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Herz zu verkaufen – von Hagens' Online-Shop

21. Oktober 2010

Mit den "Körperwelten"-Ausstellungen wurde Gunther von Hagens bekannt, aufbereitete Leichen und Organe werden hier präsentiert. Nun bietet er seine Plastinate auch online an – zum Verkauf. Die Kirchen reagieren entsetzt.

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Ein menschliches Herz auf einem Ständer (Screenshot: plastination-products.com)
Ein Herz für 4.165 Euro

"Nichts ist so spannend wie die Realität", begrüßt Gunther von Hagens die Besucher seiner neuen Geschäftsidee, der Internetseite plastination-products.com. Und weiter: "Entdecken Sie die spannende Welt der Plastination hier: Klicken, staunen, kaufen."

Erwerben kann der interessierte Kunde ab November, dann startet der Verkauf, so ziemlich alles, was der menschliche Körper hergibt: ein Herz für 4.165 Euro, ein Kopf für 22.015 Euro oder gleich den ganzen Körper für 69.615 Euro. Alle Preise zuzüglich Versandkosten. Unter der Rubrik "Lifestyle" findet sich Tierisches wie die "Kette mit Bullenpenis" oder der "Handyanhänger mit Pferdefuß-Scheibe", der das Konterfei von Hagens' abbildet – zum Schnäppchenpreis von 7 Euro und 2 Cent.

"Drehscheibe des globalen Leichenhandels"

Gunther von Hagens und eines seiner Präparate (Foto: AP)
Gunter von Hagens spricht von der "Demokratisierung der Anatomie"Bild: AP

Wie schon in der Vergangenheit die "Körperwelten"-Ausstellung kritisieren die christlichen Kirchen in Deutschland auch die neue Geschäftsidee des Unternehmers scharf. Deutschland könne "scheibchenweise zu einer Drehscheibe des globalen Leichenhandels werden", warnen der evangelische badische Landesbischof Ulrich Fischer und der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch. Die Politik rufen sie auf, den Handel zu verhindern.

Bereits im Mai hatte der umstrittene Leichenpräparator den Verkauf menschlicher Plastinate angekündigt. Sprecher von Innen- und Gesundheitsministerium sagten damals, die Aktion verstoße nicht gegen geltendes Recht. Ein Verbot komme deshalb nicht in Betracht.

200 Mitarbeiter stellen die Produkte her

Erzbischof Robert Zollitsch (Foto: DW)
Erzbischof Robert Zollitsch spricht von einem "Tabubruch"Bild: DW

Inzwischen hat von Hagens in einem Rundschreiben an Körperspender, Kunden, Lieferanten und interessierte Freunde über die Eröffnung des Onlineshops informiert. Der Plastinator nannte den 2. oder 3. November als Starttermin. Einzelheiten will er auch erst dann bekannt geben. "Bisher verkauften wir vorrangig Plastinate an Kunden mit Lehr- und Forschungsauftrag", zitiert die Süddeutsche Zeitung aus von Hagens Rundmail. "Um die aufwändige Plastinationsforschung fortzuführen" sei es aber "notwendig, die begonnene Demokratisierung der Anatomie zu stärken und die Produkte einem größeren Kreis potentieller Interessenten zugänglich zu machen."

Es gehe nicht um neue Erkenntnisse für Wissenschaft und Forschung, "sondern um Leichenfledderei und Spektakel unter dem Deckmantel der medizinischen Aufklärung", kritisierte Erzbischof Zollitsch. Der geplante Internethandel sei ein "Tabubruch", der gegen die Achtung vor Toten verstoße.

Plastination ist die wirklichkeitsgetreue Konservierung anatomischer Präparate. 200 Mitarbeiter stellen von Hagens zufolge in seinem neuen Institut für Plastination in Guben (Brandenburg) die Präparate her. Der Vorwurf der Geldmacherei dürfte nicht leiser werden.

Autor: Michael Borgers (dpa, kna, epd)

Redaktion: Marion Linnenbrink