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Herthas Ziel: (mindestens) Klassenerhalt

30. Juli 2011

In Liga eins bleiben - mit dieser Ansage geht Aufsteiger Hertha BSC in die neue Saison. Insgeheim hoffen die Berliner, dass noch deutlich mehr drin ist. Dafür hat sich der Verein personell sinnvoll verstärkt.

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Hertha BSC im Trainingslager (Foto: picture alliance)
Bild: picture-alliance/City-Press GmbH

Mal euphorisch, mal frustriert, dann gehofft und doch wieder gebangt - die Fans von Hertha BSC haben allein in den letzten drei Spielzeiten sämtliche Gefühlsschwankungen miterlebt. So überraschten die Berliner vor zwei Jahren mit Platz vier in Deutschlands höchster Spielklasse. Zwar verpassten sie damit einen Champions League-Platz, aber die Europa League war immer noch viel mehr, als sich die Hauptstädter erhofft hatten. Nur zwölf Monate später der bittere Abstieg: Hertha musste nach einer katastrophalen Saison runter in die 2. Liga. Aber nur für ein Jahr: den Berlinern gelang souverän der direkte Aufstieg. Wo also ist die Hertha jetzt einzuordnen?

Bescheiden, aber ehrgeizig

Die Zweitliga-Meisterschale: In dieser Saison sind die Ziele bescheidener. (Foto: dapd)
Die Zweitliga-Meisterschale: In dieser Saison sind die Ziele der Berliner bescheidenerBild: dapd

"Es wäre vermessen als Aufsteiger von irgendwelchen Meisterschaften, Pokalsiegen oder irgendwas zu träumen", erklärt Trainer Markus Babbel, der das Team nach dem Abstieg voriges Jahr übernommen hatte. "Hauptziel muss für uns als Verein sein, die Klasse zu halten." Das ist die offizielle Version. Aber insgeheim erhofft sich der ehemaliger Spieler von Bayern München doch mehr: Neun Punkte aus den ersten drei Spielen - so die Ansage auf die Frage, was man vom Saisonstart erwarte. Und auch das Motto von Babbel für diese Saison hört sich nicht so an, als ob er mit Platz fünfzehn zufrieden wäre: "Flach spielen, hoch gewinnen."

Glaube ist nicht gleich Realität

Babbel kennt Hertha BSC mittlerweile jedoch zu gut, um nicht unnötig Hoffnungen zu wecken, die nacher enttäuscht werden könnten. Die Erwartungen und der Druck beim Hauptstadt-Klub sind höher als bei anderen Teams, ausgenommen Bayern München und womöglich derzeit der Deutsche Meister Borussia Dortmund. Daran sei auch der Verein in der Saison 2009/2010 gescheitert, meint Babbel. Der Glaube der Spieler, Fans und Sponsoren, dass sich Hertha in Zukunft unter den Top drei der 1. Liga etablieren würde, hatte mit der Realität wenig zu tun. Diesen Fehler will der Verein nicht noch mal machen.


Punktuelle Verstärkung

Der neue Hertha-Torwart Thomas Kraft. (Foto: picture alliance)
Neu bei Hertha: KraftBild: picture-alliance/City-Press GmbH

Für die neue Saison hat sich Hertha mit Manger Michael Preetz nicht auf Transfers von großen Namen eingelassen, sondern finanziell und personell vernünftig eingekauft. Vier neue Spieler wurde verpflichtetet, alle sind ablösefrei gekommen. Die neuen Profis sollen die bisherige Mannschaft punktuell dort verstärken, wo noch Defizite waren. Für die Torhüterposition ist mit Thomas Kraft ein Spieler gekommen, der bei Bayern München Erfahrungen in der 1. Liga und sogar in der Champions League gesammelt hat. Er hat im letzten Jahr selbst erfahren müssen, wie schnell auf dem Auf- der Abstieg folgen kann. Nachdem Kraft kurzzeitig zum Nachfolger von Oliver Kahn hochgejubelt wurde, wurde er nach einigen Patzern fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel.

Babbels Bayern-Beziehung

Von dem deutschen Rekordmeister ist noch ein weiterer Profi gekommen - was Berlin vermutlich den guten Verbindungen von Markus Babbel zu den Bayern zu verdanken hat: Andreas Ottl. Der Mittelfeldspieler hat sich in den letzten sieben Jahren zu einem erfahrenen Bundesligaspieler entwickelt, "dessen Routine uns nicht nur in der kommenden Saison, sondern auch in den nächsten Jahren mit Sicherheit weiterhelfen wird", so Manager Michael Preetz. In der Defensive hat sich der Traditionsklub zudem mit Maik Franz von Eintracht Frankfurt verstärkt, dessen Image als Eisenfuß er in Berlin endlich ablegen will.

Falsches Bild der Medien

Spielszene mit Maik Franz (li.) noch im Trikot von Eintracht Frankfurt. (Foto: picture alliance)
Maik "Eisenfuß" FranzBild: picture alliance/Pressefoto Ulmer

"Ich bin gar nicht der große Grätscher oder Treter. Ich glaube, die Medien sehen das nur ganz gerne", sagt der ehemalige Spieler von Absteiger Eintracht Frankfurt. Denn wer genau hinschaue, der würde merken, dass er gar nicht so oft Foul spiele. Dann gibt Franz aber zu: "So ab und zu kommt es halt doch mal vor. Aber das ist für einen Verteidiger ja auch nicht so schlimm." Der vierte Neuzugang ist Tunay Torun, ein 21-jähriger Spieler vom Hamburger SV, der in der Offensive variabel einsetzbar ist.

Vertragsverlängerung mit Ramos

Zudem hat Manager Preetz dafür gesorgt, dass bewährte Profis dem Verein langfristig erhalten bleiben. Wie beispielsweise der bei den Fans beliebte Kolumbianer Adrián Ramos. Der Vertrag mit dem Stürmer wurde vorzeitig um zwei Jahre bis 2015 verlängert. "Er ist seit zwei Jahren der beste Torschütze bei uns. Er hat im Abstiegsjahr zweistellig getroffen und im letzten Jahr 15 Tore geschossen", erklärt Preetz. "Er ist immer noch relativ jung. Ich glaube, wir werden noch viel Freude an ihm haben."

Freuen können sich die Mannschaft, Fans und Sponsoren nun erst einmal auf die 1. Liga und Gegner wie Bayern München, Schalke 04 und Borussia Dortmund. Neuzugang Franz glaubt, dass es - wie in der vergangenen Saison - wieder viele Überraschungen geben wird. "Und ich hoffe, dass Hertha eine der positiven ist."

Autorin: Sarah Faupel
Redaktion: Arnulf Boettcher