas ist auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren gefallen - und Chinas Notenbank richtet sich bereits auf eine längere Durststrecke ein.

https://p.dw.com/p/1G8lR
China Wirtschaft Symbolbild
Bild: Greg Baker/AFP/Getty Images

Die Stimmung in der chinesischen Industrie hat sich weiter eingetrübt. Der Caixin/Markit-Einkaufsmanagerindex lag den am Montag veröffentlichten endgültigen Daten zufolge bei 47,8 Punkten, dem tiefsten Stand seit Juli 2013.

Die vorläufige Schätzung hatte noch 48,2 Punkte ergeben. Der Juli ist der fünfte Monat in Folge mit einem Wert unter der Marke von 50 Punkten, die Wachstum signalisiert. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten ursprünglich einen Wert von 49,7 Punkten erwartet, was eine leichte Erholung zu den 49,4 Punkten im Juni bedeutet hätte.

Neue Konjunkturprogramme?

Die Regierung in Peking hat das Wirtschaftswachstum im Zeitraum April bis Juni mit gleichbleibend sieben Prozent angegeben und damit etwas höher als von Analysten vorhergesagt. Die neuen Daten dürften Spekulationen befeuern, dass sie Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur ergreifen wird.

Der nicht-offizielle Einkaufsmanager-Index wurde im Juli erstmals in Zusammenarbeit mit dem chinesischen Medienkonzern Caixin veröffentlicht. Zuvor war die Großbank HSBC beteiligt.

Auch die chinesische Notenbank rechnet mit einem anhaltenden Abwärtsdruck in der Wirtschaft. Die Ausgaben für die Infrastruktur und die Exporte dürften in den kommenden sechs Monaten kaum wachsen, sagte Chefstatistiker Sheng Songcheng am Wochenende einer Wirtschaftszeitung. Auch die Unternehmen seien hinsichtlich zu ihren Geschäftsaussichten eher pessimistisch.

Angesichts des Nachfragerückgangs im In- und Ausland, zögerlicher Investitionen und Überkapazitäten in der Industrie rechnet China in diesem Jahr mit einem Wachstum von sieben Prozent und damit dem niedrigsten seit 25 Jahren.

Verschuldete Regionalregierungen

Die chinesische Konjunktur ist nach Jahren rasanten Wachstums abgeflaut. Die Regierung versucht mit Konjunkturprogrammen und Zinssenkungen, der Wirtschaft mehr Zugkraft zu verleihen. Allerdings wirft ein Einbruch an den Aktienmärkten das Land dabei zurück.

Hinzu kommen hoch verschuldete Regionalregierungen, die in den Strudel sinkender Einnahmen und fallender Immobilienpreise geraten sind. Die Zentralbank müsse die Finanzierungsinstrumente der regionalen Verwaltungen künftig genauer überwachen, kündigte Sheng an, der auch bei den Geschäftsbanken wachsende Risiken sieht.

Die Volkswirte der Notenbank hoffen jedoch, dass die Konjunkturanreize in den kommenden Monaten greifen und sich der Immobilienmarkt erholt. Andere Analysten halten die Währungshüter für zu optimistisch. Sie verweisen auf die große Zahl unverkaufter Immobilien und auf die hohen Schulden der lokalen Regierungen, die damit nur eingeschränkt investieren könnten.

Wen/Fab (rtrd, dpa)