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Corona verhindert Magaths Hertha-Debüt

18. März 2022

Mit altbekannten Methoden will Felix Magath Hertha BSC zum Klassenerhalt führen. Die Berliner Profis müssen sich auf intensives Training einstellen, doch zunächst kann der 68-Jährige nicht auf der Bank Platz nehmen.

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Hertha BSC Training Felix Magath
Neu-Hertha-Trainer Felix Magath hat acht Spieltage Zeit, um die Berliner vor dem Abstieg zu rettenBild: ANNEGRET HILSE/REUTERS

Felix Magath kam als Letzter - doch die Aufmerksamkeit gehörte ohnehin allein ihm. Als der große Hoffnungsträger am Dienstag um 10.31 Uhr die schwere Rettungsmission bei Hertha BSC antrat, liefen sich seine Spieler bereits seit vier Minuten warm. In schwarzer Kapuzenjacke und mit einem sanften Lächeln im Gesicht schlenderte der neue Coach zum ersten Training auf den Schenckendorffplatz.

Zahlreiche Journalisten und Kamerateams waren gekommen, um zu sehen, wie der 68-Jährige die schwer abstiegsbedrohten Berliner aus der Krise führen will. Doch auf einen lautstarken Einpeitscher Magath, dem eine Vorliebe für Medizinbälle und Treppenläufe anhängt, warteten sie vergebens. Beinahe unscheinbar und mit den Händen in den Taschen beobachtete er die rund eineinhalbstündige Einheit zu Beginn von der Seite.

Corona verhindert Debüt

Danach zog Magath ein positives Fazit. "Ich bin zufrieden mit der ersten Trainingseinheit. Alle waren wach und engagiert, haben gut mitgezogen", wurde er auf der Vereinswebseite zitiert. Zwei Tage später dann die Ernüchterung: Corona! Der 68-jährige Trainerveteran, der für die hochambitionierten und tief gefallenen Berliner zum Retter werden soll, wurde positiv auf das Virus getestet.

Der "Retter" wird die erste Partie seiner neuen Mannschaft also in Isolation auf seinem Berliner Hotelzimmer verfolgen. "Dass die Aufgabe schwierig wird, war klar. Es war allerdings nicht zu erwarten, dass gleich zu Beginn weitere nicht beeinflussbare Hindernisse hinzukommen", sagte Magath nach seinem positiven Test Bild. "Trotzdem wird uns auch das nicht davon abbringen, unser gemeinsames Ziel, den Klassenerhalt, zu erreichen."

Unterstützung für die Hertha-Spieler

Hertha BSC - Pressekonferenz Vorstellung Felix Magath
Wird es jetzt ungemütlich für die Hertha-Profis? Trainer Felix Magath gilt als "Schleifer"Bild: Jan-Philipp Burmann/Hertha BSC/dpa/picture alliance

"Disziplin gehört nun mal zum Sport, das kann ich nicht ändern, das habe ich nicht erfunden", hatte der 68-Jährige Felix Magath bei seiner Vorstellung als neuer Chefcoach des Berliner Krisen-Klubs am Montag gesagt. Disziplin fordere er in den kommenden Wochen nicht für sich oder sein "Glücksgefühl", sondern für Hertha BSC. Gleich in seinem Eingangsstatement warnte Magath vor weiteren Streitigkeiten und Konflikten innerhalb und außerhalb des als "schwer trainierbar" eingestuften Hertha-Kaders.

"Ich hoffe, es ist allen klar. Es geht hier in den nächsten Wochen um Hertha BSC, nicht um Felix Magath oder Fredi Bobic. Es geht darum, dass der Klub in der Situation ist, in der er breite Unterstützung braucht, die Spieler Unterstützung brauchen", sagte der 68-Jährige.

Korkut nach Gladbach-Pleite entlassen

Nach dem 0:2 bei Borussia Mönchengladbach war für Magaths Vorgänger Tayfun Korkut Schluss bei der Hertha. Am 26. Spieltag der Bundesliga war es die 15. Saisonniederlage für den Hauptstadtklub, der auf Abstiegsrang 17 abstürzte. Am nächsten Morgen stand nach relativ kurzer Krisensitzung des Hertha-Führungsstabs fest: Korkut musste nach nur 104 Tagen als Cheftrainer der Berliner gehen.

"Nach verheißungsvollem Start haben wir nun offen und klar die Entwicklung der Leistungen und Ergebnisse analysiert. Wir sind zu dem Entschluss gekommen, eine nochmalige Veränderung vorzunehmen", wurde Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic im offiziellen Statement des Vereins zitiert. Korkut war im November 2021 verpflichtet worden, um den Verein aus der Abstiegszone in der Tabelle nach oben zu führen. Sein Vertrag lief bis zum Ende der Saison.

Bobic zaubert Magath aus dem Hut

Nur wenige Stunden später präsentierte der Verein den Namen des Trainers, der die Rettung schaffen soll: Während Niko Kovac, David Wagner und Daniel Farke als Kandidaten gehandelt wurden, überraschte Fredi Bobic schließlich mit Magath.

"Die Vita von Felix Magath spricht für sich. Mit ihm haben wir jemanden für uns gewinnen können, der schon vielfach bewiesen hat, dass er mit seiner immensen Erfahrung als Trainer in jeglicher sportlichen Situation seiner Art und seiner Ausstrahlung an den richtigen Stellschrauben drehen kann, um uns aus unserer sportlich herausfordernden Lage herauszuführen", begründete Bobic die Verpflichtung. Er habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, Magath zu holen. 

Fredi Bobic und Felix Magath
Alte Bekannte, auch wenn Fredi Bobic (l.) nie unter Trainer Felix Magath (r.) spielteBild: Eventpress Fuhr/imago images

Magath kehrt nach gut neun Jahren Abwesenheit als Trainer in die Bundesliga zurück. Sein Vertrag gilt bis zum Saisonende. "Ich hatte sehr klare und offene Gespräche mit Fredi Bobic. Uns allen ist die aktuelle sportliche Situation bewusst und ich bin gerne bereit, Hertha BSC dabei zu helfen, das Ziel Klassenerhalt zu erreichen", sagte Magath: "Wichtig ist jetzt die volle Fokussierung von allen auf die verbleibenden acht Spiele."

Als Spieler gewann Magath mit dem Hamburger SV unter anderem den Europapokal der Landesmeister 1983. Mit der Nationalmannschaft wurde er 1980 Europameister, 1982 und 1986 Vize-Weltmeister. Als Trainer gewann er 2009 sensationell die Meisterschaft mit dem VfL Wolfsburg.

Fußball Wolfsburg | Meisterschaft 2009 | Trainer Felix Magath
2009 holte Wolfsburg mit Magath überraschend den MeistertitelBild: Bernd König/imago images

2005 und 2006 holte Magath mit dem FC Bayern jeweils das Double mit Meisterschaft und DFB-Pokal. Als Trainer war er zuletzt von Juni 2016 bis Dezember 2017 bei Shandong Luneng Taishan in China angestellt.

Das Comeback sei auch für ihn überraschend gekommen, räumte Magath ein: "An und für sich wollte ich in der Bundesliga nicht mehr als Trainer arbeiten. Auf der anderen Seite bezeichne ich mich als Sportler, als Fußballer. Ich bin in der Lage, mich Situationen anzupassen."

asz/og/dvo (SID, dpa)